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Gesunde Lebensmittel

Hier finden Sie nach der Sendung das Manuskript des Beitrags. Mitunter liegen aber die Texte nicht als Datei vor oder können aus urheberechtlichen Gründen nicht ins Internet gestellt werden. Es ist nicht alles verträglich, was der Mensch in sich hineinschaufelt oder hineinschüttet. Das weiß man nicht erst, seitdem es das Wort Rinderwahnsinn gibt. Dennoch sind die Lebensmittel, die im Supermarkt eingekauft werden, in der Regel hygienisch absolut einwandfrei – so frei von Beanstandungen wie noch nie in der Geschichte.

Matthias Dohmen | 21.07.2003
    Gesunde Lebensmittel haben aber nicht nur mit Hygiene und der Erhaltung von Vitaminen zu tun, sondern auch mit Nachhaltigkeit. "Regional, saisonal, verpackungsarm" soll die Nahrung sein, verlangt Vera Thöne von der Verbraucherberatung in Wuppertal. Die Abfall- und Umwelttechnikerin plädiert dafür, Obst und Gemüse in der jeweiligen Region zu kaufen.

    Bei Lebensmitteln geht es darum, dass einerseits eine größtmögliche Frische gewährleistet ist, andererseits ist es so, dass Anbau und Transport von Lebensmitteln sehr viel Energie verbrauchen, z. B. wenn Lebensmittel außerhalb der eigentlichen Wachstumssaison in Treibhäusern angebaut werden, und außerdem: Transporte bedingen natürlich Güterverkehr, Lkws auf der Autobahn und damit entsprechend Lärm, Abgase, deshalb plädieren wir dafür möglichst regionale Produkte zu kaufen.

    Das gilt für alle Lebensmittel, für Gemüse und Obst, Fisch und Fleisch. Die berühmte Flugananas, die aufwändig um die Welt geflogen wird, bevor sie in der Obstabteilung des Supermarktes landet, ist Vertretern der Nachhaltigkeitslehre ein Graus. Aus einer überschaubaren Entfernung sollten auch Getränke kommen.

    Wir haben eine Liste herausgegeben mit Mineralwässern aus der Region, die in Mehrweg abgefüllt sind, denn wir plädieren generell für verpackungsarmes Einkaufen, aber Mehrwegverpackungen haben auch nur einen Sinn, wenn sie höchstens 100 Kilometer weit transportiert werden, weil sonst der ökologische Vorteil verloren geht.

    Es muss nicht immer das teuer-prickelnde Wasser aus Frankreich sein, wenn es allein in Nordrhein-Westfalen rund 80 Mineralwasserquellen gibt. Wer weiß das schon? Viele Verbraucher, diese Erfahrung hat Vera Thöne gemacht, sind froh, wenn sie an die Hand genommen werden und gezeigt bekommen, dass umweltbewusstes Leben gar nicht so schwierig ist, sondern - im Gegenteil - Spaß machen kann.

    Wir haben vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit der katholischen Familienbildungsstätte so eine Art Kochkurs angeboten. D. h. wir sind zuerst einkaufen gegangen und haben eben versucht, nach den von uns propagierten Kriterien einzukaufen: regional, saisonal, verpackungsarm, sind auf den Markt gegangen, haben die Produkte gekauft, haben zusammen gekocht, nach entsprechenden Rezepten vegetarisches Essen gekocht, und in dem Zusammenhang sind wir auch auf einen Bauernhof gefahren und haben da geguckt, wie der Pflanzenanbau ist, wie die Tiere gehalten werden und haben da eben auch den Hofladen in Anspruch genommen, um einfach mal das hautnah zu erleben.

    Diese Sehnsucht nach dem einfachen Leben hat ihren Hintergrund in immer wieder neuen Lebensmittelskandalen, die die Bevölkerung aufschrecken. Nitrofurane, eine Gruppe von Antibiotika, wurde unlängst in Schweinefleisch nachgewiesen: Schweine wachsen schneller, Hühner legen mehr Eier, wenn diese Antibiotika zum Einsatz kommen. Doch weil sie als Erbgut schädigend und als Krebs erregend gelten, sind sie seit 1995 in der Europäischen Gemeinschaft verboten.

