Gewalt gegen FrauenFrauenfeindliche Motive müssen sichtbarer werden
Bei Gewalt gegen Frauen müsse statistisch erhoben werden, ob hinter den Taten ein frauenfeindliches Motiv stecke, kommentiert Katharina Hamberger. Ermittlungsbehörden sollten dabei auch recherchieren, wo Zusammenhänge zwischen analoger und digitaler Gewalt bestehen.
Hören Sie unsere Beiträge in der Dlf Audiothek- In sozialen Netzwerken sind viele Frauen täglich Opfer von dumpfen Beschimpfungen und Drohungen durch Männer (imago/ Westend 61)
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Gewalt – ob online oder offline, physisch oder psychisch- ist für viele Frauen eine alltägliche Erfahrung. Cybermobbing, Hetze, Stalking, Schläge oder Mord – das geschieht Frauen, weil sie Frauen sind. Dass es hier in Deutschland ein Problem mit gezieltem Hass gegen Frauen gibt, ist nicht schwer zu erkennen – das sollte auch in den Statistiken sichtbarer werden. Nicht nur der reinen Zahlen wegen, sondern, weil dies zu mehr Sensibilität bei Behörden und Gesellschaft führen kann und auch die Präventionsangebote verbessert werden können, wenn Ursachen und Zusammenhänge stärker beleuchtet werden.
Von daher ist die Forderung von Dorothee Bär, CSU, durchaus richtig, dass frauenfeindliche Taten auch von den Behörden als solche erfasst werden müssen – und zwar sowohl die, die im digitalen als auch die, die im analogen Raum verübt werden. Für letztere Delikte gibt es zumindest schon eine teilweise Erfassung. Das Bundeskriminalamt hat eine separate Statistik für sogenannte partnerschaftliche Gewalt. 2019 waren die Opfer zu mehr als 80 Prozent Frauen. Die Delikte reichten von Stalking, Freiheitsberaubung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung bis hin zu Mord und Totschlag. Statistisch gesehen wird rund jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.
Antifeminismus und Rechtsextremismus oft eng verbunden
Allerdings geht aus dieser Statistik nicht hervor, ob hinter den Taten ein frauenfeindliches Motiv steckt. Das sollte jedoch erfasst werden – und zwar nicht nur, wenn der Täter in einer Beziehung zum Opfer stand. Übergriffe auf Frauen generell sollten auf dieses Motiv hin überprüft werden. Nötig ist dafür eine genau Definition des Kriteriums "Frauenfeindlichkeit". Und die Ermittlungsbehörden müssen damit verpflichtet und dafür sensibilisiert werden, bei dieser Art der Angriffe besser und genauer hinzuschauen und auch zu recherchieren, wo Zusammenhänge, zwischen analoger und digitaler Gewalt bestehen. Denn auch im Netz muss man nicht lange suchen, um auf Antifeminismus und Frauenhass zu stoßen. Es gibt Foren in denen Männer ihrem Hass auf Frauen freien Lauf lassen, wo Antifeminismus zur Ideologie wird - oft eng verbunden mit Rechtsextremismus.
(Eyeem / Ivan Maximov)Amnesty-Studie zu Twitter "- Als Frau wird man noch mal anders herabgesetzt"
Wenn von Hass, Missbrauch oder Gewalt im Netz die Rede ist, geht es meist um Soziale Netzwerke. Ein besonderes Problem stellt dort der Ton gegenüber Frauen dar.
Täglich Opfer von dumpfen Beschimpfungen und Drohungen
Aber Hass und Hetze findet nicht nur dort statt: In sozialen Netzwerken sind viele Frauen täglich Opfer von dumpfen Beschimpfungen und Drohungen durch Männer. Manchmal machen sich die Täter nicht einmal die Mühe, ihren Hass auf Frauen über ein Pseudonym zu verbreiten, weil sie sich nach wie vor zu sicher fühlen. Das verändert mindestens das Sicherheitsgefühl der Frauen, hat aber auch Einfluss auf das gesellschaftliche Klima – und am Ende können den Worten in sozialen Netzwerken auch Taten folgen. Die Behörden, aber auch die Politik müssen diese Form der Gewalt und ihre Mechanismen stärker in den Blick nehmen – eine separate Erfassung kann dabei helfen. Die Forderung der Christsozialen Bär haben Politikerinnen verschiedener Parteien unterstützt – die Grünen haben sogar schon im vergangenen Jahr einen eigenen Antrag in den Bundestag eingebracht. Es wäre wünschenswert, wenn dem noch in dieser Legislaturperiode weitere Schritte folgen.
Katharina Hamberger, Hauptstadtstudio (Deutschlandradio - Bettina Straub)Katharina Hamberger, Jahrgang 1985, hat Medienwissenschaft, Politikwissenschaft und Journalismus in Regensburg und Hamburg studiert. Während des Studiums arbeitete sie als freie Journalistin unter anderem für die "taz" und die "Passauer Neue Presse". Journalistische Erfahrung sammelte sie außerdem beim Bayerischen Rundfunk, der Talksendung "Anne Will" und dem "Hamburger Abendblatt". Seit Ende ihres Deutschlandradio-Volontariats 2012 arbeitet sie als freie Korrespondentin im Hauptstadtstudio von Deutschlandradio.