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Gentechnik auf deutschen Äckern

Maisernte. Zügig arbeitet sich der Mähdrescher durch die Pflanzenreihen. Bundesweit waren in diesem Jahr rund 17 Millionen Hektar mit Mais bepflanzt. Auf einem verschwindend kleinen Anteil davon - auf rund 950 Hektar - wächst ein besonderer Mais: gentechnisch verändert. Er darf zwar nicht direkt in Lebensmittel gelangen, aber als Futtermittel für Kühe und Schweine verwendet werden.

Von Ralph Ahrens | 12.12.2006
    Eine der Firmen, die solche Maissorten entwickeln, ist der Schweizer Saatgutkonzern Syngenta. Hans Theo Jachmann, Geschäftsführer von Syngenta Deutschland in Maintal bei Hanau, ist stolz auf die neuen gentechnisch veränderten Sorten.

    " Ja, natürlich. Wir sind Pflanzenzüchter, und wenn wir gute Sorten züchten, die auch gute Ernteerträge sichern, dann sind wir stolz darauf, weil das natürlich dazugehört, um dem Landwirt gute Betriebsmittel zu geben."

    Der genveränderte Mais bildet in allen Zellen - von der Wurzel bis zu jeder Blattspitze - ein Molekül, das nicht aus der Pflanzenwelt stammt. Wissenschaftler haben das Gen für dieses Eiweiß-Molekül einem Bakterium entnommen und in das Erbgut von Pflanzen übertragen. Dies Eiweiß wird Bt-Toxin genannt. Es tötet Larven von Schmetterlingen, so auch die des Maiszünslers. Hans Theo Jachmann:

    " Das ist ein Schädling in gewissen Gebieten Deutschlands, wo dann praktisch eine Larve in den Stängel hinein sich bohrt und in dem Stängel frisst. "

    ... und die Ernte vor allem in wärmeren Anbaugebieten, wie in Baden, teilweise vernichten kann. Mit der gentechnisch veränderten Neuzüchtung soll dieses Problem verschwinden. Eine Gefahr für Mensch und Umwelt sind diese Pflanzen nicht, meint Theo Jachmann.

    " Die tun nichts, sie beißen nicht, sie spucken auch nicht, und sie schlagen auch nicht."

    Kritiker sind allerdings sehr wohl der Ansicht, dass von gentechnisch veränderten Pflanzen eine Gefahr ausgehen könnte. Deshalb zerstören Aktivisten immer wieder Felder, auf denen diese Pflanzen wachsen. Einige tun dies heimlich, andere wie die Mitglieder der Gendreck-weg-Initiative kündigen ihre Aktionen an.

    " Macht eigentlich keinen Spaß, weil es ist eine Heidenarbeit ist, so einen ganzen Hektar und mehr zu beseitigen. Ich würde lieber mich in der Zeit um meine Biene kümmern."

    meint Berufsimker Michael Grolm aus dem thüringischen Tonndorf. Er gehört zu der Initiative, die Ende Juli im brandenburgischen Badingen nördlich von Berlin ein Maisfeld mit gentechnisch veränderten Pflanzen zerstörte. Doch ...

    " Wir sehen uns eigentlich nicht als Zerstörer, sondern als Bewahrer. Wir machen sie unschädlich, dass sie nicht das Drumherum, also die anderen Pflanzen, die Bauern und Bäuerinnen jahrhundertelang gezüchtet haben, verseuchen mit ihren Pollen."

    Michael Grolm sorgt sich um sein Überleben. Denn seine Kunden wollen keine Gentechnik in ihrem Essen. Und da sind sie keine Ausnahme. Umfragen in Deutschland und der EU ergeben seit Jahren immer wieder, dass zwei von drei Befragten keine gentechnisch veränderten Lebensmittel kaufen und essen möchten. Michael Grolm

    " Das heißt, die werden unseren Honig nicht mehr kaufen, und stattdessen Marmelade oder ausländischen Honig kaufen. Die Firma Langnese zum Beispiel kauft schon seit Jahren keinen Honig mehr in Kanada ein, weil dort ja überall gentechnischer Pollen im Honig zu finden ist. Und die wissen sehr wohl, warum sie das tun."

