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Graduierteschule CE
Interdisziplinarität als großes Plus

In der neuen Runde der Exzellenzinitiative des Bundes soll eine eigenständige Förderung von Graduiertenschulen wegfallen. Die Promotionen sollen künftig in die Forschungscluster integriert werden. Das Darmstädter CE soll aber erhalten bleiben - die Suche nach anderen Finanzierungswegen hat begonnen.

Von Ludger Fittkau | 23.04.2016
    Ein Doktorhut
    Die Graduiertenschule CE wirkt interdisziplinar. (dpa/picture alliance/Uni Jena)
    Dennis Krause spielt im Gemeinschaftsraum der Darmstädter Graduiertenschule Computational Engineering – kurz CE - Tischfußball. Der große, helle Raum mit Küche, Sitzgruppe und eben dem Kicker ist Treffpunkt für die rund 50 Doktoranden der Schule. Er dient auch für die regelmäßigen inhaltlichen Kolloquien, die die Gruppe zusätzlich zu den individuellen Forschungsarbeiten durchführt. Dennis Krause:
    "Wir haben montags eine reguläre Veranstaltung, das Research-Kolloquium. Das bedeutet, dass jeden Montag ein anderer Doktorand aus der Doktorandenschule sein Thema vorstellt."
    Donnerstags gibt es dann eine weitere gemeinsame Diskussionsrunde an der Graduiertenschule. Welche Fächer die Schule tragen, erklärt Markus Lazanowski, der die Arbeit des englischsprachigen Projektes mit vielen internationalen Promovierenden koordiniert:
    "Hier an der Graduiertenschule sind eben fünf Fachbereiche, das sind die klassischen Disziplinen Mathematik, Informatik, Maschinenbau, Elektrotechnik und Materialwissenschaften."
    Einfließen in eine Schnittstellenwissenschaft
    Diese klassischen Fächer speisen eine sogenannte Schnittstellenwissenschaft, die sich Computational Engineering nennt. Das ist das Thema der Darmstädter Graduiertenschule:
    "Computational Engineering kann man grob als rechnergestützte Modellierung, Simulation, Analyse und Optimierung von ingenieurwissenschaftlichen Problemstellungen zusammenfassen."
    Dennis Krause stammt aus dem nordrhein-westfälischen Siegen. Seit zwei Jahren promoviert er an der Darmstädter Graduiertenschule mit einem Forschungsstipendium:
    "Mein Thema sind Partikelströmungen, die hochgenaue Simulation von Partikelströmungen. Anwendung wären da beispielsweise rote Blutkörperchen, wie sie sich verformen, um die Strömungsprozesse, die im Blut ablaufen, besser zu verstehen."
    Seinen Erstbetreuer für die Doktorarbeit fand Dennis Krause im Fachbereich Maschinenbau, der Zweitbetreuer ist Mathematiker. Dazu kommen in der Graduiertenschule die vielen Kolleginnen und Kollegen aus weiteren Fächern wie der Informatik. Dennis Krause weiß diese Interdisziplinarität sehr zu schätzen:
    "Man hat halt feste Ansprechpartner. Und das ist noch mal deutlich einfacher, auf die dann zuzugehen, als wenn ich jetzt nur im Fachbereich Maschinenbau wäre und mir immer einen beliebigen Mathematiker, Informatiker raussuchen müsste, dem ich dann spezielle Fragen stelle. Mein Steckenpferd ist Maschinenbau, aber die guten Kontakte zu den anderen Fachbereichen sind dann doch ein großes Plus, das die Graduiertenschule bietet."
    Suche nach anderen Finanzierungswegen
    Deshalb denkt man in der TU Darmstadt darüber nach, wie man die Graduiertenschule weiterführen kann, wenn die Förderung über die Exzellenzinitiative des Bundes ausläuft. Andere Finanzierungswege müssen gefunden werden. Auch ein Antrag für ein Forschungscluster in der nächsten Runde der Exzellenzanträge ist im Gespräch, versichert Graduiertenschulkoordinator Markus Lazanowski:
    "Die Graduiertenschule CE, dieses Konzept als interdisziplinäre Forschungsdisziplin in ein Cluster zu erweitern, zu vergrößern, ist sicherlich ein Thema, das auch hier diskutiert wird."
    Wenn es mit einem Clusterantrag nicht klappen sollte, wird man sich gegebenenfalls bei der DFG um einen sogenannten Sonderforschungsbereich sowie um ein Graduiertenkolleg bemühen. Das ist ein etwas kleineres Format als die bisherige Graduiertenschule der Exzellenzinitiative.
    Dass man an der TD Darmstadt die Grundstruktur der Graduiertenschule auch künftig erhalten will, kann Dennis Krause nur begrüßen. Er sieht auch große inhaltliche Vorteile der Graduiertenschule gegenüber dem üblichen Promovieren etwa im Fachbereich Maschinenbau:
    "Was ich bei Freunden sehe, die haben viele Industrieprojekte oder viele Leeraufgaben, die doch unheimliche Zeitfresser sind. Aber wir haben halt die Möglichkeit, uns hier voll auf die Forschung zu konzentrieren und immer da am Ball zu bleiben."
    Und für die Pausen an der Graduiertenschule gibt es ja den kleinen Ball – im Kicker, der im Gemeinschaftsraum steht.