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Gulliver und die Marsmonde

Inzwischen hat der Mond den Mars und das Sternbild Zwillinge hinter sich gelassen und besucht jetzt den Saturn. Gegen Ende des Monats werden sich Mars und Saturn einander angenähert haben und bieten dann zusammen mit der zunehmenden Mondsichel einen Leckerbissen für Himmelsbeobachter.

Von Damond Benningfield | 03.05.2006
    Der Rote Planet hat zwei eigene Monde. Sie sind zwar klein, haben jedoch große Namen: Phobos und Deimos - zu deutsch Furcht und Schrecken. Diese Monde benannte man nach zwei Begleitern des Kriegsgottes, die Homer in seiner Ilias beschreibt.

    Die beiden Marsmonde sind kartoffelförmige Gesteinsbrocken. Phobos ist 27 Kilometer lang, Deimos 15 Kilometer. Wegen ihrer geringen Größe und ihrer nahen Umlaufbahn um Mars entdeckte man sie erst im Jahr 1877.

    Obwohl man noch nichts von der Existenz der Marsmonde wusste, war schon von ihnen geschrieben worden. 1726 gab der irische Schriftsteller Jonathan Swift in seinem Meisterwerk "Gullivers Reisen" dem Mars zwei Monde. Gulliver erfuhr, dass Astronomen des Landes Laputa die kleinen Monde entdeckt hätten, die enge Umlaufbahnen um den Mars zogen. Swift hatte nicht nur recht mit der Anzahl der Monde, sondern auch mit ihrer Größe und dem Verlauf der Umlaufbahnen. Phobos kreist etwa 6000 Kilometer über der Marsoberfläche, Deimos in einer Höhe von 20 000 Kilometern.

    Swifts Marsmonde beruhen vermutlich auf einer Fehlinterpretation Johannes Keplers, von der der Schriftsteller wohl gehört hatte. Auf alle Fälle lag Swift richtig - und zwar anderthalb Jahrhunderte vor der Entdeckung von Phobos und Deimos.