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Green Finance
Wie Kredite und Investments nachhaltiger werden können

Damit die ehrgeizigen Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens erreicht werden können, sollte auch der Wirtschaftssektor nachhaltiger agieren. Dass ein Wandel in Gange ist, zeigte sich auf dem vierten internationalem Forum der OECD zu Grünen Finanzen und Investitionen in Paris.

Von Suzanne Krause | 25.10.2017
    Das Kohlekraftwerk Scherer, aufgenommen am 03.06.2017 bei Juliette (USA).
    Der Umgang mit der Klimakrise sei heute die größte Quelle für Jobs, erklärte Al Gore auf dem Forum via Videostream. (dpa / picture alliance / Branden Camp)
    Bei der Auftaktveranstaltung des OECD-Forums für grüne Finanzen und Investitionen grüßt Al Gore vom Videoschirm. Gore, ehemaliger amerikanischer Vize-Präsident und langjähriger Aktivist im Bereich Klimaschutz, listet Fragen auf, die der Klimawandel an die Menschheit herantrage. Erstens: Müssen wir mehr für den Klimaschutz tun? Zweitens: Können wir dies? Gore antwortet jedes mal mit einem lauten Ja. Schließlich lässt uns die Zunahme extremer Wetterereignisse keine Wahl. Die Machbarkeit sieht Gore belegt durch den rasanten Kapazitätsanstieg bei erneuerbaren Energien.
    "Es gibt noch eine dritte Frage: Werden wir mehr für den Klimaschutz tun? Der Umgang mit der Klimakrise ist heute die größte Quelle für neue Jobs. In den Vereinigten Staaten wächst die Zahl der Jobs in der Solarindustrie 17 Mal mehr als in der restlichen Wirtschaft."
    Bei der Entscheidung, wie künftig die Wirtschaft weiterwachsen werde, spielt der Finanz- und Investitionssektor eine wesentliche Rolle, sagt Klimaschutzaktivist Gore.
    "Dank der Führungsrolle dieses Sektors werden nachhaltige Lösungen zum Standard werden und nicht länger Ausnahmen bleiben."
    Folgen der Erderwärmung können sich negativ auf den Finanzmarkt auswirken
    Konkret heißt das vor allem: Banken und andere Investoren sollten Klimarisiken für Finanzmärkte mittels einheitlicher Standards besser kalkulieren. Denn die Folgen der Erderwärmung können sich unmittelbar negativ auf den Finanzmarkt auswirken. Etwa wenn Regionen durch Dürren, Überschwemmungen oder andere Katastrophen ihr landwirtschaftliches oder touristisches Potenzial verlieren. Zudem verändert sich das Anlageverhalten von Investoren - weg von fossilen Energieträgern wie Kohle und Öl. Zur Diskussion steht heute zum Beispiel ein Klima-Stresstest für die Zentralbanken.
    Investing in Climate, Investing in Growth, also: Klimaschutz schafft Wachstum - ist verheißungsvoll ein Bericht betitelt, den die OECD auf Bitten von Kanzlerin Merkel für die deutsche G20-Präsidentschaft in der ersten Jahreshälfte erstellt hat. Beim Pariser Forum verweist Haje Schütte, OECD-Experte für Finanzentwicklung, bei jeder Gelegenheit darauf.
    "Der Bericht sagt sehr überzeugend, wohlfundiert, dass es sich lohnt, in Klima zu investieren. Dass es wachstumsfördernd ist, wenn wir dies tun. Und dass wir heute diese Entscheidung treffen müssen, denn die Infrastruktur, die wir jetzt finanzieren, jetzt sozusagen bauen, die wird in den nächsten 20, 30 Jahren existieren und wird eben zentral bestimmen, ob wir unsere Klimaziele erreichen werden oder nicht."
    Ein Wandel ist im Gange
    Tokyo setzt auf grüne Investitionen, auf umweltfreundliche Busse, kündigte die Gouverneurin Yuriko Koike der japanischen Metropole beim OECD-Forum an. Ihr Ziel: Tokyo zum grünen Finanzzentrum Asiens zu machen. Das ist eine der in Paris vorgestellten Initiativen. Derer sind so viele, dass deutlich wird: Ein historischer Wandel ist im Gange. Hin zur Nachhaltigkeit. Dafür gibt es noch kein Regelwerk, sagt Haje Schütte.
    "Es geht darum, zu messen, was ist grün. Es geht darum, neue Finanzierungsinstrumente zu machen. Es geht da drum, quasi die Blue Economy, das heißt, den Ozean, der ja zerstört wird, stärker in Wert zu setzen. Es geht da drum, Finanzakteure in der City of London davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, in solche grüne Investitionen zu investieren."
    Es geht auch darum, den Bürgern eine nachhaltige Finanzpolitik schmackhaft zu machen, auch für ihre eigenen Geldanlagen, sagt Brune Poirson, Staatssekretärin im Pariser Umweltministerium.
    "Die Bürger müssen grüne Anlageprogramme finden können, die dem Sparen einen Sinn geben."
    Für klimafreundliche Investitionen hat die französische Regierung ein spezielles Label entworfen. Damit zertifiziert sind schon 15 Fonds. Mit einem Gesamtvolumen von zwei Milliarden Euro.