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Grenzöffnung 1989
Walter Momper wusste Bescheid

Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Walter Momper (SPD) war 1989 schon frühzeitig in den Plan der DDR zur Öffnung der Grenze eingeweiht. Dem DLF sagte Momper, er habe schon Ende Oktober 1989 Hinweise bekommen, dass es Reisefreiheit geben werde. Mompers Informant: Günter Schabowski.

06.11.2014
    Der SPD-Politiker Walter Momper
    Walter Momper (dpa / picture alliance / Johannes Eisele)
    Walter Momper (SPD) wusste von den Grenzöffnungsplänen der DDR. Im Deutschlandfunk-Interview, das am 9.11. in der Radionacht gesendet wird, sagte der ehemalige Regierende Bürgermeister Berlins: "Ja, das hat der Schabowski uns bei dem ersten Zusammentreffen gesagt, so eher beiläufig: 'Im Übrigen - wir werden Reisefreiheit geben.'"
    Geheimes Treffen
    Momper und Günter Schabowski hatten sich am 29. Oktober im Ost-Berliner Palast Hotel auf Wunsch von Schabowski getroffen. Der "Bild"-Zeitung liegt außerdem ein Schreiben Mompers an den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) vor. In diesem auf den 6. November 1989 datierten Brief kündigte der ehemalige Regierende Bürgermeister Berlins gegenüber Kohl an, dass "voraussichtlich im Dezember 1989 für die Einwohner Ost-Berlins und der DDR eine weitgehende Reisefreiheit hergestellt wird". Nach seinen Informationen dürften die DDR-Bürger ab diesem Zeitpunkt mit ihren Personalausweisen die innerdeutsche Grenze passieren, schrieb Momper. Dies war aber zu diesem Zeitpunkt auch schon den Menschen in der DDR bekannt. Und auch Momper hatte schon früher in den Medien über dieses Detail der deutsch-deutschen Geschichte gesprochen.
    Brief an Helmut Kohl
    In dem Brief Mompers an Kohl heißt es auch, dass der West-Berliner Senat am 31. Oktober 1989 eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung auf die Maueröffnung eingesetzt habe. Ab dem 3. November 1989 war der Berliner Rathauschef diesbezüglich in konkreten Gesprächen mit den Stadtkommandanten der West-Alliierten. Momper teilte im Schreiben an Kohl mit, dass mit den Alliierten schon konkrete Vereinbarungen darüber getroffen worden seien, wie West-Berlin dem zu erwartenden Ansturm von DDR-Bewohnern begegnen könne.
    Demnach war unter anderem vorgesehen, die bestehenden elf Grenzübergänge nach West-Berlin zu verbreitern sowie außerdem elf neue Grenzübergänge zu eröffnen. Gleichzeitig war die bestehende Ausreiseregelung schon liberalisiert worden, sagte unser Berlin-Korrespondent Günter Hellmich. Die Aussagen Mompers im Brief an Kohl seien damals in der veröffentlichten Meinung in der DDR bekannt. "Dass es dann ungewollt so schnell und so heftig ging, da waren wirklich alle überrascht."
    Zeitplan konnte nicht eingehalten werden
    Den Zeitplan für eine Maueröffnung im Dezember konnte die DDR nicht einhalten. Es war Schabowski, der auf einer Pressekonferenz an 9. November 1989 die Öffnung der Grenzen bekanntgab. Mit dem holprigen Satz "Das tritt nach meiner Kenntnis... ist das sofort, unverzüglich" schrieb der damalige Ost-Berliner SED-Chef Geschichte.
    (tzi/sdö/cc)