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Gaslieferung
Ungarn dreht der Ukraine den Gashahn zu

Ungarn will mehr Erdgas aus Russland kaufen - zu einem ungewöhnlichen Preis. Die Gaslieferungen an das Nachbarland Ukraine sind überraschend für unbestimmte Zeit unterbrochen worden. Begründet wird dies offiziell mit dem gesteigerten Gasbedarf in Ungarn.

26.09.2014
    Ein Druckventil an einer Gasleitung der ukrainische Speicherstation Bilche-Volytsko-Uherske steht auf null.
    Aus Ungarn fließt derzeit kein Gas in die Ukraine. (AFP / Alexander Zobin)
    Priorität habe jetzt das Auffüllen der ungarischen Gasspeicher, erklärten der staatliche Pipeline-Betreiber FGSZ und die Regierung den Stopp der Gaslieferung an die Ukraine. Die ukrainische Partnerfirma Naftogas erklärte der ungarischen Nachrichtenagentur MTI, sie habe von FGSZ "keine überzeugenden" Erklärungen für den Lieferstopp bekommen; die ungarischen Partner müssten ihre vertraglichen Verpflichtungen und EU-Gesetze einhalten. Zugleich erinnerte Naftogas daran, dass der Gazprom-Chef Alexej Miller erst am vergangenen Montag in Budapest mit Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban über den Bau der Southstream-Pipeline verhandelt habe.
    Ungarn ist dabei, die Kooperation mit Russland im Energiebereich auszuweiten. Mit einem russischen Darlehen von zehn Milliarden Euro soll das ungarische Kernkraftwerk Paks ausgebaut werden. Ungarn hat sich mehrfach gegen Sanktionen für Russland ausgesprochen.
    Ungarn will Gasspeicher auffüllen
    Um seine Speicher aufzufüllen, will Ungarn mehr Erdgas aus Russland kaufen. Man habe mit dem Staatskonzern Gazprom eine entsprechende Vereinbarung geschlossen, sagte Ministerpräsident Viktor Orban. Viele europäische Staaten sind von russischem Erdgas abhängig und vor dem Winter in Sorge, dass die Lieferungen wegen des Ukraine-Konfliktes ausbleiben könnten. Russland beliefert die ehemalige Sowjetrepublik wegen eines Streits über Gasrechnungen nicht mehr. Durch die Pipelines fließt der Rohstoff aber weiter an andere Abnehmer in Europa.
    Ungarns Regierungschef Viktor Orban schaut in die Kamera eines Fotografen.
    Ungarns Regierungschef Viktor Orban rechnet mit einer zweiter Amtszeit. (dpa / Julien Warnand)
    Russland und die Ukraine versuchen am Freitag bei Verhandlungen in Berlin erneut, ihren Streit beizulegen. Gastgeber des Gesprächs ist EU-Energiekommissar Günther Oettinger. Er hatte den russischen Energieminister Alexander Nowak und dessen ukrainischen Amtskollegen Juri Prodan nach Berlin eingeladen. Auch Gazprom-Chef Alexej Miller könnte dabei sein. Nowak droht im Vorfeld dem Westen mit Lieferunterbrechungen, sollten EU-Länder weiterhin russisches Gas an die Ukraine weiter verkaufen.
    Die Ukraine - wichtiges Transitland für russisches Gas nach Europa - bekommt seit Juni kein Gas mehr von Russland. Kiew hat Milliardenschulden bei Gazprom. Deshalb kauft die Ukraine bei anderen Gazprom-Kunden in Polen und der Slowakei. Die Verträge verbieten aber eine solche Praxis.
    Rebecca Harms zur persona non grata erklärt
    Für Aufregung sorgte am Vorabend des Gas-Treffens in Berlin die verweigerte Einreise der Grünen-Europapolitikerin Rebecca Harms nach Russland. "Nach drei Stunden Warten am Moskauer Flughafen wurde ihr erklärt, dass sie eine 'unerwünschte' Person in Russland sei und ihre Einreise ein 'krimineller Akt' wäre", teilte ihre Fraktion in Brüssel mit.
    (sdö/swe)