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Good Fashion statt Bad Banks
Wichtigste deutsche Modemesse kommt nach Frankfurt am Main

Von der Berliner Fashion Week nach Hessen: Die Modemessen Premium und die nachhaltige Messe Neonyt ziehen um. Mit weiteren Textilmessen werden sie nächstes Jahr zur "Frankfurt Fashion Week". Die Stadt hofft auf viele Besucher - und auf einen Imagewandel.

Von Ludger Fittkau | 08.06.2020
Skyline und Messe in Frankfurt am Main bei Nacht: Bürohäuser mit leuchtenden Fenstern sowie hell erleuchtete Straßen
Nicht nur die Bankentürme sollen künftig das Image Frankfurts bestimmen. Die Messe plant eine Fashion Week (imago/ imagebroker/ Andreas Mechmann)
Zuletzt gab es meist schlechte Nachrichten vom Messeplatz Frankfurt am Main. Zuerst der Verlust der Automesse IAA an München. Dann die Notwendigkeit, die Buchmesse im Oktober coronabedingt auf ein Drittel einzudampfen. Doch nun der geplante Umzug großer Teile der Berliner Fashion Week an den Main im kommenden Jahr. Bei der heutigen Pressekonferenz in Frankfurt sorgt das für richtig gute Laune beim grünen hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir:
"Zuerst mal sehen Sie hier einen glücklichen Wirtschaftsminister. Weil es natürlich klar ist, dass eine Frankfurt Fashion Week nicht nur viele indirekte, sondern auch direkte Wirkungen hat, die gut sind für Frankfurt-Rhein-Main."
Rund 200 Millionen Euro soll die Frankfurt Fashion Week im Juli 2021 in die Kassen der Hotels, der Gastronomen und Modegeschäfte der Mainmetropole spülen - statt wie bisher nach Berlin. Denn 140.000 Besucher und rund 2.000 Modemacherinnen und -macher werden dann in der Stadt erwartet. Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, will auch bereits vorhandene Erfahrungen mit verschiedenen Texilmessen in die neue große Modemesse am Main einbringen:
"Die Messe Frankfurt ist weltweit größter Veranstalter von Textilveranstaltungen. Insgesamt haben wir 60 Textilveranstaltungen, dahinter stehen 24.000 Unternehmen weltweit. Wir werden natürlich diese Expertise nutzen und mit der Fashion Week verzahnen."
Das ist auch für Anita Tillmann ein entscheidender Vorteil von Frankfurt am Main. Die Modeexpertin ist Geschäftsführerin der Premium Group, die bisher maßgelblich die Berliner Fashion Week mit organisierte. Dazu kommen die im Vergleich zu Berlin kurzen Wege mit der Chance, auch die Frankfurter Innenstadt zum Laufsteg zu machen oder das Museumsufer für begleitende Ausstellungen zu nutzen:
"Unsere Zusammenarbeit und das Zusammenlegen der Messen macht unbedingt Sinn. Das ist auch der Ruf unserer Branche, das war zum Schluss auch gar nicht mehr zu überhören. Und weil das Messezentrum und das Messegelände auch wirklich Teil der Innenstadt ist und Teil von Frankfurts Kultur, macht es dann Sinn, auch die komplette Fashion Week neu zu denken und zu positionieren."
Dass Frankfurt am Main auch international gut angebunden ist, soll bei der Neupositionierung der hiesigen Modebranche helfen – der Blick richte sich da durchaus nach Mailand oder Paris, hieß es heute. Nachhaltigkeit sei ein weiteres Hauptthema.
Für den hessischen Wirtschaftsminister Tarek al Wazir ist die neue Fashion Week auch eine weitere Chance, die Ökonomie der Mainmetropole zu diversifizieren. Sein Ziel: weg von der wirtschaftlichen Monokultur der Bankentürme.
"Ich glaube, dass gerade die Kultur- und Kreativwirtschaft einer der Bereiche ist, wo wir großes Wachstumspotenzial haben. Was wir in den letzten Jahren auch wirklich gehoben haben, weil klar ist, da gibt's direkte wirtschaftliche Effekte. Aber es hat auch etwas mit dem Image einer Region zu tun, mit der Frage, wie sie wahrgenommen wird. Das eben Frankfurt nicht nur, um jetzt mal eine erfolgreiche ZDF-Produktion zu nennen, der Standort für 'Bad Banks' ist, sondern auch für Good Fashion."
Geplant ist die erste Frankfurter Fashion Week für Anfang Juli nächsten Jahres.