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Gendergerechte Nationalhymne
"Heimatland" statt "Vaterland"?

Die Gleichstellungsbeauftragte im Bundesfamilienministerium, Kristin Rose-Möhring, hat eine Änderung der Nationalhymne gefordert. Sie solle gendergerecht angepasst werden. In den sozialen Netzwerken ist die Empörung groß. Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht keinen Bedarf für eine Änderung.

Von Paul Vorreiter | 05.03.2018
    Angela Merkel, Joachim Herrmann und Horst Seehofer singen die Nationalhymne.
    Angela Merkel, Joachim Herrmann und Horst Seehofer singen die Nationalhymne. (imago)
    "Einigkeit und Recht und Freiheit, für das deutsche Vaterland!" - Oder doch besser "für das deutsche Heimatland? Brüderlich mit Herz und Hand?" "Brüderlich oder lieber couragiert mit Herz und Hand?"
    Diese Alternativ-Vorschläge für den Text der deutschen Nationalhymne stammen von der Gleichstellungsbeauftragten des Bundesfamilienministeriums, Kristin Rose-Möhring. Sie findet den Text zu männlich und plädiert in einem Rundschreiben an Mitarbeiter ihres Ministeriums für geschlechtsneutralen Umformulierungen. Aus diese Brief hatte die "Bild-Zeitung" am Wochenende zitiert.
    Änderungen in Österreich und Kanada
    Rose-Möhring nennt bei ihren Vorschlägen auch Länder, die bereits in dieser Richtung Schritte unternommen haben. 2012 wurde die österreichische Bundeshymne geändert: "Aus Heimat bist Du großer Söhne" wurde" "Heimat großer Töchter und Söhne". Einen ähnlichen Weg geht auch Kanada.
    Der Rundbrief soll Diskussionen anregen, anlässlich des anstehenden Weltfrauentags am 08. März. Wenn es nach Kristin Rose-Möhring ginge, würden diese Änderungen "auch nicht weh tun", zitiert die "Bild-Zeitung" aus dem Schreiben.
    Und anstelle von Vaterland Heimatland zu sagen, passe schließlich ganz gut zum geplanten neuen Zuschnitt des Bundesinnenministeriums. Das sieht man nicht überall so: In den sozialen Netzwerken war und ist die Empörung groß: Von Genderwahnsinn ist die Rede, also davon, es mit der Gleichberechtigung von Frauen zu weit zu treiben.
    Der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion Götz Frömming twitterte, es sei anmaßend und kulturlos die Nationalhymne gendergerecht umdichten zu wollen. Man könne und dürfte Gedichte beziehungsweise Lyrik nicht einfach ändern. Sigrid Isser, stellvertretende Bundesvorsitzende der Frauen-Union hält den ebenso Vorstoß für unnütz:
    "Ich denke, wir haben einen großen Bedarf daran, dass wir unsere Texte in vielen Bereichen gendern bzw ändern. Da gibt es im alltäglichen Sprachgebrauch, in den Printmedien, in Vorlagen gibt es ganz viel zu tun, aber sollte man mal die Nationalhymne einfach mal so lassen. Wir singen sie ja auch in unserer Muttersprache, ich weiß nicht, ob die Dame das mitbedacht hat."
    Bundeskanzlerin ist mit Nationalhymne "sehr zufrieden"
    Das Bundesfamilienministerium wollte den Brief der Gleichstellungsbeauftragten nicht kommentieren, mit Verweis darauf, dass es sich um ein internes Schreiben handele. Doch lässt sich die Nationalhymne einfach so mal ändern?
    Ein Briefwechsel zwischen dem ehemaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss mit Bundeskanzler Konrad Adenauer dokumentiert, dass das "Deutschlandlied" als Nationalhymne gesungen werden sollte, dabei der Text der dritten Strophe. Dies bestätigten nach der Wiedervereinigung der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl, ebenso in einem Briefwechsel.
    Es ist davon auszugehen, dass also auch Bundespräsident Frank Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Merkel bei einer Novellierung ein Wort mitzureden hätten. Steffen Seibert, Regierungssprecher stellte in der Regierungspressekonferenz heute klar, dass sich dahingehend erstmal nichts tun werde:
    "Für die Bundeskanzlerin kann ich Ihnen sagen, dass sie mit unserer schönen Nationalhymne, so wie sie ist, in ihrer traditionellen Form, sehr zufrieden ist und keinen Bedarf einer Änderung sieht."