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GDL-Streik
"Fahrgäste können sich gut informieren"

Auch wenn der Personenverkehr erst ab heute Nacht zwei Uhr offiziell bestreikt wird, sollte man ab heute Abend mit Beeinträchtigungen rechnen, sagte Gerd Aschoff vom Fahrgastverband Pro Bahn im DLF. Jeder zweite oder dritte Zug werde wohl durch den Ersatzfahrplan gedeckt sein.

Gerd Aschoff im Gespräch mit Jule Reimer | 04.05.2015
    Nur wenige Fahrgäste sind am Vormittag während eines Streiks der Lokführer auf dem Hauptbahnhof in Hamburg unterwegs.
    Bilder, wie sie ab morgen wieder zu sehen sein werden. (picture alliance / dpa / Bodo Marks)
    Jule Reimer: Es soll ein langer, wenn nicht der längste Streik der Lokführer werden. Ab morgen wollen sie eine Woche lang streiken. Bahnreisende müssen sich auf starke Einschränkungen einstellen. Am Telefon ist Gerd Aschoff, Pressesprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Herr Aschoff, wann genau geht es wo los?
    Gerd Aschoff: Es geht heute schon im Güterverkehr los und offiziell dann ab heute Nacht zwei Uhr im Personenverkehr. Wir müssen aber damit rechnen, dass die Deutsche Bahn schon heute Abend in Schwierigkeiten kommt, den normalen Fahrplan zu fahren. Die Erfahrung der zurückliegenden Streiks zeigt, dass da schon die ersten Unregelmäßigkeiten reinkommen. Die Fahrgäste sind gut beraten, auch heute schon mal genau zu gucken, wie ihre Züge fahren.
    Reimer: Welche Ausweichmöglichkeiten sehen Sie in den nächsten Tagen für Bahnreisende? Sind das die großen Hauptstrecken, die auf jeden Fall Verspätungen aufweisen, ausfallen werden?
    Aschoff: Das sieht unterschiedlich aus. Wenn wir mal mit dem Fernverkehr anfangen, so wird die Deutsche Bahn je nach Strecke etwa jeden zweiten oder dritten Zug fahren im Ersatzfahrplan, der ab heute Abend online zu finden ist. Es wird allerdings vor allen Dingen der ICE-Verkehr gefahren. Intercity und Eurocity-Züge werden wahrscheinlich deutlich weniger fahren. Im Nahverkehr sieht es so aus, dass es von Region zu Region sehr schwierig ist. In Niedersachsen beispielsweise haben wir eine sogenannte Wettbewerbsquote im Nahverkehr von über 50 Prozent. Also werden auch über 50 Prozent der Nahverkehrszüge fahren, weil sie eben nicht zur Deutschen Bahn gehören und nicht zu diesem Tarifvertrag. Aber in den neuen Bundesländern sieht das ein bisschen schlechter aus, weil dort auch eine andere Beschäftigungsstruktur ist. Von daher auch mein Rat an dieser Stelle, wie an jeder anderen Stelle eigentlich auch: Mehr Zeit mitbringen als Fahrgast und genauso auch mehr Informationen, sich genau zu informieren. Dann ist es durchaus möglich, auch noch mit der Bahn zu reisen, jedenfalls dann, wenn man seine Fahrpläne nicht verschieben kann.
    Erstattungen je nach Verzögerung
    Reimer: Sie haben gesagt, im Internet nachschauen. Was machen denn die Offliner? Sie sind ja ein Fahrgastverband. Versuchen Sie, da die Bahn noch zu drängen, dass die eine Hotline, eine Telefonnummer bereithält?
    Aschoff: Ja, die gibt es auch wieder. Die wird ab heute Abend geschaltet sein, die 0800 99 66 33. Das klappt eigentlich auch ganz gut. Die ist ja kostenlos, da kann man dann auch anrufen. Die ist aber jetzt noch nicht geschaltet, sondern da muss man ein bisschen Geduld haben. Und natürlich haben auch die Reisezentren geöffnet, die DB-Informationen in den großen Bahnhöfen sind natürlich besetzt, und unsere Erfahrung ist auch, dass die Deutsche Bahn in der Tat zur Entlastung der natürlich schwierigen Situation auch zusätzliche Service-Mitarbeiter zur Verfügung stellt, woran man im Übrigen sehen kann, dass die GDL auch zu Lasten anderer Bahnmitarbeiter streikt. Aber unterm Strich ist es schon so, dass man Möglichkeiten doch als Fahrgast ganz gut hat, an Informationen zu kommen.
    Reimer: Geben Sie uns bitte noch eine kurze Information. Wenn ich ein Ticket erworben habe, dann kann ich es vermutlich zurückgeben. Was ist bei Verspätungen? Welche Rechte habe ich?
    Aschoff: Ja. Die Fahrgastrechte sind zeitlich gestaffelt: 25 Prozent Erstattung vom Fahrpreis, wenn die Verspätung mindestens 60 Minuten beträgt, 50 Prozent Erstattung, wenn die Verspätung mehr als 120 Minuten, also zwei Stunden beträgt. Das ist auch relativ unkompliziert. Die Deutsche Bahn wird nicht sagen, das ist Streik, das ist höhere Gewalt, sondern die Deutsche Bahn wird, wenn auch grummelnd zahlen. Der Fahrgast hat insofern schon Möglichkeiten, wenigstens zu einem Teil sein Geld wiederzubekommen. Schwieriger ist es bei Dauerkarteninhabern. Die gehen relativ leer aus, weil die generellen Erstattungsregelungen leider so sind.
    Reimer: Vielen Dank, Gerd Aschoff vom Fahrgastverband Pro Bahn, zu den kommenden Streiks bei der Deutschen Bahn.