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Garant für einmalige kulturelle Erfahrungen

Das Studium ist beendet. Doch statt deutschem Berufsleben lockt das Abenteuer? Wer in dieser Phase Lust auf eine neue, ganz andere Erfahrung verspürt und sich vorstellen kann, im Ausland zu arbeiten, ist beim Deutschen Akademischen Austauschdienst gut aufgehoben. Der DAAD offeriert ein 18-monatiges Japan-Stipendium für Hochschulabsolventen.

Von Silke Ballweg | 19.12.2005
    Die Sätze kommen ohne großes Stocken über die Lippen, die ersten paar hundert Japanisch-Vokabeln sitzen also schon. In einem Klassenzimmer: sechs junge Deutsche. Ihr Studium in Deutschland haben sie vor ein paar Monaten beendet, doch für sie ist schon wieder Lernen angesagt: Immerhin. Noch sind alle hochmotiviert:

    "Da geht man noch nach Hause und denkt, okay wenn ich jetzt noch mal die Lektion durchgehe, Texte lese, was vom Band mitspreche, dann kann ich das ja morgen gleich mal anbringen, da ist man jetzt noch ganz fleißig. Man kommt natürlich auch an einen Punkt wo man denkt, mein Gott, das hatten wir doch alles schon mal, dann wird’s natürlich ein bisschen knackiger."

    Konstanze Lang ist eine der zwölf Stipendiaten, die im Rahmen des Sprache und Praxis Stipendiums des DAAD seit September in Tokyo leben. Für die ersten neun Monate steht Japanisch-Unterricht auf dem Programm. Danach arbeiten die Stipendiaten für weitere neun Monate als Praktikant in einem Unternehmen und lernen so den japanischen Berufsalltag kennen.

    Das japanische Unternehmen KTM stellt Absperr-Ventile für Rohrleitungen und große Pipelines her. Vor fünf Jahren kaufte ein amerikanischer Groß-Konzern die Firma mit 400 Angestellten. Michael Krähe, vor 15 Jahren selbst Stipendiat des DAAD, wurde von dem US-Konzern als Geschäftsführer eingesetzt. Seither leitet er das japanische Unternehmen:

    "Eigentlich ist meine Titelbezeichnung Schockabsorber oder Stoßdämpfer, weil ich eben zwischen diesen beiden Fronten stehe."

    Seine Aufgabe: jeweils die Besonderheiten der beiden Kulturen in Einklang bringen und einen reibungslosen Ablauf gewährleisten.

    "Das ist genau das, was ich am Besten kann, weil, ich habe ja keine Ahnung von Ventilen, ich kann die Dinger auch nicht designen, aber ich weiß, wie man mit ausländischen Kunden umgeht, wie man strategisch plant, das habe ich gelernt und das kann ich hier anwenden."

    Mit diesem Stipendium fördert der DAAD nicht, wie sonst üblich, den akademischen Nachwuchs, sondern bildet ganz konkret für den Berufsalltag aus.

    "Wir glauben, dass eine interkulturelle Kompetenz den Wirtschaftsleuten unbedingt gut tut."

    Dies sagt Irene Jansen, die Leiterin des DAAD in Tokyo, die für das Stipendium zuständig ist.

    "Man geht nicht davon aus, dass die Karrieren künftig nur in einem Land sind oder bilateral, sondern mulilateral. Wir können uns vorstellen, dass diese Leute durchaus auch in Deutschland arbeiten, aber in den Unternehmen eine Japanexpertise haben, aber wenn sie für eine deutsche Firma in Amerika arbeiten und da eine Japanexpertise haben, wird das unter den Vorzeichen der Globalisierung auch gut sein, denn alles wächst enger zusammen."

    Die Stipendiaten sollen Verständnis für unterschiedliche Kulturen und Arbeitsweisen entwickeln, das ist eines der Hauptziele des Programms. Absolventen wie Michael Krähe können dies nur bestätigen. Und sind froh, sich einst beworben zu haben:

    "Ich bin dem Programm super dankbar, weil es ganz neue Perspektiven aufgeworfen hat. Ohne das hätte ich das alles nicht machen können, das ist schon klar."