    Der Biomarkt boomt. Wegen der Lebensmittelskandale der letzten Jahre kaufen Verbraucher mehr und mehr biologisch produzierte Lebensmittel. Viele konventionell wirtschaftende Landwirte wollen keine gentechnisch veränderten Pflanzen anbauen, zumindest nicht, solange ihre Kunden - die Lebensmittelverarbeiter, Händler und Verbraucher - Produkte aus diesen Pflanzen mehrheitlich ablehnen.

    In Europa steigt daher die Zahl jener Regionen, die sich zu Gentechnikfreien Zonen erklären. In anderen Gegenden der Welt geschieht aber genau das Gegenteil: Besonders in Argentinien, Brasilien und den USA wachsen mehr und mehr gentechnisch veränderte Baumwoll-, Mais-, und Sojapflanzen. Und dieses Soja wird beispielsweise in großen Mengen in die EU verschifft und hier an Kühe und Schweine verfüttert.

    Die Bundesregierung selber - so steht es in ihrer Koalitionsvereinbarung - will den kommerziellen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen. Doch nicht um jeden Preis, meint Gert Lindemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

    " Bei der Verwendung Grüner Gentechnik haben Sicherheitsaspekte höchste Priorität. Das andere ist: Wir wollen die gentechnische Forschung vorantreiben - auch im Bereich Grüne Gentechnik. Und das dritte ist: Wir wollen die Gentechnik, da wo sie erprobt und sicher ist, "befördern", wie es dort wörtlich heißt."

    Also nur wenn von diesen Pflanzen nachweislich keine Gefahren ausgehen, sollen Landwirte sie zu kommerziellen Zwecken anbauen dürfen. Und auch nur dann, ...

    "... wenn es denn garantiert ist, dass hier eine akzeptable Koexistenz zwischen nicht Gentechnik verwendenden Landwirten und Gentechnik verwendenden organisiert werden kann."

    Ist ein friedliches Nebeneinander verschiedener Arten und Weisen Landwirtschaft in den Dörfern Bayerns, Brandenburgs, Niedersachsens oder Thüringens möglich? Thomas Dosch, Bauer und Vorsitzender von Bioland.

    " In der Praxis halte ich das für unmöglich, weil so viele Wenn und Abers im Raum stehen, die im Prinzip weder gesetzlich zu regeln sind, noch in der Praxis irgendwie umsetzbar wären."

    Zudem verschleiere die Diskussion um den Begriff Koexistenz, worum es wirklich gehe.

    " Mir sagt das Wort Koexistenz, je länger es existiert und verwendet wird, immer weniger. Die einen verstehen unter Koexistenz das Miteinander und verknüpfen damit die Frage, wie viel Gentechnik wir denn gegenseitig bereit sind, in Lebensmitteln zu akzeptieren. Ich verstehe unter Koexistenz eigentlich eine Nicht-Kontaminationsstrategie, das heißt, dass die Möglichkeiten weiter bestehen sollen, dass auch gentechnisch freie Lebensmittel auf dem Markt sind und als solche erzeugt werden."

    Hans Theo Jachmann von der Firma Syngenta hingegen glaubt an ein friedliches Miteinander aller Landwirte - unabhängig davon, ob sie gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen oder nicht. Dass dies auch bedeutet, dass sich geringe Mengen an Gentechnik in vielen Lebensmitteln wiederfinden lassen werden, hält er für akzeptabel.

    " Ich glaube, wir müssen etwas mehr Gelassenheit an den Tag legen. Solange ein Pollen auf einer Nachbarpflanze der Super-Gau der deutschen Natürlichkeit ist, dann haben wir ein Problem. Wir sind in einem biologischen System. Biologische Systeme sind nicht steril zu bekommen wie in einem Kreißsaal oder in einem Operationssaal. Und wir müssen gucken, dass wir ein Miteinander finden und dieses Miteinander auch definieren in Abstandsregeln, in Guter Fachlicher Praxis. Und in einer Definition, wie eben auch mögliche Schadensfälle zu definieren sind."

    Und darüber wird in Berlin diskutiert. Wie weit muss ein Feld, auf dem genveränderte Pflanzen stehen, von einem Feld entfernt sein, auf dem nicht veränderte Pflanzen wachsen. Und wer haftet, wenn zufällig etwa Maiskolben von gentechnisch veränderten Pflanzen mit denen von nicht veränderten Pflanzen vermischt werden?

