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Goodbye Spritschlucker und Stromfresser

Das Licht ausschalten, wenn niemand im Raum ist, die Heizung runterstellen, wenn man das Haus verlässt, keine Elektrogeräte im Stand-by-Betrieb halten - neu sind Tipps wie diese nicht, allerdings für deutsche Ohren. Amerikanern war Energieeffizienz lange ein Fremdwort, aber das ändert sich gerade.

Von Stefanie Peyk | 06.11.2013
    Am Abend in einer amerikanischen Sportbar. Im Fernsehen läuft American Football: ein Heimspiel der Dallas Cowboys. Der Sportreporter erwähnt, wie heiß es in Dallas ist: fast 34 Grad Celsius. Im Stadion aber herrschen angenehme 21 Grad – das Stadion ist überdacht und voll klimatisiert. Strom ist in den USA unschlagbar billig – kein Wunder, dass überall im Land bei Hitze die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen.

    Manche Mieter zahlen Pauschalmieten und haben keine Ahnung, wie teuer ihren Vermieter ihr Stromverbrauch kommt, berichtet Rebecca Bertram von der Heinrich Böll Stiftung Nord Amerika.

    "Ich sehe das bei mir, wo ich wohne in Washington. Meine ganzen Heizungs- und Strom- und Wasserkosten sind alle inklusive in meiner Hausmiete. Da habe ich als Privatperson wenig Anreiz, meinen Verbrauch zu verringern."

    Energiespartipps sind entsprechend schwer an den Mann zu bringen, klagt Nicole Steele von der Alliance to Save Energy, einer Washingtoner Organisation, die sich für mehr Energieeffizienz starkmacht.

    "Mach das Licht aus, Mach die Tür zu - was Mutter immer gesagt hat - damit kann man nur hier und da ein paar Dollar sparen. Wenn wir wirklich wollen, dass die Leute ihr Verhalten ändern, müssen wir’s einfach und bequem machen: Wir werben für Bildschirmschoner, für Mehrfachsteckdosen, über die sich alle Geräte auf einmal ausschalten lassen oder für Sensoren, wo das Licht automatisch ausgeht, wenn man den Raum verlässt.""

    Mit smarter Technik macht Energiesparen Spaß – und in Kombination mit sparsamen Elektrogeräten, über die Jahre und aufs ganze Land gesehen, geht’s dann doch auch um richtig viel Geld. Präsident Barack Obama hat das Thema längst für sich entdeckt.

    "Wir haben neue Energieeffizienz-Standards eingeführt für Haushaltsgeräte wie Kühlschränke und Spülmaschinen. So sinkt unser Ausstoß an Treibhausgasen – und bis 2030 sparen die Verbraucher Hunderte Milliarden Dollar."

    Energieeffizienz ist in den USA kein Fremdwort mehr – auch im Gebäudesektor tut sich einiges. Hochschulen wie das Santa Fe Community College in Neu-Mexiko bilden angehende Energieberater aus. Amanda Evans, Expertin für Energieeffizienz am College, zeigt das begehbare Modell-Haus, an dem die Studenten üben:

    "Dieses Haus lässt sich über ein iPad programmieren. Man kann zum Beispiel einstellen, wie dicht oder undicht die Fenster sind und ob die Heizung richtig arbeitet. So hat es jeder Student mit einer anderen Einstellung zu tun und muss herausfinden, wo undichte Stellen sind oder ob es Probleme mit der Heizungsanlage gibt."

    Für Trainingszwecke steht auf dem Campus auch ein Mobile Home – einer der weitverbreiteten Wohncontainer.

    "In Neu-Mexiko leben ungefähr 60 Prozent der Einwohner in Mobile Homes, soviel ich weiß. Die Mobile Homes dicht zu bekommen, ist nicht schwer, aber man muss wissen, wie’s geht."
    Auch die Autos auf amerikanischen Straßen werden in Zukunft immer sparsamer. Die Regierung hat der Autoindustrie vorgeschrieben, den Verbrauch ihrer Flotten deutlich zu senken. Präsident Barack Obama in seiner Klimaschutz-Rede im Sommer:

    "Was diese Vorgaben bringen: Die Autos und Laster, die wir Mitte des nächsten Jahrzehnts kaufen, werden mit derselben Menge Benzin doppelt so weit fahren. Das heißt: Sie müssen nur halb so oft tanken. Und wir alle tun was für den Klimaschutz."

    Noch sind auf den amerikanischen Highways viele Spritschlucker unterwegs. Aber mit den neuen ambitionierten Anforderungen wird sich das laut Verkehrsclub Deutschland in den nächsten zehn Jahren ändern.