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Fußball
WM mit Geschlechtsmerkmal

Die Fußball-WM der Frauen hätte für die FIFA eine Möglichkeit sein können, sich mit schönen Bildern ein wenig von den jüngsten Skandalen zu erholen. Doch auch hier zeichnet sich der Weltverband nicht gerade durch Fingerspitzengefühl aus wie ein Beispiel aus Schweden zeigt.

Von Victoria Reith | 31.05.2015
    Eine Zuschauerin bläst in einem Stadion in eine Vuvuzela.
    Eine Zuschauerin bläst in einem Stadion in eine Vuvuzela. (picture-alliance / dpa / Stefan Puchner)
    "Women's football is definitely, my, I would not say my baby. But I consider myself a little bit as the Godfather of the organization of women's football in FIFA."
    Als Godfather, als Paten des Frauenfußballs, bezeichnete sich der Präsident der Weltfußballorganisation, Sepp Blatter, im britischen Sender BBC Anfang Mai. Angesichts der aktuellsten Skandale könnte man annehmen, dass diese Vorliebe etwas in den Hintergrund gerückt ist. Doch dem scheint nicht so. Jüngst hat sich die FIFA damit beliebt gemacht, dass alle Mannschaften einen Nachweis erbringen müssen, dass sie tatsächlich ausschließlich aus Frauen bestehen.
    Der neueste Streich im Verhältnis FIFA und Frauenfußball betrifft die Bezeichnung der Frauen-WM. Der schwedische Fernsehsender TV4 wollte das Turnier "FIFA Fußball Weltmeisterschaft" nennen. So wie das Turnier, das im letzten Jahr bei den Männern stattfand. Doch die FIFA besteht auf der offiziellen Bezeichnung "FIFA Frauenweltmeisterschaft". Das Wort Fußball kommt darin also nicht vor, wohl aber das Geschlecht. Eine hinreichende Begründung für die Unterscheidung gibt es nicht, außer, dass es sich dabei um unterschiedliche Marken handle, die es nicht zu verwechseln gelte. Martin Nersing aus der TV4-Sportredaktion sagte dazu zu im Schwedischen Rundfunk:
    "Wir wollten zur Gleichstellung der beiden Turniere beitragen, sie steigern. Für uns ist es einfach die Fußball-WM, die dieses Jahr stattfindet. Deshalb ist es schade, dass wir diesen Namen – 'Fußball-WM' - nicht verwenden dürfen."
    Dabei könnte man eigentlich denken, dass die FIFA derzeit wichtigere Probleme hätte. Doch am Mittwoch, am selben Tag, an dem sieben ihrer Funktionäre in Zürich festgenommen wurden, teilte die FIFA TV4 per Mail ihren Entschluss mit: Ein Verbot. Die Sender müssen sich widerwillig an die Auflagen der Weltfußballorganisation halten.
    "Wir haben diskutiert, aber die FIFA entscheidet, und wir müssen uns danach richten."
    Moa Svan ist Autorin eines Buchs über die schwedische Frauenfußballmannschaft. Sie findet:
    "TV4 könnte sich trauen, seine eigene Sache durchzuziehen und das Turnier einfach Fußball-WM nennen."
    Die schwedischen Zuschauer haben indes keine Angst, die Frauen-Fußball-WM mit dem Männerturnier zu verwechseln, wie eine Umfrage des schwedischen Rundfunks ergab:
    "Ich glaube nicht, dass das ein Problem ist. In einem Gespräch könnte es etwas peinlich sein. Aber das Missverständnis kann man ja schnell ausräumen.
    "Ich denke, die Gefahr ist überschaubar!"
    "Das Schlimmste, was passieren könnte, ist, dass ich den Fernseh-Kanal verwechsle. Aber die Chancen stehen gleich null."
    Die nächste Männer-WM findet ohnehin nicht zeitgleich, sondern erst 2018 statt. Zwar weiß man nicht genau, was passieren würde, wenn TV4 sich nicht an die FIFA-Vorgabe hielte. Doch die Weltfußballorganisation könnte dem schwedischen Sender Vertragsbruch zur Last legen. Und dann würde es schwierig werden mit dem FIFA-Fußball-Sommermärchen.