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Gegen die Herrschaft der Korruption
Die Hoffnung auf ein neues Rumänien

Seit mehr als zwei Jahren gehen rumänische Bürger immer wieder auf die Straße, um gegen Korruption und für unabhängige Gerichte zu demonstrieren. "Korruption tötet" oder "Hände weg von der Justiz" steht auf einigen ihrer Transparente. Andere schwenken die EU-Flaggen.

Von Leila Knüppel und Manfred Götzke | 19.05.2018
    Zehntausende Rumänen protestieren in Bukarest gegen die geplante Justizreform (5.11.2017).
    Seit zwei Jahren gehen rumänische Bürger immer wieder auf die Straße, um gegen Korruption und für unabhängige Gerichte zu demonstrieren. (AFP / Daniel Mihailescu)
    Sie ist Ausdruck des Wunsches nach einem modernen Staat, frei von Korruption und Vetternwirtschaft. Doch stattdessen klammern sich die alten Polit-Eliten aus kommunistischen Zeiten an die Macht.
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    Die EU-Reformstrategie sah vor allem ein konsequentes Vorgehen gegen Korruption und eine Erneuerung des Justizapparates in Rumänien vor. Ist sie gescheitert? Oder kann es als Erfolg gewertet werden, dass die korrupten Machenschaften zahlreicher Politiker nun strafrechtlich verfolgt werden?
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