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Griechen wenden sich vom Euro ab

Die Euroskepsis wächst, auch in Griechenland. Die Frage nach dem Verbleib im Euroraum beantworten immer mehr Griechen mit "Nein". Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem die griechische Regierung stolz vom Ende der "Grexit-Szenarien" spricht.

Von Rodothea Seralidou | 17.05.2013
    Das Finanzamt an der Gounaristraße in Athener Süden. Am Eingang hat sich eine lange Schlange gebildet. Nikos Ioannidis, ein kleiner Mann mit schwarzem T-Shirt, wirft einen letzten Blick auf seine Unterlagen. Das, was seit Ausbruch der Krise passiere, sei der falsche Weg, sagt der pensionierte Berufsoffizier:

    "All das, was ich vor 30 Jahren in der Wirtschaftslehre gelernt habe, wird über Bord geworfen: Durch die vielen Kürzungen und Steuererhöhungen sind wir nicht mehr in der Lage, unsere Steuern zu zahlen. Mit der Drachme wären wir flexibler, wir könnten es leichter aus der Krise zu schaffen. Der Euro hingegen hält uns gefangen. Er macht uns zu sehr abhängig von den Interessen anderer Länder."

    So wie Nikos Ioannidis denken viele Griechinnen und Griechen, bestätigt Stratos Fanarás vom Meinungsforschungsinstitut Metron Analysis:

    "Jeder dritte Grieche würde mittlerweile die Rückkehr zu einer nationalen Währung begrüßen. Und je mehr die Akzeptanz der Eurozone sinkt, desto negativer wird auch die Europäische Union als Ganzes gesehen."

    Ausschlaggebend für diesen wachsenden Euroskeptizismus in Griechenland seien nicht nur die Krise und die harten Sparmaßnahmen im eigenen Land, so Fanaras:

    "Es ist charakteristisch, dass direkt nach der Entscheidung der Eurogruppe für Zypern, die Akzeptanz des Euro um 10 Prozent gefallen ist. Die unnachgiebige Haltung der Länder der Eurozone wurde auf Zypern und in Griechenland als eine Art Erpressung empfunden."

    Europa driftet auseinander anstatt zusammenzuwachsen – diesen Eindruck haben immer mehr Griechen. Die Kluft zwischen dem Kern der Europäischen Union und den Ländern im Süden Europas werde so immer größer, findet auch Rentner Nikos Ioannidis:

    "Ich würde mir mehr europäische Solidarität wünschen. Wir Südeuropäer wollen uns als gleichberechtigte Mitglieder in der europäischen Familie fühlen, doch im Moment werden wir nur wie unmündige Kinder behandelt."

    Dass trotzdem die Mehrheit der Griechen noch pro-europäisch eingestellt sei, habe vor allem mit dem Fehlen einer Alternative zu tun, glaubt Meinungsforscher Fanarás. Das könnte sich nun ändern. Mit "Plan B" und "Drachme fünf Sterne" haben sich gleich zwei neue Parteien den Austritt aus der Eurozone auf die Fahnen geschrieben.