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Geologischer Fund
Verborgene Wasserreserve für Namibia

Durch Zufall ist ein Geologe in Nordnamibia auf einen Grundwasserleiter gestoßen. Dieses Wasservorkommen von hoher Qualität soll zunächst als Vorrat dienen, falls die bisherige Versorgung wegen Dürre ausfällt. Doch mit der wachsenden Bevölkerung steigt auch der Bedarf.

Von Dagmar Röhrlich | 08.07.2019
Trinkwasser läuft in ein Glas.
In erster Linie sollen die in Nordnamibia vorhandenen Vorräte als Trinkwasser verwendet werden (picture alliance / dpa / Oliver Berg)
Die Menschen im Norden Namibias müssen ihr Wasser nicht aus Brunnen holen, sondern es liegen fast überall Wasserleitungen. Derzeit stammt es aus einem Stausee in Angola, der von einem Fluss gespeist wird. Doch diese Wasserversorgung reicht nicht mehr aus. Und Alternativen waren bisher nicht in Sicht:
"Es sind natürliche Grundwasservorkommen vorhanden, die sind aber stark versalzen."
Erklärt Thomas Himmelsbach von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover, BGR. Ursprünglich hatte die BGR in Zusammenarbeit mit Namibia nach Rohstoffen gesucht, doch wurde die Suche angesichts von Klimawandel und rasantem Bevölkerungswachstum auf Wasservorräte ausgedehnt. Die Versorgung sicherer zu machen, das soll nun ein Grundwasserleiter schaffen, ein wasserführender Gesteinskörper im Untergrund:
"Es war eigentlich ein Zufallsfund, wenn man ganz ehrlich ist. Das war eine Bohrung zur Wasserversorgung einer kleinen Schule. Man hat gebohrt, dann hat man wieder - wie üblich halt - das salzige Grundwasser gefunden, und dann hat der betreuende Geologe gesagt: Wir bohren jetzt mal ein bisschen tiefer. Und plötzlich waren sie unten in dem Grundwasserleiter mit hervorragender Wasserqualität."
Vorräte erneuern sich durch Regen
Die geophysikalische Untersuchung zeigte, dass dieser Grundwasserleiter namens Ohangwena-2 eine Ausdehnung von mindestens 300 mal 400 Kilometer hat und mehr als 200 Meter mächtig ist: genug Wasser, um die Menschen und Tiere der Region nachhaltig zu versorgen. Das Vorkommen zieht sich anscheinend auch einige hundert Kilometer weit nach Norden, nach Angola hinein. Und das Beste: Es ist nicht fossil wie die Grundwasservorräte in der Sahara oder auf der Arabischen Halbinsel, sondern es erneuert sich durch Regenfälle:
"Wir haben ein Neubildungsgebiet entdeckt im Bereich von Angola. Es grenzt an das Hochland von Angola. Zwar langsam, ist nicht viel, aber für eine nachhaltige Nutzung reicht es durchaus aus, wenn man diese Mengen kennt. Und dann kann man Bewirtschaftungspläne aufstellen."
Aufgrund der Dürre lässt die Regierung den Grundwasserleiter zwar derzeit an vielen Stellen erbohren, aber es geht um eine nachhaltige Erschließung – wenn möglich, über die Grenze zwischen Namibia und Angola hinweg.
"Man hat diese Wasserressourcen jetzt in der Hinterhand als Ressource, wenn es besonders trocken wird. Wenn zum Beispiel der Stausee, der schon jetzt benutzt wird zur Wasserversorgung, zum Beispiel aufgrund einer langen Dürre ausfallen würde oder in der Menge zurückgehen würde, dann hätte man hier eine Ausgleichsmöglichkeit, aus dem Grundwasserleiter Wasser hinzuzugeben. Und das ist der generelle Gedanke: Wir gehen hin, wir wollen es nicht überbeanspruchen, wir machen 'water banking'."
Kein fossiles Wasser zur Bewässerung oder Viehzucht
Sprich: In guten Zeiten soll sich das unterirdische Reservoir auffüllen, bei Trockenheit wird gefördert. Allerdings wird die Bevölkerung im Norden Namibias weiter wachsen, und die Landwirtschaft wird sich ausdehnen. Dass es eines Tages auch Bewässerung und Viehzucht geben werde, sei unvermeidlich, erläutert Thomas Himmelsbach. Aber das müsse angepasst passieren. Und so lautet die Devise:
"Bitte fangt keine Tomatenzucht in Nord-Namibia oder pflanzt bitte keine Ananas an. Dieses Wasser soll in erster Linie für Trinkwasser verwendet werden, natürlich auch Brauchwasser. Und da muss man weiterdenken, wenn man sowas erschließt, dass man durchaus später zum Beispiel das Abwasser, was daraus entsteht, wieder so weit aufbereitet, dass dies dann in die Landwirtschaft gehen kann."
Konzepte dafür werden gerade entwickelt. Wie in Saudi-Arabien sogar fossiles Wasser für Getreideanbau oder Milchwirtschaft zu verwenden, sei der falsche Weg.