Freitag, 19. April 2024

Archiv

Galaxienkollision im Haar der Berenike
Himmlische Hochzeit

Begegnen sich in den Weiten des Weltalls zwei Galaxien, so verhalten sie sich fast wie Menschen: Sie kommen sich näher, umkreisen einander, und wenn die gegenseitige Anziehungskraft stimmt, verschmelzen sie schließlich.

Von Dirk Lorenzen | 05.08.2017
    Jetzt für immer zusammen: Die beiden "Mäuse"-Galaxien
    Jetzt für immer zusammen: Die beiden "Mäuse"-Galaxien (NASA / ESA)
    Eine ganz besonders hübsche kosmische Hochzeit findet gerade in etwa 300 Millionen Lichtjahren Entfernung statt. Dort verschmelzen zwei Spiralgalaxien, die die Astronomen "Mäuse" nennen - denn beide haben einen lang gestreckten Galaxienarm.
    Diese "Mäuseschwänze" sind Folge einer ersten engen Begegnung vor rund 150 Millionen Jahren. Dabei wurden große Mengen an Gas und Staub aus den Zentren der Galaxien herausgezogen, die schnell viele junge, heiße Sterne gebildet haben - die Chemie stimmt also.
    "Love is in the Hair"
    Die himmlische Hochzeit spielt sich im Sternbild "Haar der Berenike" ab. Der Legende nach hat Königin Berenike einst der Liebesgöttin Aphrodite das Versprechen gegeben, ihre Haarpracht zu opfern, wenn ihr Mann gesund aus dem Krieg heimkehre.
    Das Paar wurde glücklich vereint, Berenike hielt Wort - und die Götter setzten die abgeschnittenen Locken an den Himmel.
    Die Position des Pulsars in der rund 50 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxien NGC 5907.
    Die Position des Pulsars in der rund 50 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxien NGC 5907. (ESA)
    Die beiden Galaxien, die jetzt im "Haar der Berenike" umeinander kreisen, sind bereits durch eine funkelnde "Brücke" aus Gas und Sternen verbunden. Wie Simulationen zeigen, verschmelzen die beiden Spiralen im Laufe von rund einer Milliarde Jahren zu einer großen, fast runden Galaxie.
    Hochzeiten sind im Kosmos stets eine runde Sache: Was die Schwerkraft einmal vereint hat, hält "ewig". Verschmolzene Galaxien ziehen für immer gemeinsam durch das All.