    Ein anderes Beispiel: Acrylamid wurde in hocherhitzten Lebensmitteln dokumentiert, ein Stoff, der beim Grillen, Braten, Backen, Rösten und Frittieren von stärkehaltigen Lebensmitteln entstehen kann – etwa bei Pommes frites, Knäckebrot und Kartoffelchips.

    Nur keine Panik, raten dennoch die Fachleute. Ein Stoff, der in sehr hohen Konzentrationen als Gift vorkommt oder im Tierexperiment zu Krebs geführt hat, muss nicht toxisch wirken, wenn er in niedrigsten Konzentrationen, quasi Spurenkonzentrationen, im Lebensmittel auftaucht.

    Die Möglichkeit, Stoffe in geringsten Konzentrationen nachzuweisen, ist in den vergangenen 20 Jahren um den Faktor 100 bis 1000 verbessert worden. So kann man über kurz oder lang alles, was irgendwie in die Umwelt gelangt, in Lebensmitteln nachweisen. Und daraus entsteht häufig Panikmache – meistens unbegründet. Schuld haben einmal mehr die Medien, meint zumindest der Lebensmittelchemiker Michael Guth von der Bergischen Universität Wuppertal:

    Das liegt einfach an der Mitteilung von Presse, Rundfunk und Fernsehen, dass Daten oder dass Skandale in diesem Ausmaß, sagen wir mal, man muss es vielleicht hart sagen, vermarktet werden. Denn wenn man sich mal wirklich die Grundlage dieser Daten, die hier auch ermittelt worden sind, anschaut, dann sind diese Konzentrationen, die gefunden worden sind so niedrig, man hätte sie vielleicht vor 20 Jahren nicht mal nachweisen können in unseren Lebensmitteln, und es besteht in diesen Fällen wirklich keine Verbrauchergefährdung, nur in annähernden Sinn in diesen Konzentrationen, wo diese Substanzen nachgewiesen worden sind. Und ich finde, das schon ein bisschen Panikmache.

    Als Beispiel führt Guth den Dioxinskandal in den 90er Jahren an. Damals gerieten belgische Geflügelzüchter in die Kritik, deren Produkte belastet waren und aus dem Verkehr gezogen wurden. Dioxin-verseuchtes Futter wurde auch in Deutschland verfüttert. Zwei Minister mussten in Brüssel zurücktreten, die Maschinerie der Lebensmitteluntersuchungen lief heiß.

    Es wurden damals Tausend Proben untersucht, und von diesen Tausend Proben waren dann über 40 zwar positiv, das heißt über dem Grenzwert gelegen, aber wenn man sich dann den Grenzwert betrachtet, liegt der noch immer um den Faktor Hundert bis Tausend unter dem, wo ein No-Level-Effekt bei Tierversuchen festgestellt worden ist, und also hier liegt noch lange keine Verbrauchergefährdung im Endeffekt vor. Man muss sich immer noch vorstellen: Der Faktor Hundert bis Tausend, das ist ein Riesenkonzentrationsunterschied und gar nicht denkbar. Denn ansonsten würde das nämlich unter Paragraph 8 des LMBG, also des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes, fallen, dass wir wirklich eine Verbrauchergefährdung haben, dass wäre wirklich eine Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung, und das würde bedeuten, dass u. U. toxikologische Effekte dann nachweisbar wären. Meines Wissens ist so etwas überhaupt noch nicht vorgekommen.

    Zweifellos: Unter hygienischen und toxikologischen Gesichtspunkten war das, was man isst und trinkt, noch nie so einwandfrei wie heutzutage.

    Es ist auch nicht unbedingt gesagt, dass ökologisch erzeugte Lebensmittel generell gesünder sind als solche aus konventionellem Anbau. An einer entsprechenden jetzt vom Verbraucherschutzministerium in Berlin veröffentlichten Studie waren Experten aus Forschungseinrichtungen, Universitäten und Vertreter des ökologischen Landbaus beteiligt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass sich der Biolandbau ohne Zweifel günstiger auf den Naturhaushalt auswirkt als die herkömmliche Variante. Die bisher vorliegenden Erkenntnisse erlauben aber nicht den Schluss, dass der ausschließliche oder überwiegende Verzehr von ökologisch erzeugten Lebensmitteln die Gesundheit des Menschen direkt fördern würde. Auch wenn die Deutschen sich unausgewogen ernähren und zu wenig bewegen: Was auf den Tisch kommt, ist schon okay.

