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Gipfel in Marrakesch
Staaten wollen Pariser Klimaabkommen umsetzen

Mit sechs Stunden Verspätung ist am Abend der UNO-Klimagipfel in Marrakesch zu Ende gegangen. Die Teilnehmer beschlossen einen Fahrplan, um die Klimaschutzziele von Paris durchzusetzen. Dort war vor einem Jahr vereinbart worden, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Von Georg Ehring | 19.11.2016
    Mitglieder internationaler Delegationen posieren zum Abschluss des Gipfels.
    Mitglieder internationaler Delegationen posieren zum Abschluss des Gipfels. (AFP)
    Am Ende wurde es doch noch eine Nachtsitzung. Den ganzen Abend über wurde hinter den Kulissen über die letzten strittigen Details in der Abschlusserklärung verhandelt, bevor Saad Eddine El Othmani, der Außenminister von Marokko, das Abschlussplenum einberufen konnte. Gegen Mitternacht war es soweit, eine strittige Detailfrage zur Überprüfung der Klimaziele der einzelnen Staaten wurde ausgeklammert und soll bei der nächsten Klimakonferenz in Bonn besprochen werden.
    Der Klimagipfel von Marrakesch konnte seine Abschlussdokumente verabschieden. Für Bundesumweltministerin Barbara Hendricks war die Konferenz ein Erfolg:
    "Nach meiner Aufassung hat die COP22 geliefert und unserer Erwartungen erfüllt. Die Konferenz sendet die klare Botschaft, dass die Staaten nach dem Inkrafttreten in Rekordzeit nun die ambitionierte Umsetzung des Paris-Abkommens vorantreiben."
    Regeln sollen bis 2018 stehen
    Der Gipfel verabschiedete eine Erklärung, die den Weg für Verhandlungen über die Umsetzung des Pariser Abkommens freimacht. Es gibt einen Rahmen vor, zahlreiche Details waren in Paris jedoch offen gelassen worden, zum Beispiel die Frage, wie die sehr unterschiedlichen Klimaziele der einzelnen Staaten miteinander vergleichbar gemacht werden. Bis zum Jahr 2018 sollen diese Regeln nun stehen.
    Wie geht es weiter, wenn mit den USA der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen nicht mehr dabei ist und der künftige Präsident Donald Trump das Pariser Klimaschutzabkommen kündigt? Diese Frage dominierte die Konferenz, am Ende stellte sich die Staatengemeinschaft hinter eine Proklamation von Marrakesch, die die Entschlossenheit zum weiteren Klimaschutz betont.
    China profilierte sich als neue Führungsmacht, Europa könnte die bisher ebenfalls führende Rolle der USA übernehmen. Eine Gelegenheit dazu ist die Präsidentschaft der Staatengruppe der G20, die im nächsten Jahr turnusgemäß an Deutschland übergeht. Barbara Hendricks hat bereits mit Chinas Chefunterhändler darüber gesprochen:
    "Und wir haben uns ganz konkret, der Kollege Xie und ich, heute auch über die Agenda der G20 unterhalten. Da wird der Vorsitz ja in diesem Jahr auf Deutschland übergehen. Zwar wird die Kanzlerin die Agenda erst vorstellen, aber schon jetzt ist klar, dass Klimaschutz dort eine wichtige Rolle spielen wird."
    Deutschland kooperiert mit Kalifornien
    Am Rande der Konferenz kündigte Deutschland eine Kooperation im Klimaschutz mit Kalifornien an. Kaliforniens Regierung wird von der demokratischen Partei gestellt, und der US-Bundesstaat machte in Marrakesch deutlich, dass der Klimaschutz für ihn nach wie vor Priorität hat.
    Nicht nur China präsentierte sich ambitionierter als bisher. Eine Gruppe von 45 besonders durch den Klimawandel bedrohten Entwicklungsländern kündigte an, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Dabei ist auch Costa Rica, so Umweltminister Edgar Gutierres:
    "Es geht um die Entschlossenheit, das Abkommen von Paris auch umzusetzen. Das ist nach wie vor nicht gesichert, und wir möchten es voranbringen."
    Der anstehende Ausfall der USA als Führungsmacht im Klimaschutz hat die politische Landschaft verändert. Dazu gehört die stärkere Rolle Chinas und eine neue Möglichkeit für die Europäische Union, wieder die Führung zu übernehmen. Und die vom Klimawandel besonders betroffenen Entwicklungsländer dringen immer stärker auf Ergebnisse, sagt Jennifer Morgan, die Geschäftsführerin der Umweltorganisation Greenpeace:
    "Die Leadership, würde ich sagen, kommt jetzt aus neuen Ecken. Sie kommt aus Entwicklungsländern und nicht unbedingt aus der Europäischen Union oder anderen Industrieländern."
    Im nächsten Jahr übernehmen die Fiji-Inseln die Präsidentschaft der UN-Kllimarahmenkonvention. Der Klimagipfel selbst wird in Bonn stattfinden, weil es dort kein geeignetes Kongresszentrum gibt.