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Glamourdeko für die Prominenz

Der Bundespresseball gilt als das gesellschaftliche Topevent in Deutschland. Medienvertreter, und Politiker, Unternehmer und Promis folgen alljährlich der Einladung der Bundespressekonferenz in die Bundeshauptstadt, das nächste Mal im November. Für zwei Produktdesignstudenten wirft das Großereignis schon jetzt seine Schatten voraus: Sie gestalten mit ihrer Agentur seit drei Jahren das grafische Erscheinungsbild des Balls.

Von Andrea Kalbe | 11.07.2005
    Berlin Alexanderplatz, ein Büro im zehnten Stock eines Hochhauses. Martin Schmid und Steffen Kaluza besprechen letzte Details für den kommenden Bundespresseball. In ein paar Tagen müssen sie ihre Entwürfe für die Gestaltung präsentieren - vor dem Vorstand der Bundespressekonferenz, vor Sponsoren und vor dem Hotel, in dem der Ball stattfindet. Schon mehrfach haben die beiden Produktdesignstudenten das Großereignis optisch in Szene gesetzt. Angefangen hat alles vor drei Jahren, mit einer Ausschreibung der Bundespressekonferenz. Martin Schmid war gerade aus der Schweiz nach Berlin gekommen, um an der Universität der Künste sein zweites Studium zu beginnen.

    " Mein damaliger Mitbewohner hat ein Praktikum gemacht bei der Bundespresseball GmbH, und ich habe ja schon Grafikdesign studiert. Es ging darum, die grafische Gestaltung zu machen für den Ball. Er hat mich dazu überredet, an dieser Ausschreibung teilzunehmen. Ich habe mir das dann ein bisschen länger überlegt, weil ich ja gerade wieder begonnen habe zu studieren. Ich wusste nicht, wie aufwändig das wird, habe dann trotzdem teilgenommen, und es hat geklappt."

    Kommilitone Steffen Kaluza kam ein Jahr später dazu. Zusammen gründeten sie das Designbüro "Kaluza + Schmid". Ging es am Anfang allein darum, Einladungskarten, Briefpapier und ein Magazin für den Ball zu entwerfen, müssen sie heute auch die Dekoration für die Veranstaltungsräume planen. Wichtig dabei: Die Umsetzung des Mottos, das die Bundespressekonferenz jedes Jahr vorgibt.

    " Das Motto des letzten Jahres war Glanzlichter. In der Grafik haben wir da mit Glanzpunkten gearbeitet. Das war eine Heißfolie, eine silberne Folie, die auf das Papier aufgebracht wird. Dadurch wird das veredelt und glänzt. Und in der Dekoration haben wir mit Kristallen gearbeitet, mit Glaskristallen. Wir hatten 55.000, und die wurden von Hand alle bei uns verknüpft zu Ketten. Und dann gab es auch noch 1000 Glühbirnen, die gespiegelt haben und eine riesige Wand, auf der die aufgebracht waren und dann leuchteten."

    Ein paar Tage später auf der Abschlusspräsentation. Auch dieses Jahr kommen die Ideen gut an. Das Motto für den Ball 2005: "Goldene Träume". So wollen die zwei zum Beispiel den Hauptsaal im Stil der "Goldenen 20er Jahre" gestalten. Und vor einer Wand sollen Hunderte von innen ausgeleuchtete Würfel schweben. Angela Wefers, Vorstandsmitglied der Bundespressekonferenz und Geschäftsführerin des Bundespresseballs, ist mit der Arbeit der beiden zufrieden:

    " Bei Kaluza und Schmid haben wir die Erfahrung gemacht: Was die machen, funktioniert, weil sie es vorher ausprobieren. Sie kommen ja häufig mit sehr ungewöhnlichen Ideen, wo vielleicht alle auch erst mal ein bisschen schlucken und sagen, ob das wohl funktioniert. Aber die Erfahrung ist einfach, was sie machen, ist so gründlich durchdacht, ausprobiert. Also, die gießen eine Kerze, und dann ist das aber vorher ausprobiert, wie lange die brennt. Die brennt dann auch den ganzen Abend und ist nicht vorher schon erloschen."

    Die Bundespressekonferenz - sie ist bei weitem nicht der einzige Auftraggeber der beiden Kreativen. Vor kurzem haben sie sich sogar in eine Bürogemeinschaft in St. Gallen eingemietet, um Aufträge aus der Schweiz annehmen zu können. Das bedeutet zwar viel Arbeit im Büro, ihr Studium an der Universität der Künste wollen sie aber auf jeden Fall zu Ende bringen. Die Voraussetzungen dafür sind gut:

    " Das Ungewöhnliche ist ja sicher, dass man nicht immer an jeder Uni so arbeiten kann nebenher. Das ist vielleicht so eine Besonderheit der UDK Berlin, dass da einfach genügend Freiheiten jedem Studenten gelassen werden, seine Richtung auch einzuschlagen. Im Studium oder nebenher macht eigentlich jeder was anderes, jeder spezialisiert sich in irgendeinem Feld. Und das ist ein Vorteil für uns, auf jeden Fall."