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G20-Treffen
Die Folgen eines Brexit

Wohin führt der Weg Großbritanniens - innerhalb Europas, aber außerhalb der EU? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Finanzminister und Notenbankchefs beim G20-Treffen im chinesischen Chengdu. Viele der G20-Staaten sind angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung nach dem Brexit-Votum besorgt.

Von Karin Bensch | 23.07.2016
    Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) (li) und Großbritanniens Finanzminister Philip Hammond unterhalten sich beim G20-Treffen in Chengdu.
    Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) traf in China erstmals seinen neuen britischen Amtskollegen Philip Hammond. (picture-alliance/ dpa/ AP Pool/ Ng Han Guan)
    Er ist der Neue in der Runde der Finanzminister: Philip Hammond. Britisch, konservativ, 60 Jahre, silbergraue Haare. Für Hammond ist es der erste internationale Auftritt als neuer Finanzminister von Großbritannien nach dem Brexit-Referendum. Wie soll es nun weiter gehen, werden die 19 anderen Finanzminister der führenden Industrie- und Schwellenländer wissen wollen. Zu den G20 gehören die Europäische Union, die USA, Russland und China, aber auch Länder wie Australien, Japan, Südafrika, die Türkei – und eben Großbritannien. Ich würde es gerne sehen, wenn wir heraushandeln, das britische Unternehmen auch weiterhin Zugang zum europäischen Binnenmarkt haben, sagte der neue britische Finanzminister Hammond der BBC.
    Bevor es ums Verhandeln geht, sollen die Briten allerdings erst einmal ihren Scheidungsantrag in Brüssel einreichen. Doch damit wollen sie sich Zeit lassen. Möglicherweise, um sich eine machtvollere Verhandlungsposition zu sichern und, um bis Jahresende zu beobachten, wir sehr die britische Wirtschaft tatsächlich abrutscht. Langwierige und schwierige Scheidungsverhandlungen zwischen der EU und Großbritannien könnten allerdings Unsicherheiten hervorrufen. Die Währungs- und Aktienkursen könnten ins Schwanken geraten, meint der FDP-Europaabgeordnete Michael Theurer.
    "Wir haben sofort gesehen, der Pfund-Kurs ist in den Keller gerasselt. Die Aktien gingen nach unter. Nicht nur in London, sondern eben auch an den kontinentaleuropäischen Börsen ist große Unsicherheit."
    IWF hat seine Prognose gesenkt
    Unsicherheit – die fürchtet auch der Internationale Währungsfonds für die Weltwirtschaft. Eigentlich wollte der IWF seiner Vorhersage für das weltweite Wachstum anheben – zum ersten Mal seit sechs Jahren. Denn die Eurozone, China und Japan haben sich gut entwickelt. Wegen des geplanten Brexits der Briten hat der Internationale Währungsfonds seine Prognose gesenkt: für das nächste Jahr um 0,1 Punkte auf 3,4 Prozent. Die Ungewissheit muss so schnell wie möglich beseitigt werden, sagte IWF-Chef Christine Lagarde gestern bei einem Treffen in Peking, an dem führende Vertreter der Weltbank, der Welthandelsorganisation und der Industrieländerorganisation OECD teilnahmen. Wir dürfen jetzt keine Zeit verschwenden, hatte zuletzt auch EU-Finanzkommissar Pierre Moscovici gefordert.
    Jeroen Dijsselbloem, Chef der 19 Länder, die den Euro als Währung haben, meint: Wir brauchen Klarheit über die künftige Beziehung zwischen Großbritannien und der EU.
    Denn wenn es etwas gebe, was Investoren und Verbraucher überhaupt nicht mögen, dann sei es Unsicherheit. Das ist auch dem neuen britischen Finanzminister Philip Hammond klar. Die Herausforderung für uns liegt darin, so schnell wie möglich Sicherheitssignale an internationale Investoren auszusenden, sagte Hammond.
    Sicherheitssignale, die sollen auch vom G20-Finanzminister-Treffen in Chengdu ausgehen. Eine Millionenmetropole im Südwesten Chinas, in der Region Sichuan. Doch ein echtes Gefühl von Sicherheit wird es wohl erst dann gegen, wenn klar ist, wohin der Weg der Briten führt - innerhalb Europas, aber außerhalb der EU.