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Fußreflexzonenmassage
Gezielte Berührung kann helfen

Eine Fußmassage ist angenehm. Die Fußreflexzonentherapie schreibt ihr aber auch eine therapeutische Wirkung zu. Die Fußsohle bildet demnach den Körper mit seinen Organen ab. Eine zielgenaue Massage soll Verspannungen lösen und Selbstheilungskräfte in Gang setzen. Barfuß laufen hilft aber auch.

Von Mirko Smiljanic | 29.10.2019
Ein Vater und Kind liegen im Gras und ruhen sich, die Füße weit von sich gestreckt, aus.
Im Laufe eines Lebens sind die Füße großen Belastungen ausgesetzt. Eine Fußreflexzonenmassage kann dabei helfen, Blockaden im ganzen Körper zu lösen. (picture alliance / dpa / R2656_Chad_Ehlers)
Die Patientin hat es sich auf einer Behandlungsliege bequem gemacht. Ihr Kopf liegt etwas erhöht auf einem Kissen, die Hände sind gefaltet, langsam gleitet der Körper in einen entspannten Zustand. Ihre Kleidung musste sie nicht ablegen. Einzige Ausnahme sind Schuhe und Strümpfe. Die Füße sind aus gutem Grund frei zugänglich, sie stehen im Mittelpunkt der kommenden 60 Minuten. Genauer gesagt, ihre Füße und ihr Magen.
"Ich bin hier, weil ich seit längerer Zeit schon Probleme mit dem Magen habe und der Arzt auch nichts feststellen konnte, und dann habe ich gedacht, okay, es muss Alternativmethoden geben, die mir helfen, und bin einfach mal zu der Frau Buchholz gegangen."
Tanja Buchholz ist Heilpraktikerin und Yogalehrerin in Köln. Sie sitzt am Ende der Behandlungsliege und inspiziert zunächst die Füße der 54-jährigen: kein Nagelpilz, keine offenen Stellen. Die Füße sind okay, der Magen-Darm-Trakt nicht.
Mit Fußreflexzonenmassage gegen Stresserkrankungen
"Ja, das ist auf jeden Fall was, womit Menschen häufig in meine Praxis kommen, also Stressbelastung und dadurch vielleicht ein Reizmagen oder auch einen Reizdarm, also der Verdauungsapparat reagiert natürlich empfindlich auf Stress. Und da kann man auf jeden Fall gut helfen mit der Naturheilkunde, vor allen Dingen mit Energetischer Medizin, so wie ich es hier mache, auch mit Akupunktur, Akupressur oder heute vielleicht auch die Fußreflexzonentherapie."
Bevor Tanja Buchholz ihrer Patientin eine Fußreflexzonentherapie vorschlug, nahm sie zunächst eine Anamnese auf. Wie sie lebt, was sie arbeitet, an welchen Krankheiten sie litt und leidet – alles ist wichtig. Außerdem musste die Kölnerin abklären lassen, dass wirklich keine somatischen Probleme vorliegen. Schwere Erkrankungen wie Magengeschwüre oder Vergleichbares lassen sich mit Fußreflexzonenbehandlungen nicht heilen! Trotzdem war ihr Leidensdruck ziemlich hoch.
"Das ist schon mal nach dem Essen, dass ich das Gefühl habe, es tut weh, gerade so im Oberbauchbereich, oder Stress, habe mal drauf geachtet, wenn ich Stress habe, das denke, ich habe Schmerzen, ich fühle mich sehr unwohl, mir wird manchmal ein bisschen schlecht dabei, also sehr unangenehm."
Vielleicht hilft ja eine Fußreflexzonenmassage, sagte sie sich und liegt jetzt auf der Massagebank bei Tanja Buchholz. Was aber genau ist eine Fußreflexzonenbehandlung?
Füße bilden gesamten Körper ab
"Wir sitzen ja jetzt hier vor der Massagebank, schauen quasi von unten auf die Füße drauf, auf die Fußsohle, und wenn ich die Füße der Patientin mal so richtig zusammenstelle mittig und von unten auf die Fußsohle schaue, dann kann ich mit ein wenig Phantasie mir den Oberkörper eines Menschen, eines sitzenden Menschen vorstellen."
Womit die Kölner Heilpraktikerin eine zentrale Voraussetzung für das Funktionieren von Fußreflexzonenmassagen beschrieben hat: Die Fußsohle bildet den gesamten Körper ab!
