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Fußball
"WM-Titel könnte DFB-Elf belasten"

Marcel Reif, Deutschlands wohl bekanntester Fußball-Kommentator, hört zum Saisonende beim Pay-TV-Sender "Sky" auf – nach 17 Jahren. Der 66-Jährige war jetzt sozusagen Co-Moderator in der Sendung "Sport am Feiertag" und äußerte sich zu aktuellen Themen. Den Weltverband FIFA nannte er dabei im DLF eine "korrupte Bande."

Marcel Reif im Gespräch mit Philipp May | 16.05.2016
    Fußball-Kommentator Marcel Reif
    Fußball-Kommentator Marcel Reif (DPA/Picture Alliance//Revierfoto)
    "Miroslav Klose wird der Nationalelf bei der EM in Frankeich fehlen – als Typ", sagte Marcel Reif im DLF. "Solche Typen braucht es, weil sie eine Mannschaft auch außerhalb des Platzes führen." Weltmeister Klose hatte am Wochenende sein letztes Spiel für den italienischen Erstligisten Lazio Rom bestritten.
    Kader mit Überraschungen
    Am Dienstag gibt Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader für die Europameisterschaft in Frankreich bekannt. Reif äußerte die Vermutung, Löw werde "ein oder zwei Überraschungen" nominieren. Dazu dürften Joshua Kimmich von Bayern München und Julian Weigl von Borussia Dortmund gehören. Es habe Spaß gemacht, die beiden in der vergangenen Saison zu beobachten.
    Wegen des gewonnen WM-Titels in Brasilien äußerte Reif Bedenken zum Abschneiden in Frankreich. "Bei jungen Menschen weiß man, wenn sie mal das Höchste erreicht haben, ist das Zweithöchste danach manchmal ein bisschen mühsam." Der WM-Titel könne auch eine Belastung sein.
    "Armselige Situation bei der FIFA"
    Die jüngste Krise beim Weltverband FIFA sei von "erfrischender, realsatirischer Anmutung", so Reifs scherzhafte Einschätzung. Im FIFA-Hauptquartier arbeiteten 300 bis 400 Menschen. "Die machen einen tollen, riesigen Job und werden geführt von einem Bande, die so korrupt ist." Und Präsident Gianni Infantino schaffe jetzt die Gewaltenteilung ab. "Die Situation sei armselig."
    In Nordkorea psychische Stärke gefordert
    Neuer Trainer der nordkoreanischen Nationalmannschaft wird der ehemalige Bundesliga-Coach Jørn Andersen. Der Norweger mit deutschem Pass wurde 1990 im Trikot von Eintracht Frankfurt mit 18 Treffern Bundesliga-Torschützenkönig. "Andersen muss in Nordkorea psychisch sehr stark sein", kommentierte Reif diese Entscheidung. Er war selbst einmal drei Tage in Nordkorea. Er habe danach verstanden, "was Freiheit bedeutet – wenn Menschen sie nicht haben."
    Der 66-Jährige Reif war 1999 von RTL zum damaligen Premiere gewechselt, hatte danach von drei Weltmeisterschaften berichtet und zahlreiche Champions-League-Endspiele sowie mehr als 500 Bundesliga-Spiele kommentiert. Er wurde im Laufe seiner Karriere, die in der Auslandsredaktion des ZDF begann, unter anderem mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.
    "Für die Zukunft habe er keinen festen Plan", sagte Reif abschließend. Aber mal ein bisschen aus der Routine herauszukommen, sei für ihn reizvoll.
    Das gesamte Gespräch können Sie nach der Sendung mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.