    Die Politik hat ihre Hausaufgaben gemacht und macht sie weiterhin, meint der SPD-Bundestagsabgeordnete und Verbraucherschutzexperte Manfred Zöllmer:

    Wir müssen feststellen, dass die Lebensmittelsicherheit sich trotz dieser Skandale in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert hat, und ich glaube, dass die Politik dazu entscheidend beigetragen hat. Zum Beispiel durch das Verbot bestimmter Pflanzenschutzmittel, durch eine nachhaltige Verschärfung der Umweltgesetzgebung, durch ein ganz modernes Lebensmittelrecht mit verstärkten Kontrollen, mit Kennzeichnungsverpflichtungen für Tiere und durch eine Agrarwende, eingeleitet durch diese Bundesregierung, mit einer verstärkten Förderung ökologischer Betriebe.

    Also doch eine Wende? Obwohl die Lebensmittel so verträglich sind wie nie zuvor? Die heutigen Nahrungsmittel sind unter hygienischen und toxikologischen Gesichtspunkten einwandfrei. Das trifft in besonderer Weise für Tiefkühlkost zu: Das Einfrieren verzögert deren Verderb auf schonende Weise. Qualitätsunterschiede – so stellt es der Bonner Informationsdienst AID dar – zwischen tiefgekühlter und frischer Ware sind kaum erkennbar. Abgesehen vom Vitamin C bleiben alle anderen Vitamine und Mineralstoffe bis zu einer Dauer von zwölf Monaten fast konstant. Die AID favorisiert tiefgefrorenes Obst und Gemüse sowie tiefgefrorene Kräuter als saisonunabhängige Alternative zu frischer Ware. Ferner empfiehlt sie Tiefkühlfisch, der fangfrisch auf hoher See gereinigt, filetiert und tiefgefroren wird. Es ist also, um das Bild zu strapazieren, alles in Butter. Anscheinend oder nur scheinbar? Tatsächlich oder nur auf den ersten Blick? Denn Kritiker machen ein großes Fragezeichen hinter der modernen Massenproduktion. Aus ihrer Sicht besteht eine Vollwerternährung, die diesen Namen verdient, überwiegend oder sogar vollständig aus pflanzlichen Lebensmitteln.

    Besondere Bedeutung wird einem möglichst geringen Verarbeitungsgrad – andersherum: einer maximal hohen Naturbelassenheit – beigemessen. Dieser geringe Verarbeitungsgrad aber ist nicht möglich, wenn Lebensmittel über große Strecken transportiert werden müssen. Nachhaltigkeit heißt das Stichwort, bekräftigt Verbraucherberaterin Vera Thöne.

    Es gibt eine lokale Agenda 21, das ist ein Handlungsprogramm, das vor über zehn Jahren auf dem Klimagipfel von Rio verabschiedet worden ist für alle Staaten weltweit, das besagt, dass insbesondere Umweltziele in den Regionen umgesetzt werden müssen. Es nützt nichts, wenn Bundesregierungen oder Staatsregierungen etwas beschließen, sondern die ganzen Dinge müssen vor Ort umgesetzt werden, und wir haben 21 Haushalte gefunden, die mit uns eineinhalb Jahre lang so zu sagen das ökologische nachhaltige Leben geübt haben, und in diesem Zusammenhang war eben auch ein Thema: Ernährung.

    Die Verbraucherberatung fuhr mit diesen 21 Agenda-Haushalten auf umliegende Biohöfe. Das Konzept hat die Teilnehmer davon überzeugt, dass es Sinn macht, eine Kreislaufwirtschaft zu betreiben, bei der nur so viele Tiere gehalten werden dürfen, wie der Boden auch an Dünger verkraftet. Damit mit möglichst wenig Chemie gearbeitet wird. Nun klingt die Zahl von 21 Haushalten in einer Großstadt wie Wuppertal mit über 350.000 Einwohner nicht nach "viel". Aber wenn diese 21 Familien für mehr stehen, für einen Trend?