    Das Maß aller Dinge ist hier ein Grenzwert von 0,9 Prozent. Dieser Grenzwert legt fest, bis wann ein Lebensmittel als "Gentechnik-frei" gilt, auch wenn es unbeabsichtigt - also ungewollt - Bestandteile von gentechnisch veränderten Pflanzen enthält. Auf der Verpackung des Brots, der Suppe, des Yoghurts oder des Biers muss dann zu lesen sein "enthält gentechnisch veränderte Bestandteil".

    Und dieser Grenzwert gilt für jeden einzelnen Inhaltsstoff eines Lebensmittels. Ein Beispiel: Stammt in einer Schokolade mehr als 0,9 Prozent des Emulgators Lecithin zufällig von gentechnisch verändertem Soja oder Mais, muss die Schokolade gekennzeichnet werden.

    Verbindliche Vorgaben sollen sicherstellen, dass dieser Grenzwert für Lebensmittel eingehalten wird. Dabei geht es um die Gute Fachliche Praxis, also etwa um Vorschriften für Landwirte, die verhindern sollen, dass sich Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen in andere Pflanzen einkreuzen. Bei dieser Guten Fachlichen Praxis geht es aber noch um mehr. Gert Lindemann.

    " Gute Fachliche Praxis bezieht sich natürlich auch auf die Frage, wie transportiere ich das Ernteprodukt gentechnisch veränderter Mais, wie reinige ich die Maschinen, die ich zur Ernte von gentechnisch verändertem Mais benutzt habe, so, dass ein Auskreuzungsrisiko nicht besteht, wie muss ich die Transportmittel absichern, damit sich das nicht selbst aussät, während ich das transportiere. Da sind also eine ganze Reihe weiterer Fragen bei."

    Bei der Frage, wie eine Durchmischung vermieden werden kann, verweisen alle - Biobauern wie auch Hersteller gentechnisch veränderten Saatguts - auf die Wissenschaft. Doch die Wissenschaftler sind unterschiedlicher Meinung. Klar ist nur: Pflanzen lassen sich nicht einzäunen, betont Beatrix Tappeser vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn.

    " Maispollen kann auch relativ weit fliegen. Also, insofern in Nachbarfelder eine Einkreuzung. Ein gewisser Grad an Einkreuzung ist möglich. Diese Einkreuzung kann man durch Abstände, durch Mantelsaaten sicherlich minimieren. Absolut auf Null fahren, wird man sie nicht können."

    Es stellt sich die Frage, wie weit ein Feld, auf dem gen-veränderter Mais steht, von einem Feld, auf dem nicht veränderte Maispflanzen wachsen, entfernt sein muss, um den Grenzwert von 0,9 Prozent einzuhalten. Beatrix Tappeser.

    " Wir sind dazu gekommen, dass man einen Abstand zwischen 200 oder 250 Meter einhalten sollte, um auf jeden Fall sicher unter den Schwellenwert von 0,9 zu kommen. Dabei ist berücksichtigt einerseits, dass es nicht nur die Auskreuzung auf dem Feld gibt, sondern auch über die ganze Produktionskette - also Transport, gemeinsame Mähdrescher, Silos - ja noch Verunreinigungen möglich sind, also das versuchen, mit einem Sicherheitsfaktor miteinzubeziehen. "

    Einen Abstand von 200 Metern und mehr halten andere Wissenschaftler für übertrieben. 20 oder 50 Metern könnten ausreichen, meint etwa Ingolf Schuphan von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Er argumentiert mit der Wahrscheinlichkeit:

    " Man muss hierbei auch immer sehen, dass der Pollen in Konkurrenz zum eigenen Pollen des nicht-gentechnisch veränderten Maisfeldes kommt. Das sind Millionen, Milliarden Pollen und wenige Pollen, die rübergetragen werden, nicht zwangsweise auch wirklich den Mais dort bestäuben."

    Ingolf Schuphan blickt nach Spanien, dem einzigen Mitgliedsstaat der EU, in dem gentechnisch veränderter Mais bislang großflächig angebaut wird.

