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Gemeinsam verschulden

Neue Schulden, die der Staat macht, werden in Zukunft mit einem neuen Instrument aufgenommen: den Bund-Länder-Anleihen. Bund und Länder leihen sich gemeinsam Geld, denn das hat für die Länder einige Vorteile. Heute wurden die ersten sogenannten Deutschlandbonds an die Investoren gebracht.

Von Michael Braun | 26.06.2013
    Die drei Milliarden Euro sind zusammengekommen. So viel wollten Bund und zehn Bundesländer in einer gemeinsamen Anleihe einsammeln. Das hat geklappt. Sehr viel größer war das Interesse der Investoren aber auch nicht. Ilona Korsch, Leiterin des Anleihehandels bei Hauck & Aufhäuser, sagt, wer nach ihrem Eindruck heute diese Anleihe gekauft hat:

    "Ich nehme an, dass hier in erster Linie institutionelle Investoren interessiert waren und gezeichnet haben. Da spreche ich von Fonds, Spezialfonds, Publikumsfonds, von Banken. Es ist in erster Linie aus Deutschland heraus Nachfrage zu sehen gewesen."

    Es war die erste Anleihe dieser Art. Bisher gab es reine Bundesanleihen, reine Länderanleihen, also etwa aus Hessen oder Brandenburg. Und es gab Anleihen, die mehrere Bundesländer zusammen begeben haben. Nun also eine erste Bund-Länder-Anleihe:

    "Die neue Bund-Länder-Anleihe ist einzuordnen zwischen der traditionellen deutschen Bundesanleihe mit der besten Qualitätsnote AAA und der Länderanleihe, die aus verschiedenen Bundesländern besteht. Da sind ganz verschiedene schon am Markt platziert worden. Und dazwischen ist auch von der Preisbewertung, von der Renditebewertung her diese neue Anleihe einzuordnen."

    13,5 Prozent des Emissionserlöses fließen dem Bund zu, der Rest den zehn beteiligten Ländern. Sachsen-Anhalt nimmt mit 2,75 Prozent den kleinsten Anteil, Nordrhein-Westfalen mit 20 Prozent den größten, Bremen und Berlin mit jeweils 13,5 Prozent genauso viel wie der Bund. Bund und beteiligte Länder stehen auch im gleichen prozentualen Umfang für die Anleihe ein. Offiziell haftet der Bund also nicht alleine, wenn ein Bundesland zahlungsunfähig werden sollte. Doch sollte zum Beispiel Berlin zahlungsunfähig werden, dürften Investoren kaum das rote Rathaus pfänden. Vermutlich müsste doch der Bund einspringen. Jedenfalls müsste der Bund alleine eine Anleihe mit sieben Jahren Laufzeit im Moment mit 1,14 Prozent bedienen. Die Bund-Länder-Anleihe brachte heute aber gut 1,6 Prozent – weil in ihr eben für den Bund ein höheres Risiko enthalten ist. Umgekehrt sieht es bei den Ländern aus:

    "Es ist für diese zehn Länder her sehr viel günstiger, über diese Anleihe Kapital aufzunehmen. Die Refinanzierungskosten dieser Länder sind niedriger, als wenn sie alleine an den Markt gehen würden."

    Sagt Ilona Korsch. Sachsen-Anhalt zum Beispiel müsste allein knapp 1,9 Prozent bieten statt nun 1,6 Prozent. Davon werden sich auch andere Bundesländer locken lassen. Diesmal waren die dabei, die aktuellen Finanzbedarf hatten. Andere Länder werden sich bei weiteren Bund-Länder-Anleihen beteiligen. Die müssten kommen, heißt es im Markt, auch mit unterschiedlichen Laufzeiten. Nur dann werde das neue Segment für Versicherungen und andere Großanleger interessant. Denn sie brauchen große, liquide Märkte, damit sie zu jedem gewünschten Zeitpunkt kaufen und verkaufen können. Und die gegenüber einer reinen Bundesanleihe höhere Rendite, die geht natürlich gut mit.