    Ob Schweineschnitzel oder Bratwurst – die Fleischtheke wird immer häufiger links liegen gelassen", schrieb jüngst die Zeitschrift "Öko-Test". Und führte an, dass jeder Deutsche im vergangenen Jahr fast 60 Kilogramm Fleisch gegessen hat – zehn Kilogramm weniger als 1988. Weniger ist mehr, aber teurer, wie Familienvater Udo Gothsch bekundet:

    Es ist natürlich auch eine Frage des Preises, das ist ein ganz wichtiger Aspekt, denn normalerweise sind gesunde Lebensmittel, also solche aus biologischem Anbau teurer als andere, aber dennoch bin ich bereit grundsätzlich dafür auch mehr Geld auszugeben, wenn ich weiß, die Sachen sind in Ordnung.

    Ärgerlich ist es für den Konsumenten, wenn die Biolandwirte zu sehr auf das Bewusstsein ihrer Kunden setzen und dabei das Marketing vernachlässigen.

    Wir hatten über einen längeren Zeitraum, ich glaube, eineinhalb Jahre lang, ein Abonnement bei einem Biobauern. Das lief am Anfang auch sehr gut. Auch im Winter bekamen wir das, was im Augenblick so in der Region angebaut worden war oder was man lagern konnte, aber es war ein Problem der Flexibilität, d. h. wenn wir 14 Tage voraus eine Veränderung haben wollten, dann klappte sie mal, und mal klappte sie nicht. In den Ferien, da wir häufig unterwegs sind, oder an den Wochenenden klappte das auch nicht regelmäßig. Manchmal standen die Kartons eine Woche da oder 14 Tage mitunter, einiges ist schlecht geworden. Wir waren etwas verärgert und haben dann nach eineinhalb Jahren gesagt: Jetzt lassen wir’s erst mal sein und kaufen jetzt im Laden die biologischen Produkte.

    Udo Gothsch trifft man schon mal beim Einkauf in einer Räucherei, die Biolachs im Angebot hat, eine Delikatesse, deren Preis um rund 30 Prozent über dem liegt, was man normal für diesen Fisch ausgibt. Der Inhaber des Geschäfts, Andreas Wortberg, erklärt uns den Unterschied von Biolachs und gewöhnlichem Lachs, von Offshorefarm und einer Farm im Fjord.

    Biolachs ist ein vom Naturlandverband zertifizierter Lachs, der bestimmte Auflagen hat, die erstmalig in Zusammenarbeit mit dem Naturlandverband erarbeitet worden sind. D. h. es handelt sich hier auch um einen Farmlachs, der von einer Offshorefarm kommt, d. h. von einer Hochseefarm, die ist weit draußen im Meer gelegen, nicht, wie man es von skandinavischen Ländern her kennt, in Fjordhaltung, wo die Fische praktisch im Brackwasser schwimmen, wo kaum Wasseraustausch stattfindet, sondern hier handelt es sich um eine Hochseefarm mit einer Meeresströmung. Ungefähr ein Drittel der Normalnahrung, der natürlichen Nahrung driftet schon durch die Strömung ins Gehege hinein. Die Lachse haben den natürlichen Wellengang und die natürliche Strömung, wo sie gegen ankämpfen müssen.

    Wie bei den frei laufenden Hühnern ist bei den frei schwimmenden Lachsen eine Obergrenze der Population gesetzt. Mit anderen Worten: Es darf nur eine bestimmte Anzahl von den jeweiligen Tieren in einem begrenzten Bereich leben. Das wird ständig kontrolliert – beim Federvieh pro Quadratmeter, im Wasser pro Kubikliter. Überhaupt erinnert vieles an das, was man von der Aufzucht von Bioschweinen, Biorindern oder Biogeflügel kennt.

    Beim Futter gibt es erhebliche Unterschiede, d. h. es findet keine vorbeugende Medikamentenbehandlung statt, wie es sonst in der Branche allgemein üblich ist. Selbstverständlich müssen bei irgendwelchen Krankheiten immer einem einzelnen Tier Medikamente gegeben werden, aber die werden ausselektiert und dann nur diese Tiere eben behandelt. Es wird ausschließlich Getreide aus ökologischem Anbau verwendet als Futter und Fischreste, die in einer Fabrik anfallen, die Hering in Tomatensoße herstellt, also Fischabfall, der dann wieder an die Fische verfüttert wird, und keine Jungfischverfütterung oder so etwas ähnliches in der Richtung.

