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Geldsammler für Studienpioniere

Mithilfe der Studienstiftung Saar, einer vom Land gegründeten privatrechtlichen Stiftung, will das Saarland junge Menschen an die Region zu binden. Die Stiftung hat dabei insbesondere sogenannte Studienpioniere im Blick. Das sind Studierende, deren Eltern nicht an der Universität waren.

Von Tonia Koch | 04.10.2013
    "In meiner Familie habe ich vorher niemanden gehabt, der ein Studium aufgenommen hat, ich wusste auch nicht wirklich, was ein Studium ist, für mich war das alles fremd, eine höhere Ebene."

    Mathias studiert inzwischen im vierten Semester Maschinenbau an der HTW - an der Hochschule für Technik und Wirtschaft - in Saarbrücken. Vorgezeichnet war dieser Weg nicht.

    "Von meinem Elternhaus kam die Aussage, mach doch erst einmal eine Ausbildung, das ist fundiert, da verdienst du Geld und da war das für mich klar."

    Nach einem mittleren Bildungsabschluss folgt die Ausbildung zum Industriemechaniker, danach anderthalb Jahre Berufspraxis im Bergbau bis zur Bundeswehr und erst danach entschließt er sich, das Fachabitur nachzuholen. Entscheidenden Anteil daran haben seine Ausbilder, die den heute 25-Jährigen gedrängt haben, mit der Schule weiter zu machen. Die zweite Hürde, die ihn von der Aufnahme eines Studiums zunächst trennte, sei die Finanzierungsfrage gewesen, sagt Mathias.

    "Wie finanziere ich das? Da sind viele Ängste. Also, das war ein absoluter, ausschlaggebender Punkt für mich."

    Der Maschinenbaustudent bezieht BAföG und zusätzlich ein Deutschlandstipendium. Das heißt, 150 Euro monatlich kommen vom Bund und weitere 150 Euro von der StudienstiftungSaar. Der Bund zahlt nur dann, wenn die Hochschulen, die Deutschlandstipendien ausschreiben, auch einen privaten Spender mit ins Boot holen. Im Saarland steht dafür die Stiftung bereit. Weil sie privatrechtlich organisiert ist, kann sie entweder selbst als Co-Finanzier auftreten oder knüpft Kontakte zu Geldgebern in der Wirtschaft. Den Fachhochschulen und der Universität erspart das die langwierige Suche nach geeigneten Spendern.

    Ohne Bundesbeteiligung, aber ebenfalls mit einem Schwerpunkt auf "Pioniere", vergibt die Studienstiftung Saarlandstipendien auch an ausländische Studierende. Die Ukrainerin Olesya arbeitet an ihrer Abschlussarbeit für den Master of European Law an der Universität des Saarlandes. Sie wird zunächst drei Monate lange mit monatlich 360 Euro unterstützt, um sich ihrer Masterarbeit widmen zu können. Dass sie ausgerechnet in ein Pionierprogramm aufgenommen wurde, ruft in Olesya Erinnerungen wach.

    "Es ist eigentlich lustig, meine Schwester, ich habe eine ältere Schwester in der Ukraine, sie war auch Pionier. Aber damals war die Ukraine noch nicht unabhängig, das war eine ganz andere Art von Pionier. Und für mich ist das eine große Ehre, dass ich in Deutschland als Studienpionier anerkannt werde, dass ich die Erste in meiner Familie bin, die studiert und noch dazu unterstützt wird."

    Seit Bestehen der Stiftung wurden 600 Stipendien vergeben, etwa 15 Prozent davon an Studienpioniere. Und die Stiftung vertraut im Hinblick auf die Zielgruppe der Papierlage, sagt der stellvertretende Stiftungsvorstand Manfred Finger.

    "Wir hätten auch gar nicht den Apparat, das zu kontrollieren, also, wir gehen hie wirklich von Treu und Glauben aus und haben nicht den Eindruck, dass hier massenhaft falsche Angaben gemacht werden."

    Den ehrenamtlich tätigen Vorstand plagen andere Sorgen.

    "Wir haben insgesamt ein Stiftungskapital von 6,3 Millionen Euro inzwischen. Bei der jetzigen Zinslandschaft ist es natürlich schwer, aus diesem Geld vernünftige Erträge zu erzielen. Wir gehen davon aus, dass wir im Schnitt zwei Prozent Rendite erwirtschaften können, von denen wir dann Stipendien finanzieren können, also rund 100.000 Euro nach Abzug der Verwaltungskosten stehen dafür zur Verfügung."

    Nach anfänglichem Zögern nutzt inzwischen auch die saarländische Wirtschaft das Instrumentarium der Stiftung. Diese stellt noch einmal die gleiche Summe zur Verfügung, um in Zusammenarbeit mit der Stiftung und den Hochschulen Stipendiaten zu fördern. Die Zielsetzung des Landes, das die Studienstiftung 2009 mit eigenen Mitteln aus der Taufe hob, um eine Art Stifterkultur zu initiieren, hat sich jedoch noch nicht erfüllt. Die Kapitalbasis blieb im Wesentlichen gleich, private Geldgeber, die sich an der Stiftung beteiligen, sind Mangelware. Es sei Geduld gefragt, sagt Manfred Finger.

    "Ich glaube, hier muss die Bekanntheit der Stiftung weiter zunehmen."