Freitag, 19. April 2024

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Gedenken an einen großen Amateurastronomen
Asteroid Bernheim für Robert Burnham

Das „Handbuch des Himmels“ ist für viele Sternfreunde noch immer eine Art Bibel. Das dreibändige Werk beschreibt ausführlich alle Galaxien, Nebel, Sternhaufen und so weiter, die in einem Amateurteleskop zu sehen sind.

Von Dirk Lorenzen | 03.10.2020
Der Asteroid (3467) Bernheim steht heute knapp oberhalb der Sonne und ist nachts nicht zu sehen
Der Asteroid (3467) Bernheim steht heute knapp oberhalb der Sonne und ist nachts nicht zu sehen (Stellarium)
Robert Burnham Junior hat die über 2.000 Seiten in den 1960er- und 1970er-Jahren verfasst, als er eine Stelle am Lowell Observatory in Flagstaff in Arizona hatte. Da er kein studierter Forscher war, sahen die Profiastronomen die Arbeit am Handbuch mit großer Skepsis. 1979 wurde Burnham entlassen. Er brach den Kontakt zur Familie ab, verlor völlig den Halt und lebte als Obdachloser in San Diego. 1993 starb er mit 61 Jahren an den Folgen des Lebens auf der Straße – seine Familie erfuhr davon erst Jahre später.
Robert Burnham hat lange Jahre am Lowell Observatory in Flagstaff, Arizona gearbeitet
Robert Burnham hat lange Jahre am Lowell Observatory in Flagstaff, Arizona gearbeitet (Deutschlandradio / Dirk Lorenzen)
Weil Robert Burnham einst in der Armee gedient hatte, wurde seine Urne auf einem Nationalfriedhof bestattet. Auf der Inschrift der Marmortafel fehlte der Buchstabe N – aufgrund eines Schreibfehlers im Totenschein.
Auch im Sonnensystem ist Robert Burnham fast vergessen. Zwar hat ein Kollege aus seiner Zeit in Flagstaff einen Asteroiden nach ihm benannt – doch das ist nicht Burnhamia, der lange vorher nach einem anderen US-Astronomen benannt wurde. So wählte man den Namen, den seine Familie vor der Auswanderung aus Böhmen trug. An den großen Himmelsfreund mit dem epochalen Handbuch erinnert im Kosmos der Asteroid Bernheim.
Heute steht er genau hinter der Sonne. Die Inschrift auf dem Friedhof hat seine Schwester korrigieren lassen.