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Großbritannien
Auf dem Weg in eine Republik?

64 Jahre regiert Queen Elisabeth II. bereits das Vereinigte Königreich Großbritannien. Die meisten Briten können sich die Monarchie ohne diese Königin kaum vorstellen. Trotzdem plädiert nur eine Minderheit dafür, diese Staatsform mit der Queen sterben zu lassen. Und auch die Beliebtheit ihres Nachfolgers, Prinz Charles, ist deutlich gestiegen.

Von Stephanie Pieper | 21.04.2016
    Die britische Königin Elizabeth II. und Prinz Philip (r) kommen am 23.06.2015 in Berlin am Hotel Adlon an. Die Queen und ihr Mann halten sich zu ihrem fünften Staatsbesuch in Deutschland auf.
    Die meisten Briten sind einverstanden damit, dass Prinz Charles seiner Mutter, Queen Elisabeth II., auf dem Thron nachfolgt. (Jörg Carstensen/dpa)
    "The Queen is dead. Long live the King. That’s me!"
    "Die Königin ist tot, es lebe der König": Eine Szene aus dem Theaterstück "Charles III.", das kürzlich in London zu sehen war – und in dem der Autor darüber spekuliert, wie sich wohl der älteste Sohn von Elisabeth II. nach dem Tod seiner Mutter als König machen wird. Auch wenn sich die meisten Briten die Monarchie ohne diese Königin kaum vorstellen können, wie Simon sagt:
    "This Queen has been obviously with us for a long time – so I don’t think any of us know a monarchy without this Queen. But it’s not about this Queen, it’s about the monarchy as an institution."
    Für ihn geht es aber nicht um die Königin als Person, sondern um die Monarchie als Institution; die möchte Simon erhalten – so wie die meisten seiner Landsleute; nur jeder Zehnte spricht sich – laut einer Umfrage – dafür aus, diese Staatsform mit Elisabeth II. sterben zu lassen. Graham Smith dagegen findet, Großbritannien sollte der Monarchie "Goodbye" sagen und zur Republik werden:
    "Es sollte die Monarchie aus Prinzip nicht geben. Wir wollen doch eine demokratische Nation sein – aber die gründet auf der Idee, dass wir Bürger alle gleich sind; während die Monarchie davon ausgeht, dass wir eben nicht alle gleich sind. Nun sagen manche: Lasst uns die Monarchie doch als Symbol behalten – aber sie symbolisiert eben das Falsche."
    Organisation "Republic": Vision von einer echten Demokratie
    Eine echte Demokratie, eine geschriebene Verfassung, ein gewähltes Staatsoberhaupt: Das ist seine Vision. Schluss mit dem Vereinigten Königreich. Smith führt die Organisation "Republic", die für die Abschaffung der Monarchie kämpft. Bis er damit Erfolg hat, fordert er mindestens mehr Transparenz von dem – wie er sagt – "korrupten" königlichen Haushalt:
    "Die Monarchie missbraucht ihre Position, um sich Zugang zu öffentlichen Mitteln zu verschaffen, die dann rein privaten Zwecken dienen. Und um ihre eigene politische Agenda und ihre Interessen gegenüber der Regierung zu verfolgen. Alles läuft hinter verschlossenen Türen ab, keiner muss Rechenschaft ablegen – das würden wir bei keiner anderen öffentlichen Institution akzeptieren."
    Die Anhänger der Monarchie argumentieren, die royale Pracht koste jeden Steuerzahler nur 58 Pence pro Jahr – und spüle sogar Geld in die Staatskasse, etwa durch den Tourismus. "Republic" setzt dagegen, dieser Anachronismus koste den britischen Staatshaushalt jedes Jahr rund 340 Millionen Pfund. Queen-Biograf Robert Lacey aber gibt den Monarchie-Gegnern vorerst kaum Chancen:
    "Wenn man mit der kleinen Gruppe an Republikanern redet, dann merkt man schnell: Die haben im Grunde aufgegeben. Sie werden warten, bis die jetzige Königin gestorben ist. Erst wenn Charles und später William kommen, beginnt eine neue Zeit."

    5.000 Mitglieder und rund 35.000 offizielle Unterstützer: "Republic" ist nicht gerade eine Massenbewegung, die der Palast fürchten muss. Und seit die fotogene Kate Middleton frischen Wind in die königliche Familie gebracht hat, scheinen die Krisen der Vergangenheit vergessen - zumal sich die britischen Boulevard-Blätter nun auch noch am süßen Nachwuchs ergötzen können:
    "He’s got a good pair of lungs, that’s for sure. He’s a big boy, he’s quite heavy."
    Kate hält das Baby in ihrem Arm, neben ihr William, der winkt.
    Prinz William und seine Frau Kate präsentieren ihre neugeborene Tochter Charlotte. (picture alliance / dpa / Facundo Arrizabalaga)
    Prinz George und Prinzessin Charlotte: Allzweck-Waffen der königlichen PR
    Die stolzen Eltern präsentieren der Medienmeute erst Prinz George und später Prinzessin Charlotte: Die beiden Jüngsten in der Thronfolge sind die neuen Allzweck-Waffen in der PR-Maschinerie Ihrer Majestät. Offenbar wirkungsvoll: Yasmine jedenfalls findet es gut, dass sie zu dieser königlichen Familie aufschauen kann – deren Mitglieder eben mehr als Promis seien, sondern eine Familie mit Geschichte und Tradition:
    "It’s nice to have someone – and a family like that – to look up to that isn’t a celebrity, you know, that’s more important than that, there’s more history behind it."
    Dass die Briten eine Revolution starten oder das Parlament mehrheitlich für die Abschaffung der Monarchie stimmt, ist nicht absehbar. Dennoch sollte sich die königliche Familie nicht auf dem momentanen Zuspruch ausruhen, warnt Beobachter Lacey:
    "Man kann nichts vorhersagen. Die Monarchie ist nur so gut wie die Leute, die den Job machen. Und es kommt darauf an, wie sie diesen Job ausfüllen. Die Monarchie kann ihre Popularität nicht für alle Zeiten als gegeben annehmen."
    Für nahezu ausgeschlossen halten es ihre Untertanen, dass die Queen abdankt. Aber sie überträgt zunehmend Aufgaben, Reisen und Termine auf ihren Sohn. Die Beliebtheitswerte des mittlerweile 66-jährigen Prinz Charles sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen; die meisten Briten sind einverstanden damit, dass er seiner Mutter nachfolgt – und selbst mit der Vorstellung von Camilla als Königin an seiner Seite haben sie sich angefreundet. Die Regentschaft von König Charles III. wird jedoch deutlich kürzer ausfallen als die seiner Mutter, Elisabeth II.