    Räuchereibesitzer Andreas Wortberg weiß, was seine Kunden wünschen – und er ist stolz darauf, dass sie immer wieder kommen.

    Die Kunden, die wir bei uns ins Geschäft bekommen haben, sind in der Regel so vom Produkt überzeugt, dass sie, wenn sie einmal gekauft haben, auch regelmäßig kaufen.

    Sein Biolachs trägt das Label "Naturland". Aber ist auch überall Bio drin, wo Bio draufsteht? Es existiert eine Unmenge von Aufklebern und Gütezeichen. Politik und Verbraucherverbände bemühen sich, den Dschungel zu lichten. Der Bundestagsabgeordnete Manfred Zöllmer:

    Gesunde und sichere Lebensmittel erhalten wir nur, wenn sie entsprechend produziert werden. Dabei sind die Informationen an die Verbraucherinnen und Verbraucher besonders wichtig, deshalb arbeiten wir an entsprechenden Informationssystemen – vom freiwilligen Prüfsiegel, etwa dem Q- und S-Siegel, das auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften und zusätzlicher Qualitätsanforderungen hinweist, über das Biosiegel nach der EG-Ökoverordnung und weitere Siegel des ökologischen Landbaus.

    Obwohl die Zahl der Stempel, Siegel und Abkürzungen einen für den Verbraucher inflationären Charakter angenommen hat, lohnt sich genaues Hinschauen. Zeitschriften wie "test" oder "Öko-Test" und spezielle Magazine in Funk und Fernsehen berichten regelmäßig, welche Label wichtig sind und es verdienen, beachtet zu werden. Auch wer nicht nur auf einem Biohof einkauft, kann sich gesund ernähren und einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.

    Uns geht es eigentlich immer darum, Umweltschutz praktisch im Alltag durchzuführen, und es ist dabei klar, dass niemand dabei der absolute Umweltengel sein kann, aber man sollte sich davon nicht frustrieren lassen und nicht sagen: Erst mal müssen die anderen was machen, die Regierungen und die Industrie, sondern kann in seinem Alltag was machen, und es gibt ja unterschiedliche Lebensbereiche: Ernährung, Wohnen, Mobilität, Haushaltsführung, Freizeitgestaltung, und es gibt in jedem dieser Lebensbereiche eine ganze Palette von Verhaltensweisen, die man praktizieren kann, um einen kleinen Beitrag eben auch zum Umweltschutz und zur Nachhaltigkeit zu liefern, und wir informieren eben auch gerne darüber, was z. B. für wen in Frage kommt.

    Zum Beispiel mit einem neuen "Einkaufsführer für den zukunftsfähigen Haushalt". Er bietet Informationen über den ökologischen Landbau, Anbauverbände und Biosiegel und enthält einen breiten Adressenteil: Anschriften und Öffnungszeiten von Bioläden und Biosupermärkten, Lebensmittelkooperativen (so genannten Food-Koops), Biohöfen und Biohofläden sowie Biobäckereien. Vera Thöne sieht ihre Arbeit als einen Beitrag zur Nachhaltigkeit an, der mehr umfasst als gesunde und verträgliche Lebensmittel:

    Wir haben eine Recherche gemacht, wo man fair gehandelte Produkte erhalten kann in Wuppertal. Vor einigen Jahren haben wir mal einen Reparaturführer herausgegeben: Wo kann ich Elektronikprodukte reparieren lassen, anstatt sie direkt wegzuschmeißen, oder wo kann ich Altkleider hinbringen, wenn ich meinen Kleiderschrank aussortiere, dass sie nicht in Afrika auf dem Markt landen, sondern hier in Wuppertal Leuten zugute kommen, wo kann ich Sachen leihen, wo kann ich Sachen tauschen. Was ja auch so zum Alltag gehört, dass vielleicht nicht jeder bestimmte große Geräte haben muss: Muss jeder eine Bohrmaschine haben, einen Rasenmäher, jeder eine Waschmaschine? Vielleicht kann man sich mit den Nachbarn arrangieren. Also es gibt hier alle möglichen Konzepte: Auto teilen, und insofern ist der Umweltbereich ein relativ weites Feld, wo man sich tummeln kann.