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Grenzwerte für Neuwagen
Trumps krude Logik für laschere Verbrauchsobergrenzen

Sparsame Neuwagen führen zu mehr Autofahren und einem höherem Unfallrisiko - mit dieser Logik steuert die US-Regierung gegen strenge Verbrauchsobergrenzen. Doch inzwischen machen sich 14 Bundesstaaten für die Beibehaltung der unter Ex-Präsident Barack Obama eingeführten schärferen Grenzwerte stark.

Von Sebastian Hesse | 08.08.2018
    Starker Verkehr auf dem Highway 101 in Los Angeles.
    Fahren Menschen mehr mit dem Auto, wenn sie niedrigere Betriebskosten haben und verursachen dann mehr Unfälle? So sieht es zumindest die US-Regierung. Ihre Lösung: laschere Verbrauchsobergrenzen. (AFP / Mark Ralston)
    Wer möchte schon knapp 13.000 Menschenleben auf dem Gewissen haben? Genau das rechnet die Trump-Regierung Amerikas Autofahrern gerade vor: 12.700 Verkehrstote mehr, so beziffert es die Washingtoner Umweltbehörde EPA, würden Obamas strenge Verbrauchsvorgaben zur Folge haben, in den kommenden Jahren.
    "Wir haben entschieden, dass diese Verbrauchs-Standards unangemessen sind und zurückgenommen werden sollten", sagt Scott Pruitt, bis vor kurzem der Chef der EPA, der "Environmental Protection Agency".
    Bis 2025, so wollte es Obama, sollte die Verbrauchsobergrenze bei 4,3 Litern auf 100 Kilometer liegen. Jetzt, unter Trump, dürfen es dann doch 6,3 Liter sein. Sam Kazmann, beim konservativen Think Tank "Competitive Enterprise Institute" für Energie zuständig, waren die ehrgeizigen Reduktionsziele von Anfang an ein Dorn im Auge:
    "Das macht die Autos teurer, das Angebot schmaler, vor allem aber, und das ist das Schlimmste, es macht die Autos weniger sicher".
    Trumps Rechnung: Sparsamen Neuwagen führen zu höherem Unfallrisiko
    Die EPA hat diese Sicherheitsbedenken mit einer Studie untermauert und gleich zwei Todesrisiken ermittelt.
    Erstens: Die Entwicklung verbrauchsärmerer Motoren macht die Neuwagen teurer, um geschätzte 2.300 Dollar. Weniger Autofahrer kaufen neue Autos und fahren in ihren alten, sprich weniger sicheren Wagen. Zweitens: Die Betriebskosten bei sparsamen Neuwagen sind niedriger. Also wird mehr Auto gefahren, was das Unfallrisiko erhöht.
    Fazit der EPA: Wenn Autos billiger sind, aber mehr verbrauchen, dann werden sie mehr gekauft, aber auch weniger gefahren. Auch wer dieser Logik nicht sofort folgen kann, den beeindrucken doch die knapp 13.000 Menschenleben.
    14 Bundesstaaten für die Beibehaltung der schärferen Grenzwerte
    Der Justizminister von Virginia, Mark Herring, ein Demokrat, macht jedoch die Gegenrechnung auf:
    "Das wird den amerikanischen Autofahrer zusätzlich mit rund 1.600 Dollar an jährlichen Spritkosten belasten. Es wird zig Millionen metrische Tonnen an CO2 in die Atmosphäre blasen. Was die Trump-Regierung da macht, ist falsch und wird uns wehtun."
    Virginia ist neben Washington DC einer von inzwischen 14 Bundesstaaten, die sich für die Beibehaltung der Schärferen Obama-Grenzwerte stark machen.
    "Wer zahlt für diese Rücksichtslosigkeit der Trump-Regierung?", fragt der Justizminister von Kalifornien, Xavier Becerra.
    "Wir alle, - an der Zapfsäule und mit unserer Gesundheit!" Die aufmüpfigen Bundesstaaten hoffen, das Aufrechterhalten der Obama'schen Verbrauchsvorgaben vor Gericht erstreiten zu können.
    Die Resignierten finden immerhin Trost in der aktuellen CO2-Bilanz der Internationalen Energieagentur (IEA): Danach konnten die USA unter Trump, anders als Deutschland, im vergangenen Jahr ihre Kohlendioxid-Emissionen senken.