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Genauer Blick auf den Mond

Raumfahrt. - Wenn ein Raumschiff zum Mond fast so lange benötigt wie für eine Reise zum Mars, dann muss entweder die Flugbahn ungewöhnlich oder der Antrieb im Experimentierstadium sein. Für Europas Mondsonde trifft beides zu: Nach mehr als einem Jahr erreicht sie in diesen Tagen endlich unseren nächsten Begleiter im All, nachdem ihr neuartiger Ionenantrieb sie auf spiralförmigen Bahnen immer näher an den Erd-Trabanten herangeführt hatte. Im Februar sollen die wissenschaftlichen Experimente beginnen, bevor die Japaner die nächste Sonde hinterher schicken.

Von Guido Meyer | 28.01.2005
    Ein schwarzer Kasten mit zwei Sonnensegeln. Quadratisch, praktisch, gut. Und klein. Und mehr als klein will sie auch nicht sein, die erste Mondmission der europäischen Weltraumagentur Esa. Klein aber oho, smart eben, und das steht in diesem Fall für "Small Missions for Advanced Research in Technology". Fortgeschritten und neuartig ist zunächst der Antrieb der Sonde. Bernard Foing, bei der Esa für Smart-1 zuständig.

    Fünfzehn Monate lang haben die Ionentriebwerke die Sonde langsam aber stetig dem Mond immer näher gebracht. In diesen Tagen tritt sie allmählich in eine Umlaufbahn ein. Im Frühjahr wird Smart-1 den endgültigen Orbit erreicht haben, der sie den Mond in einer Höhe zwischen dreihundert und dreitausend Kilometern umrunden lassen wird. Danach haben wir sechs Monate, um den Mond zu untersuchen. Sollten wir dann noch Treibstoff übrig haben, werden wir vielleicht noch tiefer heruntergehen.

    Als Treibstoff fungiert beim elektrischen Antrieb von Smart-1 – im Gegensatz zu herkömmlichen chemischen Triebwerken – kein Pulver oder flüssiges Gas, sondern achtzig Kilogramm des Edelgases Xenon. Professor Horst Löb, Physiker an der Uni Gießen und seit vierzig Jahren verantwortlich für die Entwicklung und den Bau von Ionentriebwerken.

    In Ionentriebwerken wird der Treibstoff nicht verbrannt, sondern er wird elektrisch aufgeladen, das heißt ionisiert. Und die geladenen Treibstoffteilchen, die Ionen, werden dann durch Hochspannungsfelder auf hohe Beschleunigungen gebracht.

    Endgültig am Ziel angekommen sein wird Smart-1 am 28. Februar. Drei Kameras werden dann den Mond unter die Lupe nehmen: Amie soll im optischen Bereich die Oberfläche kartografieren, das Röntgen-Teleskop D-CIXS soll chemische Elemente auf dem Mondboden aufspüren und das Infrarotspektrometer SIR Mondmineralien untersuchen. Foing:

    We will have 6 months to perform the scientific observation, cameras, x-ray and infrared spectrometer.

    Besonderes Augenmerk soll Amie, das Advanced Moon Micro Imager Experiment, auf die Polkappen des Mondes legen, wo sich an den Innenseiten der Kraterwände gefrorenes Wasser befinden könnte, was wichtig wäre für künftige bemannte Flüge. Die Experimente werden insgesamt bis zum Sommer laufen. Nach dem halben Jahr Mond-Untersuchungen vor Ort wird die Esa dann Mitte des Jahres entscheiden, was mit der Sonde passieren soll. Bernard Foing:

    Je nachdem, wieviel Treibstoff dann noch übrig sein wird, könnten wir entscheiden, Smart-1 quasi für immer auf einem sogenannten Friedhofs-Orbit oder aber die Sonde auf dem Mond aufschlagen zu lassen. Vielleicht wird es aber auch eine Zusammenarbeit zwischen unserer europäischen und der kommenden japanischen Mond-Mission geben.

    In der Tat will auch die japanische Weltraumbehörde zum Mond, und zwar mit ihrer Sonde Selene. Minoru Yonekura von der JAXA:

    Der Start ist für 2005 oder 2006 vorgesehen und soll mit unserer H2-Rakete zum Mond geschossen werden. Wir befinden uns derzeit in der letzten Phase des Zusammenbaus. Die Sonde soll vor allem die Entstehung des Mondes erklären helfen und damit auch den Ursprung der Erde und der anderen Planeten unseres Sonnensystems.

    Und so bereiten Europa und Japan also in diesen Monaten den Weg für den Mann im Mond, für die Amerikaner und ihre für das nächste Jahrzehnt geplante bemannte Rückkehr zum Mond.