Donnerstag, 25. April 2024

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Gedenken im Bundestag
1918, 1938, 1989 - Steinmeier erinnert an 9. November

Der 9. November ist ein komplexer Gedenktag in der deutschen Geschichte. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird heute im Bundestag an die November-Revolution 1918, die antisemitischen Pogrome 1938 in Nazi-Deutschland und an den Fall der Mauer 1989 erinnern.

Von Frank Capellan | 09.11.2018
    Menschen jubeln vor dem Balkon des Reichstagsgebäudes
    Sozialdemokrat Philipp Scheidemann ruft am 9. November 1918 auf einem Balkon des Reichstagsgebäudes die Republik aus. (imag o/ United Archives International)
    Es ist ein Tag, an den in Deutschland nicht oft erinnert wird. Sozialdemokrat Philipp Scheidemann steht am 9. November 1918 an einem Fenster des Reichstages und ruft die Republik aus.
    Scheidemann: "Der Kaiser hat abgedankt. Arbeiter und Soldaten! Seid Euch der geschichtlichen Bedeutung dieses Tages bewusst: Unerhörtes ist geschehen!"
    Eine Zeitenwende, die vom Scheitern überschattet wird
    Viel Hoffnung stand am Beginn der Weimarer Jahre, doch der Weg führte von der Demokratie in die Diktatur. Der 9. November 1918, eine Zeitenwende, die vom Scheitern überschattet wird, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will das nicht so stehen lassen. Zum 100. Jahrestag wird er heute im Bundestag die Erinnerung an die Kämpfer für die Demokratie in den Mittelpunkt stellen.
    Steinmeier: "Ich wünsche mir, dass der 9. November ein Tag wird, an dem Demokraten in unserem Land ihre Kräfte sammeln und an dem wir alle miteinander mit Stolz sagen: Es lebe die Republik. Es lebe die Demokratie!"
    Per Videobotschaft weist Steinmeier auf seine Rede im Reichstag hin. Demokratie! Das ist nicht Selbstverständliches, für sie muss immer wieder gekämpft werden. Das hat er zum zentralen Anliegen gemacht und auf seiner Reise durch Deutschland im ersten Amtsjahr immer wieder betont. Er spricht nicht direkt über Rechtspopulismus, nicht über das, was die AfD in Bewegung gesetzt hat, seine Sorge aber über die Zukunft der Demokratie ist nicht zu überhören
    Steinmeier: "Wir erinnern uns auch, in welche Abgründe es führt, wenn die Gegner der Demokratie die Mehrheit erringen!"
    Gedenken auch an Novemberpogrome
    Natürlich will er bei der Gedenkstunde im Bundestag den Bogen spannen zur Reichspogromnacht vom 9. November 1938, die sich in diesem Jahr zum 80. Mal jährt. Gemeinsam mit Kanzlerin Merkel wird Steinmeier am Mittag in der Berliner Synagoge an die Gräuel der Nationalsozialisten erinnern. Auch über den 9.November 1989, an dem sich mit dem Mauerfall die friedliche Revolution in der DDR vollendete, wird er sprechen. Und dabei immer wieder zurückkommen auf das Jahr 1918 - auf Philipp Scheidemann.
    Scheidemann: "Das Alte und Morsche - die Monarchie ist zusammengebrochen. Es lebe das Neue! Es lebe die deutsche Republik!"