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Guter Geschmack, guter Morgen

Kaffee gehört zu den liebsten Getränken der Deutschen. Sie legen für guten Kaffee auch gerne etwas mehr Geld hin, sonst ließe sich das Getränk im fairen Handel auch nicht so erfolgreich vermarkten. Aber halten konventionell oder fair gehandelte Sorten die Qualität, die sie versprechen? Das hat die Stiftung Warentest gefragt.

Von Philipp Banse | 23.04.2009
    Röstkaffees, die mit dem Transfair- oder dem EU-Öko-Siegel im Regal stehen, halten, was sie versprechen. Das ist ein Ergebnis der Röstkaffee-Untersuchung von Stiftung Wartentest. 31 gemahlene Röstkaffees wurden untersucht. Analysiert haben die Tester auch die sozialen und ökologischen Nebenwirkungen in den Anbauländern und in Deutschland. Experten der Stiftung Warentest waren tatsächlich in Anbauländern wie Honduras und Peru, um sich Plantagen anzusehen. Das Ergebnis sei erfreulich, sagte Holger Brackmann von Stiftung Warentest:

    "Alle untersuchten Bio- und fair gehandelten Röstkaffees, deren Anbieter mit uns kooperierten, wurden ihren Ansprüchen gerecht, das hat diese Untersuchung gezeigt. Die versprochene faire Bezahlung kommt bei den Bauern vor Ort tatsächlich an: im Schnitt 30 bis 50 Prozent mehr als bei konventionellen Kaffees. Allerdings sollte man auch deutlich machen, dass zwei Anbieter aus dieser Gruppe sich nicht als ausreichend kooperativ zeigten: die Drogerieketten Rossmann und die Firma Hubert Tempelmann. Hier war uns eine Kontrolle der Ansprüche, die eben aus der Deklaration ihrer Produkte hervorgehen, nicht möglich."

    Die fairsten Kaffees bieten die spezialisierten Fair-Trade-Röster, also Gepa, Alnatura und Lebensbaum. Den fairsten Kaffe der konventionellen Hersteller bietet Aldi Süd, was aber vor allem dem beauftragten Händler zu verdanken sei. Den meisten konventionellen Kaffee-Herstellern sind die ökologischen und sozialen Nebenwirkungen ihrer Produkte offenbar egal. Viele konnten nicht mal sagen, woher genau ihr Bohnen kommen. Nun sind glückliche Kaffee-Bauern und ein reines Gewissen schön und gut, aber schmecken sollte fairer Kaffee auch. Und in der Tat: von den 31 gestesteten Röstkaffees bekamen 20 die Note gut, darunter auch fair gehandelte Marken. Guter Geschmack und gutes Gewissen ist also kein Widerspruch, betonte Kaffeetester Holger Brackmann:

    "Ein wichtiges, ein schönes Ergebnis dieser Untersuchung ist, dass es Röstkaffees gibt, die rundherum gut sind. Das heißt, die einmal eine gute sensorische Beurteilung haben, die weitgehend schadstofffrei sind und die eben auch sozial- und umweltverträglich hergestellt worden sind. Konkret sind das der Bio-Röstkaffee von Aldi-Süd, 'Café Aha' von Gepa, 'Café Intención ecologico' von Darboven und 'Café Dia' von Lebensbaum."

    Auffallend war, dass die guten Kaffees - egal ob öko, fair oder konventionell - mehr oder weniger gleich schmecken, sagt Hubertus Primus, Chefredakteur der Zeitschrift "Test":

    "Die meisten Röstkaffees haben ein kräftiges, komplexes Aroma, eine deutliche Röstnote, schmecken deutlich säuerlich und bitter. Diesen einheitlichen Geschmack haben wir bei allen guten Cafés festgestellt - unabhängig davon, ob es ich dabei um etablierte Marken, um preisgünstige Discounterware, Handelsmarken oder Bio- und Transfair-Kaffee handelt. Sie alle hatten keinen Fehler in Geruch und Geschmack. Wir beurteilten sie daher sensorisch mit Gut."

    Neben 20 guten, gab es aber auch drei mangelhafte Röstkaffees.

    "Das war der 'A&P Kaffee Fein' von Kaisers/Tengelmann, 'TIP Gold' von Metro und 'Grand Café' von Tchibo. Durchgefallen sind die Kaffees in der sensorischen Beurteilung. Sieben trainierte Kaffeeprüfer haben alle Kaffees verkostet und in Aussehen, Geruch, Geschmack, Mundgefühl und Nachgeschmack systematisch beschrieben. Die drei mangelhaften Kaffees schmeckten in beiden Zubereitungsarten - Kaffeemaschine und Kolben-Kanne - modrig-muffig: ein gravierender Fehler."

    Die "ausreichenden" Kaffees erinnerten die Tester immer noch an "feuchte Pappe". Dabei - so das Fazit - gibt es schon für wenig Geld leckeren Einheitskaffee und für ein paar Euro mehr auch glückliche Bauern und ein gutes Gewissen.