"Wobei der Bereich der Zehen den ganzen Kopfbereich abbildet, vor allem die Großen Zehen, da habe ich dann Zugang zum Kopf und zum Schädel, an den kleineren Zehen Zugang zu den Augen, zu den Ohren, sogar zu jedem einzelnen Zahn. Wenn ich mir den Bereich darunter anschaue, den Fußballen, das bildet den Rippenkäfig ab, da habe ich Zugang zu den darin befindlichen Organen von Lunge und Herz, und der weitere Bereich des Fußes, das Fußgewölbe, ja, das ist der Bauchraum und auch alle Organe, die sich darin befinden."
Organe, die sich nur auf einer Körperhälfte befinden, bilden sich auch nur auf der dazugehörigen Fußsohle ab. Die Leber hat ihren Platz also im rechten Fuß. Die Grundidee der Fußreflexzonenbehandlung besteht nun darin, dass es zwischen den jeweiligen Stellen an der Fußsohle und den entsprechenden Organen Verbindungen gibt. Wie diese Verbindungen im Detail aussehen, ist auch heute noch Thema von Debatten: Die einen nennen es Nerven, andere – die Verfechter der Traditionellen Chinesischen Medizin – sprechen von Energieleitbahnen oder Meridianen. Drückt Tanja Buchholz nun an der Fußsohle auf den Punkt, der den Magen-Darm-Trakt abbildet, sendet sie Impulse in den Magen-Darm-Bereich.
Blockaden lösen und Selbstheilung fördern
"Mit so einem bestimmten raupenartigen Griff, mit dem Daumen, geht man über die Zone drüber. Zeigt sich das Gewebe besonders auffällig, zum Beispiel durch knötchenartige Einschlüsse oder seilartige Strukturen im Gewebe, manchmal fühlt man auch sowas wie Lufteinschlüsse im Gewebe, dann ist das immer so ein Hinweis darauf, dass das ich sag mal eine "interessante" Zone ist, auf der es sich lohnt, zu bleiben."
Minutenlang beschäftigt sich die Heilpraktikerin mit einem Punkt, ihre Patientin genießt die Massage.
"Ich spüre es ja erst einmal nur an den Füßen, ich spüre es nicht im Magen, ich finde es sehr angenehm vom Gefühl her."
Die Fußreflexzonenmassage leitet Impulse vom Fuß in die kranken Organe. Dort werden sowohl Blockaden und Verspannungen gelöst, als auch die Selbstheilungskräfte des Körpers in Gang gesetzt. Genau genommen ist es eine Hilfe zur Selbsthilfe, eine Unterstützung des Körpers, mit Krankheiten selbst fertig zu werden. Behandeln lässt sich mit der Fußreflexzonenmassage von A wie Arthrose bis Z wie Zyklusstörung fast jedes Leiden. Allerdings gilt auch hier der Grundsatz: Was wirkt, hat immer auch Nebenwirkungen! Einige Kontraindikationen hat auch die Fußreflexzonenbehandlung, so Tanja Buchholz.
Es gibt Kontraindikationen
"Zum Beispiel bei neurologischen Erkrankungen ist das keine gute Behandlungsmethode, oder wenn man eine rheumatische Erkrankung hat mit Schmerzen im Fußgelenk, in den Zehen, dann ist das eher eine Methode, die einem unangenehm ist. Oder auch bei Schwangeren ist das keine gute Behandlungsmethode, weil man viel in Bewegung bringen kann und das dann ein Risiko bergen würde, dass man da eine Wehentätigkeit auslöst."
60 Minuten dauert eine Fußreflexzonenbehandlung, zumindest am Anfang sind zwei Termine pro Woche sinnvoll. Ob die Therapie wirklich hilft, ist ungewiss, weshalb sie üblicherweise auch nur als begleitende Maßnahme angesehen wird. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten ganz oder teilweise, nachfragen lohnt sich. Fußreflexzonenmassagen gibt es aber auch preiswert: Einfach häufig barfuß laufen über Steine und Waldboden. Solche Massagen sind zwar etwas ungerichtet, aber ausgesprochen effektiv.
Barfuß laufen kann Fußreflexzonenmassage ersetzen
"Ich finde, wir sollten alle vielmehr barfuß laufen! Ich bin ja auch Yogalehrerin und sehe viele Füße, mit meinen Schülern mache ich auch Übungen für die Füße, das ist auch schon etwas, wo man manchen Menschen ganz neue Räume aufzeigt, weil wir alle in viel zu engen Schuhen laufen und der Fuß eben nicht mehr auf natürliche Weise diese Massage bekommt."
Und was sagt die Patientin zu ihrer Fußreflexzonenmassage? Sie genießt!
"Ich fühle mich sehr wohl, ich könnte hier noch länger liegen bleiben!"