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Germanwatch-Studie
Klimawandel bedroht vor allem ärmere Länder

Hunderttausende Tote, wirtschaftliche Schäden in Billionen-Höhe – die Folgen extremen Wetters in den vergangenen 20 Jahren waren gewaltig, bilanziert der Klima-Risiko-Index des Vereins Germanwatch. Besonders betroffen sind vor allem ärmere Staaten, aber auch Industrienationen wie Deutschland.

Von Georg Ehring | 02.12.2014
    Umgeknickte Bäume: Zerstörung auf den Philippinen nach dem Taifun Haiyan.
    Nicht umsonst steht bei der Klimakonferenz in Lima die Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. (picture alliance / dpa / Philippe De Poulpiquet)
    Hitzewellen, Dürren, Wirbelstürme und Überschwemmungen - der Klimawandel macht solche Extremwetter-Ereignisse häufiger und schwerwiegender. Wer besonders davon betroffen ist, das hat die umwelt- und entwicklungspolitische Organisation Germanwatch ermittelt, sie hat heute den Klima-Risiko-Index vorgestellt. Als Grundlage dienen dabei Katastrophendaten der Münchener Rückversicherung. Im vergangenen Jahr hat ein gewaltiger Taifun für die größten Schäden gesorgt, sagt Christoph Bals von Germanwatch:
    "Ganz vorne liegen die Philippinen und die sind von dem stärksten Taifun, den es jemals, seitdem es Messungen gibt, betroffen worden, der stärkste Landfall eines Taifuns."
    Die Philippinen waren besonders stark getroffen
    Bei Wirbelstürmen ist der Zusammenhang mit dem Klimawandel zwar noch umstritten, nach Ansicht von Wissenschaftlern werden aber gerade besonders schwere Stürme häufiger.
    In den vergangenen 20 Jahren seien rund 530.000 Menschen durch Extremwetter-Ereignisse gestorben, die Schäden summiert Germanwatch auf fast 2,2 Billionen US-Dollar.
    An der Spitze des Klimarisiko-Indexes stehen immer wieder besonders arme Länder, die das Pech haben, in sturm- oder dürreanfälligen Regionen zu liegen. Im langfristigen Vergleich sind Honduras, Myanmar und Haiti am stärksten davon betroffen, die Philippinen stehen hier auf Platz fünf.
    "Hier kommen zwei Situationen zusammen: Dass diese Länder oft von Wetterextremen getroffen sind und auf der anderen Seite, dass sie sehr arm sind und sich deswegen schwer tun, sich vor den Verletzungen des Klimawandels zu schützen."
    Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes
    Bei der Klimakonferenz in Lima steht die Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Entwicklungsländer fordern demgegenüber einen stärkeren Schwerpunkt bei der Anpassung an den unvermeidlichen Klimawandel. Selbst wenn es gelingen sollte, die Erwärmung der Atmosphäre auf zwei Grad zu begrenzen – die Schäden werden zunehmen und immer teurer. Meena Raman vom Third World Network befürchtet, dass die Anpassung an den Klimawandel bei einem weltweiten Abkommen viel zu kurz kommen wird.
    "Sie sagen, dass Anpassung zwar wichtig ist, aber jeder dafür selbst verantwortlich ist. Und das heißt im Grunde genommen, dass die Entwicklungsländer sich selbst um die Anpassung kümmern müssen."
    Der Klima-Risiko-Index setzt die Schäden durch den Klimawandel in Beziehung zur Wirtschaftskraft des betroffenen Landes. In Industrieländern sind die Schadenssummen in absoluten Zahlen oft besonders hoch, verglichen mit der gesamten Wirtschaftsleistung fallen die Schäden in Entwicklungsländern meist stärker ins Gewicht. Hier gibt es aufgrund geringerer Fähigkeit zur Anpassung oft auch mehr Todesopfer. Trotzdem finden sich auch Industrieländer weit vorn im Klima-Risiko-Index, Deutschland liegt im langfristigen Vergleich der vergangenen 20 Jahre auf Platz 22 und damit relativ weit oben, sagt Christoph Bals.
    "Für Deutschland fallen insbesondere ins Gewicht: Die ganz starke Hitzeperiode und Dürre mit vielen Toten im Jahr 2003 und dann die Mehrzahl von Jahrhundert-Hochwassern, die wir in den letzten zwei Dekaden gehabt haben, allein seit dem Jahr 2000 jetzt schon zwei."