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Gewerkschaft
Wetzel ist neuer IG-Metall-Chef

Die IG Metall hat eine neue Führungsmannschaft. Der bisherige Vize Detlef Wetzel wurde in Frankfurt zum Chef gewählt. Zum zweiten Vorsitzenden bestimmten die Delegierten den bisherigen Stuttgarter Bezirkschef Jörg Hofmann. Die Ergebnisse waren aber vergleichsweise schwach.

Von Michael Braun | 25.11.2013
    Sein Wahlergebnis war mau: 75,5 Prozent der Delegierten haben Detlef Wetzel zum neuen ersten Vorsitzenden gewählt. Andere neue Vorstände erreichten bis zu 97 Prozent. Wetzel war nicht zufrieden: "Es hätte besser sein können. Aber die Arbeit wird fortgesetzt. Die Dinge gegen weiter. Wir haben klare Konzepte."
    Sein Programm erläuterte er am Nachmittag. Die Ausgangslage sei besser denn je. Wieder mehr Mitglieder, wieder mehr Beiträge, wieder mehr Betriebsräte, auch in neuen Branchen wie der Windkraft. Das solle so weitergehen: "Der Stahlarbeiter in Duisburg gehört genauso zur IG Metall wie die Entwicklungsingenieurin in München. Die Teilzeitbeschäftigte im Büro anzusprechen und zu organisieren, ist genauso notwendig, wie den Schichtarbeiter am Band. Wir brauchen den Werkvertragsbeschäftigten genauso wie den Stammbeschäftigten. Und wir wollen die Jugend genauso wie die Beschäftigten, die kurz vor der Rente stehen."
    Für alle zuständig sein, das ganze Arbeitsleben sicherer machen, das will die IG Metall auch für Leih- und Zeitarbeiter und Beschäftigte in Werkverträgen. Wetzel scheute dabei große Worte nicht. Der Globalisierung des Kapitals müsse die Globalisierung der Gewerkschaftsbewegung entgegengestellt werden: "Ich möchte mit den Kolleginnen und Kollegen aus den großen Konzernen diskutieren, welche weiteren Schritte gegangen werden müssen, um ein Ausspielen der Standorte gegeneinander zu verhindern."
    Die politische Akzeptanz der Gewerkschaften sei deutlich besser geworden, sagte Wetzel, auch wenn er aktuell noch nicht zufrieden ist: "Die Verhandlungen der Großen Koalition haben sicherlich nicht heute, am Montag, den großen Wurf gebracht. Aber daran gemessen, sind wir natürlich besser dran als zur Agenda-2010-Politik der SPD im Jahr 2003."
    Die Bundeskanzlerin hatte am Vormittag angekündigt, sie wolle ihre Beziehungen zur IG Metall besser pflegen als bisher. Sie versprach, die Große Koalition werde, wenn sie komme, den Missbrauch der Leiharbeit einschränken. Und das offenbar ausufernde Werkvertragswesen, mit dem Unternehmen von der Kantinenbewirtschaftung bis zum Forschungsauftrag Arbeiten in oft tariflose Räume abgeben, solle durch mehr Macht für die Betriebsräte limitiert werden: "Deshalb ist es auch wichtig, dass die Betriebsräte informiert sind, was an Werkverträgen abgeschlossen wird. Auch das werden wir sicherlich in den Koalitionsvereinbarungen miteinander vereinbaren."
    Bis zuletzt umstritten dürfte wohl die Rentenpolitik bleiben, sagte Frau Merkel, vor allem die Bedingungen für einen vorgezogenen, aber abschlagsfreien Renteneintritt.
    Zum Stellvertreter Wetzels, der aus Nordrhein-Westfalen kommt, wurde Jörg Hofmann gewählt, der Bezirksleiter aus Baden-Württemberg, dem zweiten großen industriellen Zentrum Deutschlands. Er schnitt mit 77,7 Prozent Zustimmung kaum besser ab als Wetzel.