Hunderte Menschen drängen sich schon am Nachmittag im Gan Hapaamonpark in Jerusalem. Sie alle kommen zur Gay-Pride-Parade. Auf dem Rasen stimmt sich eine Brassband ein. "Las Piratas Piratas" nennen sie sich.
"Heute spielen alle unsere Songs. Das sind so 15. Wir machen das, um die Stimmung hier ein bisschen aufzuhellen."
Noa Bensadia ist Perkussionistin bei den Piratas Piratas. An ihrer Trommel steckt eine Regenbogenfahne.
"Auf der Parade in Jerusalem ist die Stimmung meist ein bisschen gedrückt. Es gibt einfach viel Widerstand gegen Homosexuelle und das extrem-religiöse Lager ist gerade sehr angespannt. Aber es soll ein schöner Tag werden. Wir wollen feiern, wie überall anders auch. "
Polizeiabsperrungen und Kontrollen
Wer zu der jungen Hobbymusikern in den Park will, muss zuerst Polizeiabsperrungen überwinden. Pässe und Taschen werden kontrolliert. In Israel eigentlich nichts Besonderes, der Schutz vor islamistischem Terrorismus gehört zum Alltag. Doch heute fühlt sich das für viele anders an, denn die Polizei will Zusammenstöße mit jüdischen Extremisten verhindern. Rund 2.500 Einsatzkräfte hat sie dafür mobilisiert.
"Das fühlt sich komisch an. Wir sind ja hier um unsere Freiheit zu zeigen und brauchen so viele Sicherheitskräfte um das tun zu können."
"Es ist traurig, dass wir sie brauchen. Ich wünsche mir, dass das in ein paar Jahren anders ist. Aber so wie die Dinge jetzt laufen, ist es besser, wenn sie hier sind."
Vor drei Jahren hatte ein streng religiöser Jude eine 16-Jährige auf der Parade bei einem Messerangriff tödlich verletzt. In diesem Jahr haben über 200 orthodoxe Rabbiner kurz zuvor eine Erklärung unterzeichnet, in der sie die Homo-, bi- und transsexuelle Gemeinschaft Israels scharf kritisieren. Doch Gegner müssen getrennt demonstrieren. Und nur wenige schaffen es durch die Absperrungen:
"Warum machen die das? Warum gehe ich - ein normaler Mann - nicht für so was auf die Straße?"
Zustrom durch Gesetzesänderung
35.000 Menschen ziehen laut den Veranstaltern schließlich durch Jerusalem. Ein Rekord in Regenbogenfarben. In der Menge: Bekennend schwule oder lesbische Paare, heterosexuelle Familien mit Kindern, Senioren, Transsexuelle.
Hintergrund für den Zustrom dürfte auch eine Gesetzesänderung sein.
Künftig dürfen ledige Frauen genau wie heterosexuelle Familien Leihmütter in Anspruch nehmen. Für Männer, egal ob homo- oder heterosexuell, bleibt das ein Tabu.