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Gute-Laune-Fernsehen für die Familie

Zu seinen Ehren ist der Platz vor dem Funkhaus von Deutschlandradio Kultur benannt, der Hans Rosenthal-Platz. Rosenthal war fast 20 Jahre lang Unterhaltungschef beim RIAS und gehörte in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu den beliebtesten Showmastern des deutschen Fernsehens.

Von Jürgen Bräunlein | 10.02.2007
    Das war der absolute Höhepunkt seiner beispiellosen Fernsehkarriere: "Dalli Dalli". Genau 153-mal und noch bis kurz vor seinem Tod führte Hans Rosenthal durch die ZDF-Quizshow, die Millionen von Zuschauern begeisterte, die Kritik aber kalt ließ. Die prominenten Kandidaten mussten nicht mit Wissen glänzen, sondern durften in denkbar einfachen Geschicklichkeitsspielen Teamgeist und Humor beweisen. Munter, aber harmlos war das, eine 90 Minuten lange Ablenkung von allen Alltagssorgen. Der Showmaster sorgte dafür, dass es nie falsche Gewinner gab und nie echte Verlierer. Das erspielte Geld war immer für einen guten Zweck bestimmt. Und jedes Mal, wenn ein Promi-Team eine besondere Leistung erbracht hatte, sprang Hans Rosenthal wie ein Schuljunge in die Höhe und freute sich mit:

    "Und Sie meinen, das war Spitze?"

    Hans Rosenthals Kindheit war das genaue Gegenteil von sorgenfrei. Am 2. April 1925 wurde er in Berlin als Sohn eines jüdischen Bankbeamten geboren. Mit 16 war er Vollwaise, wurde von Heim zu Heim geschoben und musste als Jude Zwangsarbeit leisten - zunächst als Akkordarbeiter, dann als Totengräber. Sein Bruder starb im Konzentrationslager. Hans Rosenthal überlebte die letzten zwei Kriegsjahre versteckt in einer Berliner Laubenkolonie.

    "Ich habe im Krieg erlebt, wie Minderheiten verfolgt wurden, und ich wollte, wie der Krieg vorbei war und der Rundfunk anfing, den Leuten sagen, dass alle Menschen gleich sind, dass es keine minderwertigen Rassen gibt, und ich wollte Toleranz predigen und wollte also Politik machen. Wie der Rundfunk einige Tage nach dem Krieg wieder anfing, ging ich dort hin, meldete mich bei den Russen. Und so bin ich beim Berliner Rundfunk gelandet - das ging ziemlich schnell."

    1948 wechselte Rosenthal zum amerikanischen Sender RIAS, 1954 moderierte er sein erstes Quiz: "Wer fragt, gewinnt" und entwickelte von nun an Showformate am laufenden Band, darunter auch eine Kabarett-Sendereihe mit dem Berliner Autor Curth Flathow.

    1962 wurde Rosenthal Unterhaltungschef beim RIAS und blieb es bis 1980. Regelmäßig war "Hänschen" - so sein Spitzname - auf Sendung: "Allein gegen alle", "Das klingende Sonntagsrätsel", "Opas Schlagerfestival", oder auch:
    "
    "Spaß muss sein. Quiz, Musik und gute Laune! Am Mikrofon: Hans Rosenthal."

    "Also, Sie beide fahren jetzt durch Berlins Hauptstraßen. An einer bestimmten Stelle wird Bräutigam Fritzsch halten lassen und allein aussteigen. Von draußen wird er Sie dann beschimpfen, und Sie müssen versuchen, ihn wieder mit lieben Worten zurückzurufen.""

    Seinen größten Erfolg erlebte Hans Rosenthal dann am 13. Mai 1971, als "Dalli, Dalli" Premiere hatte. Rosenthals Sendungen waren frei von jeder Provokation, sauberes Gute-Laune-Fernsehen für die ganze Familie. Der Showmaster hätte sich niemals eine bissige politische Bemerkung gestattet wie Hans Joachim Kulenkampff oder einen rüden Witz wie Rudi Carrell. Stets blieb er nett und neutral. Seine Herzlichkeit, so schrieb der "Spiegel" einmal böse, sei "nahe dem absoluten Gefrierpunkt".

    Außerhalb des Bildschirms zeigte der Entertainer durchaus Ecken und Kanten. Viele Jahre war Hans Rosenthal Direktoriumsmitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland, auch machte er aus seiner konservativen Grundhaltung nie einen Hehl. So erhielt er im Sommer 1986 Besuch von Helmut Kohl in seinem Haus auf Föhr. Der damalige Bundeskanzler war gerade auf Wahlkampftour.

    Hans Rosenthals Perfektion bei der Vorbereitung seiner Sendungen war legendär. Er lebte mit der Stoppuhr, nicht nur im Fernsehstudio. Auch im Urlaub war alles genau geplant und organisiert, als hätte der Mann gewusst, dass ihm nicht soviel Zeit blieb. Am 10. Februar 1987 starb Hans Rosenthal an einem Krebsleiden. Er wurde nur 61 Jahre alt.