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Gespräch mit dem Blechknecht

Technik. - Roboter sollen Menschen zukünftig Arbeit abnehmen, auch in Haushalten oder Krankenhäusern. Doch der Umgang von Menschen und Robotern miteinander steht noch ganz am Anfang. Wissenschaftler treffen sich in dieser Woche im niederländischen Leiden zu einer Konferenz über die Beziehungen zwischen Mensch und Maschine.

Von Thomas Reintjes | 24.06.2010
    Dass Menschen Beziehungen zu Robotern in ihrem persönlichen Umfeld aufbauen, das ließe sich manchmal schon bei einfachen Staubsaugerrobotern beobachten, sagt Tineke Klamer, die an der Universität Twente im niederländischen Enschede über die Mensch-Maschine-Beziehung forscht. In Leiden berichtet sie von ihrer aktuellen Studie, bei der sie ähnliches beobachtet hat. Eine Probandin baute offenbar eine Beziehung zu dem robotischen Plastikhasen auf, den die Forscherin ihr für zehn Tage zu Hause installierte. Sie gab ihm einen Namen, Harvey, und sprach mit ihm, ohne dass der Roboter darauf reagierte.

    "Sie erzählte ihm alles mögliche aus ihrem Leben. Sie hatte das Gefühl, dass der Roboter ihr zuhört. Und sie hat den Roboter auch in ihren Alltag integriert. Einmal war sie dabei in der Küche Eier zu braten und der Roboter begann mit ihr zu sprechen. Sie lief zu dem Roboter, drückte die Knöpfe, um seine Fragen zu beantworten und lief zurück zum Herd, um nach den Eiern zu sehen"

    Überrascht sei sie von diesem Verhalten gewesen, sagt die Wissenschaftlerin. Denn der Roboter war unbeweglich, stand fest installiert in der Wohnung und stellte lediglich Fragen, auf die per Ja- oder Nein-Knopf reagiert werden konnte. Dennoch entstand eine Beziehung zwischen der 65-jährigen Britin und dem künstlichen Haustier. Zwei andere Probandinnen allerdings konnten nichts mit dem elektronischen Hasen anfangen. Warum es diese Unterschiede gibt, das will Tineke Klamer herausfinden: welche Faktoren ausschlaggebend dafür sind, ob Menschen eine Beziehung zu einem Roboter aufbauen oder nicht. Leider sagt sie, kann sie im Moment nur mit drei bis neun Probanden arbeiten.

    "In Zukunft können wir hoffentlich Untersuchungen mit mehr Teilnehmern machen. Diese Studie jetzt ist ziemlich explorativ. Es gibt noch nicht viel Forschung auf diesem Gebiet. Deshalb wollen wir erst einmal herausfinden, welche Faktoren wichtig sind und dann eine größere Studie mit mehr Teilnehmern angehen. Und dann auch mehr Daten erfassen"

    Den Mangel an Forschung mit sozialen Robotern hat Gert Jan Gelderblom systematisch erfasst. Für seinen Vortrag bei der Roboterkonferenz hat der Wissenschaftler der Hochschule Süd aus Heerlen in den Niederlanden zusammen mit Kollegen fast 3000 bisher veröffentlichte Fachbeiträge zu dem Thema analysiert. Aus diesen 3000 Artikeln destillierte das Team 41 relevante Veröffentlichungen heraus. Diese Auswahl werteten sie detailliert aus.

    "Von der bisherigen Forschung auf diesem Gebiet waren wir nicht gerade beeindruckt. Es gibt nur eine sehr begrenzte Zahl von Robotern, von denen nur einer wirklich erforscht wurde. Das ist Paro, die Roboter-Robbe. Zu Paro gibt es einiges an Forschung, aber nur von einer Institution. Der Institution, die Paro herstellt. Es gibt keine klinischen Studien, die fundiertere wissenschaftliche Untersuchungen darstellen würden, deren Ergebnisse man ernst nehmen müsste."

    Paro, die Roboter-Robbe kommt aus Japan und wird dort als Therapieroboter eingesetzt. Sie ist im Prinzip ein Plüschtier mit Motoren in seinem Innern. Die Bewegungen lassen Paro fast echt erscheinen. Interaktion mit der niedlichen Robbe kann Menschen mit Demenz helfen, die verängstigt sind oder ruhelos. Paro oder andere Roboter könnten deren Verhaltensmuster normalisieren, sagt Gert Jan Gelderblom. Er glaubt, dass Roboter nicht nur deshalb für interessant gehalten werden sollten, weil sie den Personalmangel in der Pflege mildern könnten. Für wichtiger hält der Wissenschaftler, dass Roboter die Qualität der Pflege verbessern könnten – wenn es den Menschen gelingt, eine Beziehung zu dem elektronischen Begleiter aufzubauen.