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German Doctors in Nairobi
Medizinische Hilfe im Slum

Ein gutes Krankenhaus und Ärzte, die zeigen, dass man ihnen wirklich am Herzen liegt. Das sagen Patienten über das Gesundheitszentrum der German Doctors in Mathare, einem der größten Slums in Nairobi. Angefangen hat alles vor 20 Jahren.

Von Antje Diekhans | 27.12.2017
    Kinder laufen über eine aufgeweichte Straße im Slum von Mathare in Nairobi /Kenia
    Kinder im Slum von Mathare in Nairobi /Kenia (AFP / Georgina Goodwin)
    Der sechs Monate alte Ibrahim röchelt und hustet. Gaby Strauß, eine Oberärztin aus Berlin, nähert sich ihm vorsichtig mit dem Stethoskop.
    "Wir haben hier gerade eine Mutter mit ihrem Baby, das seit gestern hoch fiebert. Und das müssen wir uns jetzt erst mal angucken."
    Der Kleine ballt während der Untersuchung die Fäuste zusammen und verzieht das ganze Gesicht. Aber lange muss er nicht durchhalten. Die Diagnose ist für die Ärztin einfach: Bronchitis.
    "Der Junge hat ganz verschärfte Atemgeräusche. Und wir werden ihm zu zusätzlicher Flüssigkeit auch noch Antibiotika geben."
    Damit müsste es ihm bald wieder gut gehen. Denn sonst ist das Baby gesund. "Er ist gut ernährt. Aber das sind weitaus nicht die meisten, sondern eher die Seltenheit."
    Gaby Strauß gehört zu den ehrenamtlichen Ärzten in der Slumambulanz in Mathare, einem Armenviertel in Nairobi. Seit 20 Jahren wird die Klinik hier von deutschen Ärzten betrieben. Unterstützt von inzwischen fast 80 Ortskräften kümmern sie sich um die großen und kleinen Leiden der Slum-Bewohner.
    Das Wartezimmer ist auch am Nachmittag noch voll. Die Patienten sitzen auf Holzbänken und warten geduldig, bis sie aufgerufen werden.
    Von der Notfallambulanz zum Gesundheitszentrum
    Zwischen den Bänken hindurch manövriert Yvonne Flammer zu ihrem kleinen Untersuchungszimmer. Die Schweizerin ist die Langzeitärztin in der Klinik und jetzt seit einem Jahr da. Sie ist stolz darauf, was die Klinik seit ihren Anfängen erreicht hat.
    "Wenn man schaut, was wir alles machen. Da gibt es vielleicht 20 unterschiedliche Projekte. Und man hat am Anfang ganz normal mit einem Praxisdasein begonnen. Zwei Ärzte und etwa vier Angestellte in vier Räumen. Also ganz klein, minimal. Und jetzt sind wir wirklich ein Gesundheitszentrum, oder."
    Ein Ernährungsprogramm und eine spezielle Betreuung für Patienten mit HIV wurden aufgebaut. Finanziert wird die Klinik zum großen Teil durch Spendengelder aus Deutschland. Die Patienten geben aber auch einen kleinen Betrag.
    "Bei uns bezahlt man 200 kenianische Shilling, das ist umgerechnet 2 Dollar. Und dafür kriegt man wirklich alles."
    Vom Ultraschall über Röntgenbilder bis zu den Medikamenten.
    Wenn Yvonne Flammer durch das Wartezimmer geht, wird sie immer wieder angehalten. Viele wollen sich bedanken. Der Ärztin ist aus ihrem ersten Jahr in der Slumambulanz vor allem eine Frau in Erinnerung. Der jungen Mutter ging es schon seit langem schlecht, kein Arzt fand die Ursache. Bis sie in die deutsche Klinik kam und Yvonne Flammer einen Herzfehler diagnostizierte. Mit der richtigen Behandlung erholte sich die Frau bald.
    "Ich bin natürlich jetzt ihre Ärztin und jedes Mal, wenn sie reinkommt – Daktari – und ein Lächeln. Weil sie auch weiß, endlich hat sie denjenigen getroffen, der die richtige Diagnose stellt und ihr die Medikamente gegeben hat, die ihr geholfen haben. Und jetzt geht es ihr gut."
    Geburtsstation geplant
    Eine von vielen Erfolgsgeschichten für die Klinik der German Doctors. Das nächste Projekt ist eine Geburtsstation. Bis jetzt können Frauen nur während der Schwangerschaft betreut werden und müssen dann anderswo entbinden.
    Die Mutter von Ibrahim verlässt die Ambulanz heute mit einem Beutel Medikamenten und einigen Sorgen weniger. Ihrem Kleinen wird es hoffentlich bald besser gehen. Es ist ein gutes Krankenhaus, meint sie. Und ein anderer Patient stimmt zu. Die Ärzte würden nicht nur behandeln, sondern auch zeigen, dass ihnen die Patienten wirklich am Herzen liegen. Und wenn sie so etwas hört, strahlt dann auch Yvonne Flammer noch ein bisschen mehr.