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Gedenken an Pearl Harbor
Blumen für die amerikanischen Soldaten

Das Gedenken von Präsident Barack Obama und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe an die Toten von Pearl Harbor war ein Besuch mit starker Symbolkraft - auch ohne Abes formale Entschuldigung. Beide legten Kränze nieder und gedachten schweigend der Toten. Pearl Harbor ist zum Symbol für eine gewachsene Freundschaft zwischen den USA und Japan geworden.

Von Wolfgang Stuflesser | 28.12.2016
    US-Präsident Obama und Japans Ministerpräsident Abe haben in der offizoiellen Gedenkstätte in Pearl Harbor auf je einem Ständer Kränze abgelegt. Im Hintergrund sind auf einer weißen Marmorwand die Namen der Gefallenen eingraviert.
    US-Präsident Obama und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe legen am Pearl-Harbor-Mahnmal Kränze nieder. (AFP /Nicholas Kamm)
    Nein, entschuldigt hat sich Ministerpräsident Abe nicht für den Angriff vor 75 Jahren. Aber bei seiner Rede vor dem Hintergrund des Mahnmals von Pearl Harbor sagte er, der Besuch dieses Ortes habe ihn sehr still werden lassen. Er erinnerte an die amerikanischen Soldaten, die beim Angriff ums Leben kamen. Für sie habe er im Namen des japanischen Volkes Blumen niedergelegt.
    "Ihnen, Präsident Obama, allen Amerikanern und allen Menschen auf der Welt drücke ich als Ministerpräsident Japans mein aufrichtiges und immerwährendes Beileid aus für alle, die hier und und im gesamten Zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren haben.”
    Zuvor hatten beide Regierungschefs das Mahnmal der "USS Arizona” besucht. Allein auf diesem Kriegsschiff kam am 7. Dezember 1941 fast 1.200 Amerikaner ums Leben, insgesamt waren es mehr als 2.400. Die "Arizona” ist bis heute auch ein Grab: Aus Respekt vor den hunderten Toten im Inneren wurde das Wrack des Schiffs nie geborgen. Quer über das Deck wurde ein lang gezogenes, weißes Gebäude errichtet, darin ein Raum, in dessen Wand die Namen aller Opfer eingeschrieben sind. Dort legten Abe und Obama Kränze nieder und gedachten schweigend der Toten.
    Besuch mit starker Symbolkraft
    Auch ohne formale Entschuldigung des japanischen Ministerpräsidenten war es ein Besuch mit starker Symbolkraft. So wie Obamas Besuch im Mai in Hiroshima, wo die USA 1945 die erste Atombombe abwarfen - mit mindestens 129.000 Toten. Auch Obama hatte sich nicht entschuldigt, dafür aber in seiner Rede die Vision einer atomwaffenfreien Welt entworfen. Der Gegenbesuch des japanischen Regierungschefs in Pearl Harbor, dem Ort, der für den Beginn der Feindschaft beider Länder steht, drückt nun die in 75 Jahren gewachsene Freundschaft zwischen USA und Japan aus.
    Bis dahin war es ein langer Weg: Nach dem japanischen Angriff internierten die USA mehr als 100.000 Amerikaner mit japanischen Wurzeln und Japaner, die in den USA lebten. Präsident Obama, der selbst nur ein paar Kilometer von Pearl Harbor entfernt geboren wurde, erinnerte an die Lehre aus dem Angriff von damals und seinen Folgen:
    "Selbst wenn der Hass am heißesten brennt, wenn wir uns wie Angehörige eines Stammes fühlen, müssen wir der Versuchung widerstehen, diejenigen zu verteufeln, die anders sind.”
    Enge politische Beziehungen zwischen USA und Japan
    Der Charakter einer Nation werde im Krieg auf die Probe gestellt, sagte Obama, aber er definiere sich in Friedenszeiten.
    "Nach einem der schrecklichsten Kapitel der Menschheitsgeschichte, mit zig Millionen Toten, haben die USA und Japan sich für Freundschaft und Frieden entschieden. Die Allianz beider Länder basiert nicht nur auf gemeinsamen Interessen, sondern auch auf Werten, die wir teilen. Sie ist der Eckstein des Friedens in der Pazifikregion und ein Motor des Fortschritts für die ganze Welt.”
    Die USA haben während Obamas Regierungszeit die Beziehungen noch vertieft: Japan ist für die USA politischer Verbündeter gegen Nordkorea und strategischer Partner gegenüber der Wirtschaftsmacht China. Die Frage ist nur, ob das auch unter dem künftigen US-Präsidenten so bleibt. Donald Trump hat Japan im Wahlkampf kritisiert - unter anderem weil das Land seiner Ansicht nach zu wenig dafür zahle, dass die USA die Sicherheit in der Region garantieren.
    Trump hatte auch überlegt, ob Japan nicht eigene Atomwaffen entwickeln könne. Noch ist nicht klar, ob Trump auch als Präsident bei seiner kritischen Haltung gegenüber Japan bleiben wird. Ministerpräsident Abe war der erste ausländische Regierungschef, der den künftigen Präsidenten nach der Wahl im Trump-Tower besuchte. Nach dem Gespräch zeigte Abe sich zuversichtlich, dass er mit Trump ein vertrauensvolles Verhältnis aufbauen könne.