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Großbritannien
Warten auf die Folgen des Brexits

Am britischen Arbeitsmarkt ist von den Auswirkungen des Brexits noch wenig zu spüren. Die Zahl der Arbeitslosen kletterte bis August zwar leicht um 10.000 nach oben auf über 1,6 Millionen - aber es gibt mehr Beschäftigte und die Arbeitslosigkeit liegt weiter bei unter fünf Prozent.

Von Friedbert Meurer | 19.10.2016
    Eine Britische Fahne weht vor dem Uhrenturm Big Ben.
    Das schwache Pfund wirkt sich auf die Importpreise in Großbritannien aus, sagten Wirtschaftsexperten (dpa / Michael Kappeler)
    Der britische Arbeitsstaatssekretär Nick Palmer erklärte, mit jetzt fast 32 Millionen Beschäftigungsverhältnissen liege man weiter auf Rekordniveau. Für Scott Bowman vom Wirtschaftsforschungsinstitut Capital Economics belastet das Referendum bisher nicht den Arbeitsmarkt. Anders allerdings Howard Archer vom Marktbeobachter IHS: Es zeigten sich doch erste Risse auf dem Arbeitsmarkt. Letztes Jahr sei die Beschäftigung noch um 170.000 Stellen angewachsen, jetzt nur noch um 100.000.
    Bislang fühlen sich die Anhänger eines Brexits auf der Insel von der ökonomischen Entwicklung der letzten Monate eher bestätigt - ein sofortiger ökonomischer Schock ist ausgeblieben. Selbst der tiefe Kursverlust des Pfunds um 20 Prozent hat die Gewissheit der Brexiteers kaum angekratzt. Gestern aber gab es doch ein Warnsignal: Die Inflation zieht an, im September von 0,6 auf ein Prozent. Experten rechnen damit, dass die Preise bis Ende 2017 sogar um drei Prozent ansteigen werden.
    "Es ist leicht zu sehen, dass die Kurve der Inflation ab jetzt ansteigt", meint die Analystin Charlotte Harington von Fidelity International, "das schwache Pfund wirkt sich auf die Importpreise aus. Wir sehen dafür jetzt die ersten Anzeichen."
    Teurer geworden sind Kleidung, Alkohol und Tabak, Restaurantbesuche und Treibstoffe. Benzin ist jetzt um ein Prozent teurer.
    "Das Pfund ist so viel schwächer gegenüber dem Dollar. Das macht den Sprit teuer", erklärt Edmund King, der Präsident des britischen Automobilverbands. "Wir bezahlen Öl in Dollar. Andererseits wollen aber auch OPEC und Russland die Produktion drosseln, das erhöht auch die Preise."
    Vor wenigen Tagen erst hatte ein kurios wirkender Lieferstreit zwischen der größten britischen Einzelhandelskette Tesco und dem Konzern Unilever für Furore gesorgt. Unilever forderte zehn Prozent höhere Preise für seine Marken, unter anderem für Marmite, ein von vielen Briten geliebter Brotaufstrich aus Hefewürze. Zeitweise drohte Marmite knapp zu werden. Die beiden Konzerne haben ihren Streit um den Brotaufstrich aber inzwischen beigelegt.