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Gründerzentrum Wavelab an der Münchner Musikhochschule
Vom Musikstudium zum Start-Up

Forschungsprojekten mit einem Geschäftsmodell zu versehen, ist die Aufgabe von Gründerzentren. Das Wavelab in München ist in dieser Szene etwas Neues. Denn es ist an einer Musikhochschule angesiedelt, an der vor allem die klassischen musikalischen Disziplinen wie Operngesang oder Ballett gelehrt werden.

Von Tobias Krone | 01.12.2020
Coworking Space in Rom
Computerexperten und Musiker sollen im neuen Inkubator Wavelab zusammenarbeiten (dpa/ LaPresse / ZUMA Press)
Es ist bisher einzigartig. Das Wavelab soll das Unternehmertum an der Hochschule für Musik und Theater München fördern. Hochschulpräsident Bernd Redmann in einer Online-Pressekonferenz.
"Ich freue mich sehr über das neue Wavelab, über das Innovationslabor und Gründungszentrum der Hochschule für Musik und Theater München."
Ein Start-Up aufmachen – das kennt man schon länger an der TU München, wo junge Ingenieur*innen seit Jahren ihre Forschungsarbeiten ausgründen. Doch an einer Hochschule für Musik und Theater ist man bisher mit der Business-Welt eher wenig in Berührung gekommen – oder verschont geblieben. Je nach Sichtweise.
"Die allermeisten Kunsthochschulen – nicht nur in Bayern, zumindest in Deutschland – tun sich immer noch schwer mit den Themen Unternehmer- und Gründertum. Viele künstlerisch Lehrende – das weiß ich aus vielen Gesprächen – begegnen der Thematik mit einem gewissen Misstrauen. Wir stoßen hier immer noch auf so ganz alte ideologische Gegensätze von Kunst versus Kommerz, zwischen der losgelösten Freiheit in der absoluten sprich freien Kunst und dem merkantilen Zweck in der Kultur- und Kreativwirtschaft."
Unternehmerisches Denken auch in den schönen Künsten
Doch auch in den schönen Künsten dürfe man sich dem unternehmerischen Denken nicht verschließen, sagt Redmann. Gerade in der Krise im kulturellen Sektor, die mit und nach der Pandemie zu erwarten sei, sei unternehmerische Kreativität gefragt. Natürlich geht es hier weniger um Studierende von Ballett und Operngesang, sondern in erster Linie um Studierende in Kulturmanagement und den künftigen Masterprogrammen zu digitaler Klangkunst, digitalen Performances und Künstlicher Intelligenz. Hier soll sich Kunst mit High-Tech verbinden.
"Zum Beispiel Drohnen-Choreografen, die komplexe Choreografien von Drohnen auf Bühnen koordinieren. Oder diese Drohnen auch ausstatten in ihrer visuellen Gestaltung. Also es sind Berufsbilder, an die wir noch gar nicht denken, was sich da alles entwickelt."
Zusätzlich wird es auch Büroraum und Betreuung für junge Start-Ups geben, in einem so genannten Inkubator. Idealerweise sollen dann dort Menschen, die sich mit Musik auskennen zusammen mit Techies, die was von Computer verstehen, an neuen Ideen basteln. Antonia Wach vom Wavelab-Team.
"Wenn man jetzt Bühnenbildmodelle mit dem 3D-Drucker erstellen möchte oder mithilfe von großen Datenmengen komponieren möchte oder Videokonferenzsysteme für Musikunterricht zum Beispiel."
Wavelab soll den Raum für Start-Ups bieten
Natürlich gehört zum Start-Up-Business das Risiko dazu. Und ganz in dieser Manier gibt sich auch der Hochschulpräsident Bernd Redmann.
"All dies ist natürlich ein Versprechen auf die Zukunft. Ob sich im Wavelab wirklich die kreativsten Köpfe zusammenfinden und gegenseitig inspirieren zu erfolgreichen Unternehmensgründungen, ob es gelingt, Anschluss zu finden an die international herausragenden Netzwerke in der Kreativszene – wir dürfen hier gespannt sein. Wir schaffen jedenfalls die Voraussetzungen dafür."
Und das Budget stellen die Musikhochschule und drei Stiftungen zur Verfügung. Doch ist der Start in ein eigenes Business der Weg für alle etwas, die auf der Hochschule für Musik ihr künstlerisches Studium absolvieren? – Ganz klar: Nein. Die Sprecherin der Hochschule, Maren Rose.
"Wir haben ja das Career Center bei uns am Haus, das wirklich da ansetzt, Orchestermusiker zu coachen im Sinne von wie schreibe ich eine Bewerbung, wie bereite ich mich auf Themen vor, wie führe ich Vertragsverhandlungen? Natürlich nicht falsch verstehen, nicht nur Orchestermusikerinnen und -musiker, sondern alle Musikerinnen und Musiker, Künstlerinnen, Performerinnen, Tänzerinnen und so weiter, die bei uns an der Hochschule ausgebildet wurden, haben auch Zugang zu den Workshops des Career Centers, können da auch Einzelcoaching haben."
Auch Jule Schröder, Leiterin des Wavelab-Teams, macht klar:
"Das ist als eine Ergänzung zu sehen, aber auf gar keinen Fall als ein Ersatz."