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Gelder für Wälder

Mit Bäumen Geld verdienen, das ist das tägliche Brot der Forst- und Waldbesitzer. Aber auch Menschen, die Geld übrig haben zum Investieren, können ihr Geld in Baumpflanzprojekten anlegen und dabei eine ansehnliche Rendite erzielen. Die Bauminvest-Gesellschaft hat in Freiburg im Breisgau ein - nach eigenen Angaben - neuartiges Forstmodell als ökologisches Investitionsinstrument vorstellt.

Von Gerd Pasch | 08.11.2007
    "Das ist sehr wichtig, denn im Moment sind Forst- oder Senkenprojekte nach dem Kyoto-Protokoll nur ein geringer Teil der Maßnahmen, weniger als ein Prozent von den CO2-Reduktionen."

    Dieser Anteil müsse auf jeden Fall schnell wachsen, fordert Lucio Pedroni, dann bewirkten die neuen Anpflanzungen auch etwas gegen den Klimawandel. Der Wissenschaftler leitet eine Arbeitsgruppe am Agrarforschungsinstitut CATIE in Costa Rica. Der Schweizer entwickelt in Zusammenarbeit mit der Weltbank Methoden und Verfahren, wie der Regenwald im Rahmen des Zertifikat-Handels mit Treibhausgasen effektiv wieder aufgeforstet werden kann. Tropenholz - meist Teak - gilt als rentierlich auf einem wachsenden Zukunftsmarkt für ökologische Projekte mit sozialem Engagement.

    Darauf setzt auch das Projekt des Freiburger Unternehmers Leo Pröstler. Seine Firma Bauminvest hat das Startkapital von 860.000 Euro für eine Waldpflanzung im zentralamerikanischen Costa Rica zusammen. Etwas davon hat der einstige Geschäftsführer des Freiburger Öko-Instituts auch schon wieder ausgegeben. Bauminvest kaufte bereits einen Teil eines 560 Hektar großen ehemaligen Weidelandes im Norden Costa Ricas und hat einheimische Fachkräfte wie den Forstwirt Gelbert Lobo angeheuert:

    "Wir haben jetzt auf etwa 50 Hektar den Boden vorbereitet für die Pflanzungen. Inzwischen haben meine Mitarbeiter auch schon die ersten Teakholz-Bäumchen ausgesetzt. "

    Leo Pröstler setzt auf ökologische Grundvoraussetzungen und Nachhaltigkeit. Er entwickelte mit costaricanischen Partnern wie der Umweltorganisation Ojoche ein "Drei-Säulen-Modell": Die erste Säule ist der geplante Mischwald aus 50 Prozent Teakholz und 50 Prozent einheimischen Baumsorten, die mit der Bodenbeschaffenheit keinerlei Probleme haben. Zum Zweiten will Pröstler Kleinunternehmen aus der Umgebung einbinden:

    "Bei den bisherigen Plantagen ist eigentlich nur der Holzbau im Vordergrund, wir versuchen noch, den Waldfeldbau - nach einem alten Vorbild eines deutschen Försters von vor 150 Jahren - als einen Zusatznutzen in das Projekt einzubringen. Wir wollen Ingwer und Kakao dabei anbauen und so eine Mehrfachnutzung kriegen, die auch die lokale Bevölkerung einbindet. Von den Leuten, die jetzt bei uns arbeiten, haben schon einige das Angebot bekommen für Mikro-Kredite, um dann als Unternehmerinnen auf unserem Grund diese Produkte anzubauen. Die dritte Säule sind die Naturreservate und Öko-Korridore, die mindestens 10 bis 15 Prozent vom Grundstück ausmachen sollen und auch zur ökologischen Vielfalt und Austausch mit den anderen Flächen dienen sollen."

    Aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen kann Bauminvest nach 22 Jahren das Edelholz ernten und verkaufen. Nach der vorliegenden Kalkulation rechnet Bauminvest mit einem Kapitalrückfluss von über 300 Prozent. Das Risiko sei sehr gering. Denn der zwischen Karibik und Pazifischem Ozean gelegene Staat sei politisch und wirtschaftlich stabil. Und die Nachfrage nach Tropenholz steige kontinuierlich. Leo Pröstler rechnet dennoch vorsichtig:

    "Wir haben einen Holzpreis von etwa 300 Euro für Teak genommen, der bei anderen schon mit 800 in der Kalkulation drin steht. Wir haben eine zukünftige Preissteigerung von zwei Prozent für Teak genommen, in der Vergangenheit war es höher. Wir wollten auf der sicheren Seite sein. Und wir haben eine normale Zuwachsrate genommen, obwohl wir in einem sehr guten Gebiet liegen mitten in Costa Rica, nicht an den Küsten, mit einer Niederschlagsrate von 3000 bis 4 000 mm - geschützte Lage, die ein sehr gutes Holzwachstum garantiert."

    Die Fonds-Summe von fast acht Millionen Euro will das Kirchzartener Unternehmen durch private Beteiligungen zusammenbringen. Ein Anteilsschein wird mindestens 5000 Euro betragen. Die Rendite wird mit etwa sechs Prozent angegeben. Die Gründungsinvestitionen brachten unter anderem Solarfabrikanten und Globetrotter-Ausstatter zusammen, Prominente der Öko-Szene.

    Wald ist aber auch ein Speicher für das Klimagas CO2. Der Regenwald schluckt, was andernorts zuviel ausgestoßen wird. Plantagen, wenn denn da nach einigen Jahren gut gewachsene Bäume stehen, nehmen bis zu 15 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr auf. Mit der finanziellen Investition kompensiert der Anteilseigner seinen persönlichen CO2-Ausstoß, immerhin rund zehn Tonnen pro Jahr und Bundesbürger. Leo Pröstler:

    "Es ist eine freiwillige Sache, keine Spende, aber man bekommt eine Rendite dazu. Und viele Firmen haben das erkannt, auch bei uns die Gründungsinvestoren, die gesagt haben, sie möchten ihren persönlichen CO2-Ausstoß durch Investitionen bei Bauminvest kompensieren, wie eine Druckerei, die CO2-neutral dann drucken möchten. Oder ein Gaskartuschen-Hersteller, der einen Teil der Emissionen über Investitionen bei uns kompensiert. Und das bieten wir jetzt auch neben den normalen Investitionen den Privatleuten an, die sagen: Ich möchte eine Rendite haben, ich möchte eine Altersversorgung haben oder Vererbung, aber ich habe damit auch gleichzeitig CO2 kompensiert. "

    Für die CO2-Kompensation nimmt Bauminvest später auch am Zertifikat-Handel teil. Die Bedingungen dafür werden im Moment noch ausgehandelt. Auf keinen Fall, betont Pröstler, sind mögliche Ausgleichszahlungen jetzt schon in die Kalkulation eingeflossen. Da tut der Öko-Unternehmer aus dem Schwarzwald auch gut daran.

    Denn nach Expertenmeinung herrscht bei der CO2-Thematik eine Art Goldgräberstimmung. Viele Reden von Projekten, vom Geschäft mit dem CO2-Handel, doch erst wenige sind zertifiziert. Die Liste der unterschiedlichen Zertifikate und Ausgabestellen ist lang und unübersichtlich. In Costa Rica sind meist US-amerikanische Konzerne im Waldbau tätig. Auch eine Schweizer Forst-Invest-Gruppe wirbt für Kapitalanlagen bei Neuanpflanzungen. Sie gibt für Forst-Investitionen in Panama und Costa Rica so genannte "Baum-Sparverträge" aus.

    Bauminvest denkt ebenso praktisch wie visionär. Nicht nur Investoren bekommen bei ihm ihren eigenen Baum, verspricht Leo Pröstler:

    "Wir haben 10.000 Teakholz-Samen aus Costa Rica kommen lassen und werden die Leute auch mit Teak-Pflanzen zu Hause versorgen.
    "

    Info:
    www.bauminvest.de