    " Ein Vorbild sind die Spanier jetzt bei uns, die für nächstes Jahr fest hier entsprechende gesetzliche Abstandsregeln gefunden haben. Hier werden 50 Meter wohl empfohlen werden oder per Gesetz vorgeschrieben werden."

    Die Politiker in Berlin hören diese unterschiedlichen Ansichten und diskutieren zurzeit über einen Mittelwert für die Gute Fachliche Praxis. Gert Lindemann, Staatssekretär aus dem Landwirtschaftsministerium.

    " Nach intensiven Diskussionen auch in unserem eigenem Ressortforschungsbereich halten wir einen Abstand für Mais von 150 Metern für einen vernünftigen Abstand. 150 Meter gibt nach allem, was uns auch die Forschungsanstalt Landwirtschaft in Braunschweig mit auf den Weg gegeben hat, eine sehr hohe Gewähr dafür, dass die Kennzeichnungsgrenze von 0,9 Prozent eingehalten werden kann."

    Doch was geschieht, wenn ein Landwirt die Regeln, die jetzt entwickelt werden, nicht beachtet? Wenn er etwa Abstände nicht einhält und sich dadurch gentechnische Eigenschaften in das Feld eines Nachbarn einkreuzen - und dieser seine Ernte nicht mehr als Gentechnik-frei verkaufen kann. Für Gert Lindemann, den Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, ist das Sachbeschädigung:

    " Das ist zweifelsfrei so, dass man da eben eine deliktische Haftung für vorsieht, der also für jeglichen dabei entstehenden Schaden haften muss. Das kann aber auch darin bestehen, dass jemand fahrlässig die Grundregeln "Guter Fachlicher Praxis" nicht einhält, und auch dafür haftet er im vollen Umfang aus deliktischen Gründen."

    Komplizierter wird es, wenn sich zwar alle an die Spielregeln halten, es aber zu einer ungewollten Auskreuzung kommt. Für einen solchen Fall müssten die Bauern, deren Ernte verunreinigt worden ist, auch jemanden belangen können, meint Gert Lindemann. Denn vermutlich werden sie sich gegen solche Schäden nicht versichern können.

    " Versicherungen sagen uns, wir können das Risiko, was wir bei solchen Verträgen eingehen, einfach überhaupt nicht abschätzen, und wir sind nicht bereit, ein Versicherungsmodell zu fahren, bei dem wir sozusagen den Inhalt dessen, wozu wir uns verpflichten, gar nicht genau definieren können."

    Die Diskussionen darüber dauern an. Möglicherweise werden die Saatgutkonzerne, die die gentechnisch veränderten Pflanzen verkaufen, in die Pflicht genommen.

    " Eine Lösung, die wir mit denen jetzt besprochen haben, läuft darauf hinaus, dass die Firmen sagen, sie seien bereit, den Bauern, die gentechnisch veränderte Feldfrüchte anbauen, eine Freistellungserklärung dahingehend zu geben, dass sie diese Bauern von jeglichem Haftungsrisiko gegenüber Dritten freistellen. Das wäre so eine Art Haftungsfonds. Wir könnten uns vorstellen, dass das ein Weg wäre, den wir gemeinsam gehen können."

    Die Firmen würde also finanziell einspringen. Doch das gilt nur für Verunreinigungen oberhalb des Grenzwerts von 0,9 Prozent - und das nütze wiederum vielen Landwirten nur wenig, erklärt der Bioland-Vorsitzende Thomas Dosch

    " Wenn ein Landwirt Ware abliefert bei einem Verarbeiter oder einem Handelsunternehmen, dann muss auch der Verarbeiter und der Händler davon ausgehen, dass im schlimmsten Fall auch noch bei ihm Einträge von Gentechnik stattfinden, durch Transport, durch Lagerung. Er wird also niemals akzeptieren, dass ich Ware mit fast 0,9 Prozent Gentechnik-Einträgen bei ihm abliefere. Er will von mir eine niedrigere Schwelle haben. Er will im Prinzip von mir - so ist der Stand heute - Null haben. Und wenn der Gesetzgeber sagt, "erst ab 0,9 Prozent hast Du überhaupt ein Recht auf Entschädigung", dann bleibe ich sitzen auf meinem Schaden, wenn mein Verarbeiter nicht bereit ist, diese 0,9 zur Grundlage zu machen."

