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Goethe-Uni Frankfurt
Deutschland sucht den Super-Bachelor?

Anschreiben, Lebenslauf, Motivationsschreiben - klassische Bewerbungen sind out. Inzwischen bilden Hürden wie Assessment Center das zentrale Bindungsglied zwischen Arbeitgeber und Absolvent. Mit der "Best Student Challenge" an der Goethe-Uni in Frankfurt fand zum dritten Mal ein ganztägiges Rekrutierungsverfahren statt - mit Preisgeld von 1.000 Euro.

Von Afanasia Zwick | 12.03.2015
    Studenten gehen am 14.10.2014 auf dem Campus Westend der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main (Hessen) durch die glasumfasste Rotunde, die auch als Cafe dient.
    Zum dritten Mal fand die Challenge an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main statt. (picture alliance/dpa - Frank Rumpenhorst)
    Die männlichen Kandidaten in dunklen Anzügen, die weiblichen in hohen Schuhen. Insgesamt 60 Studierende aus ganz Deutschland eifern um den Titel des "Best Student". Ein Titel, den sich die Kölner Personalagentur Staufenbiel ausgedacht hat. Um ihn zu bekommen, muss man sich in sechs verschiedenen Tests gegen seine Mitstreiter behaupten. Die Studierenden reizt das:
    "Einfach sich mit den besten 60 Studenten aus Deutschland zu messen, dass man sieht, wo liegen die eigenen Stärken und Schwächen. Ich find's eine Riesenchance, das einfach mal zu trainieren wirklich für den Ernstfall, weil wo sonst hat man die Möglichkeit, einfach mal solche Übungen unter realen Bedingungen auszuprobieren. Das eine ist einfach, zu schauen, wie auch andere mit den Themen umgehen und auch daraus zu lernen. Und das zweite, es ist eine Plattform, um auch mit Unternehmen in Kontakt zu kommen."
    Eon, Aldi oder die HSBC-Bank haben ihre Personal-Scouts zu dem Wettbewerb geschickt. Sie beobachten die Studierenden während der sogenannten Challenges und notieren sich diejenigen, die sie als potenzielle Mitarbeiter interessant finden. Mit wie viel Geld die Unternehmen das Event sponsern, verraten sie nicht. Doch klar ist, Studierende aus so vielen verschiedenen Fachrichtungen in kurzer Zeit kennenzulernen, lohnt sich, sagt Melanie Köllner von der HSBC:
    "Dass man sagt, ok das ist jetzt ein Typ, der wirklich auch etwas verkaufen kann und sei es ein Fond, den vielleicht am Ende des Tages man nicht unbedingt so vertrieben bekommt. Ich sag immer, man muss auch eine Waschmaschine verkaufen können. Also von daher ist es wirklich ein großer Mehrwert für uns gewesen, unterschiedliche Disziplinen hier kennenzulernen und nicht nur eben die, die reinen Banker."
    Der andere Vorteil für die Firmen: Sie sparen sich ein eigenes Assessment Center. Denn wer bei der "Best Student Challenge" teilnimmt, muss den Auswahlprozess entweder nicht noch einmal bestehen oder kennt die Aufgaben bereits - teilweise zumindest, sagt Heike Gras, Recruiting-Beauftragte der EU:
    "Die Bewerber, die heute hier sind, die haben ja alle schon die Online-Tests gemacht, die ganz ähnlich den unseren sind, die verschiedenen Challenges durchlaufen. Das ist eigentlich schon eine sehr gute Vorbereitung, weil es bei uns dann relativ ähnlich auch abläuft."