    Einen gesetzlichen Anspruch auf Entschädigung unterhalb dieses Grenzwertes sei nicht möglich, betont Gert Lindemann nach Rücksprache mit dem Justizministerium. Im Landwirtschaftsministerium gibt es aber Überlegungen, Biobauern und konventionell arbeitenden Landwirten einen Schritt entgegenzukommen.

    Um den Grenzwert von 0,9 Prozent für die Kennzeichnung von Lebensmitteln möglichst immer einzuhalten, könnte auf den Feldern ein niedrigerer Grenzwert festgeschrieben werden. So könnte die Gute Fachliche Praxis etwa festlegen, dass Maiskolben von einem konventionellen Maisfeld nur zu 0,5 oder 0,7 Prozent mit genveränderten Kolben durchmischt sein dürfen.

    Dieser niedrigere Wert wäre eine Art Sicherheitsmarge gegen nachträgliche unbeabsichtigte Vermischungen beim Transport oder der Verarbeitung. Oder in den Worten von Gert Lindemann:

    " Selbst wenn dann mal ein bisschen was passiert, heißt das noch lange nicht, dass damit dieser Wert 0,9, von wo ab gekennzeichnet werden muss, überschritten wird. Das ist eine Überlegung, die wir zurzeit noch innerhalb unseres Hauses diskutieren. Das wollen wir auch mit der Wirtschaft nochmal besprechen. Wir würden uns da wohler fühlen, hier auf einem besonders sicheren Weg zu sein."

    Die Zukunft des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen in Deutschland hängt jedoch nicht nur von Abstands- und Haftungsregeln ab, sondern auch von der Akzeptanz durch die Bürger. Und wenn die Bürger weiterhin mehrheitlich Gentechnik im Essen ablehnen, werden nur wenige Landwirte solche Gen-veränderten Pflanzen anbauen wollen. Der Schweizer Saatguthersteller Syngenta könne damit aber leben, meint Hans Theo Jachmann:

    " Für die Firma ist das sicherlich kein großes Problem. Deutschland ist ein wichtiger Markt. Wir machen mit 450 Mitarbeitern bisher auch unseren Markt hier, wir würden das auch weiterhin machen, sowohl in der Züchtung von Tomaten, Blumen und landwirtschaftlichen Kulturpflanzen, als auch vom Pflanzenschutz. Das wäre nicht die Frage, das könnte man machen. Für die Firma kann es sowohl Gentechnik-frei als auch mit Gentechnik sein. Wir haben beides. Und mit beidem können wir Geschäft machen, mit beidem können wir auch forschen und weiter züchten. Das ist nicht die Frage."

    Doch die Frage nach der Akzeptanz gentechnisch veränderter Pflanzen wird neu gestellt werden müssen. Denn in den Laboratorien vieler Saatguthersteller werden neue Pflanzen entwickelt, die die Bürger vielleicht eher annehmen können. Landwirtschafts-Staatssekretär Gert Lindemann nennt ein Beispiel:

    " Wir sollten mit Produkten anfangen im gentechnischen Bereich, die den Menschen nicht unmittelbar tangieren. Zum Beispiel im Bereich energetische Rohstoffe dürfte das wesentlich unproblematischer sein als im Bereich von Lebensmitteln, die der Mensch eben regelmäßig in sich aufnimmt. Und wir sagen, die erste maßgebliche Stufe, die wir erreichen sollten, ist die, dass die Bürger sagen, "jawohl, wir sehen das ein, das ist sinnvoll, wir wollen das". Und dann kann man über alles weitere reden."

    Eine andere Frage aber bleibt die gleiche: Wieviel "Gentechnik im Essen" werden die Menschen akzeptieren? Denn auch diese Gen-veränderten Pflanzen bilden Pollen, die wiederum vom Wind und von Insekten zu anderen Pflanzen transportiert werden, sich dort einkreuzen und sich dann letztlich in Honig und anderen Nahrungsmitteln nachweisen lassen. Mit anderen Worten: Die Diskussion über den Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen in der Landwirtschaft wird so schnell nicht enden.