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Gutes Image durch weniger CO2

Internationale Investoren haben inzwischen erkannt, dass eine umweltverträgliche Produktion ein Wettbewerbsvorteil sein kann. Sie drängen die Unternehmen dazu, vor allem die Daten zu ihren Emissionen herauszugeben. Das Carbon Disclosure Projekt fragt hier regelmäßig nach und veröffentlicht die Antworten.

Von Brigitte Scholtes | 15.10.2012
    Unternehmen in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz, also in der DACH-Region, gehen mit dem Thema Klimarisiken und Treibhausgas-Emissionen besser und transparenter um. Das ist ein wesentliches Ergebnis des aktuellen Jahresberichts des CDP, des Carbon Disclosure Projects, sagt Marcus Pratsch, Analyst der DZ-Bank. Er ist einer der Autoren dieses Berichts:

    "Insbesondere bei den gesetzten Zielen zu den kommenden Jahren sticht die DACH-Region im Vergleich zum internationalen Sample heraus. Man strebt hier eine durchschnittliche Emissionsreduktion von 4 Prozent an, im internationalen Sample sind es ein Prozent. Diese vier Prozent sind auch das, was wissenschaftliche Studien ergeben haben, was nötig ist, um einer weiteren Klimawandelverschärfung entgegenzutreten. Man sieht allerdings innerhalb des Samples selbst, dass es doch inhaltlich noch recht hohe Unterschiede gibt, und insbesondere viele kleine und mittelgroße Unternehmen müssen halt noch aufholen."

    Befragt wurden 350 Unternehmen, davon 220 in Deutschland. Gut die Hälfte von ihnen antwortete auf die Fragen der Organisation. Deren Antworten werden mit einer Punktzahl von bis zu 100 bewertet. Die erreichten in diesem Jahr zwei Unternehmen, nämlich der Chemie- und Pharmakonzern Bayer als auch der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé. Jedes zweite Unternehmen schnitt in diesem Jahr besser ab als im Vorjahr. 36 Firmen, darunter 23 aus Deutschland, gehören zu den besten zehn Prozent des CDP. Die besten deutschen Unternehmen neben Bayer sind dabei die Allianz, BASF, BMW und die Deutsche Bank. Die Bemühungen der Unternehmen sind also gestiegen, das würdigt auch Steven Tebbe, Geschäftsführer des CDP Europa. Aber er meint auch:

    "Die schlechte Nachricht ist leider, dass die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Emissionswachstum noch nicht geschafft ist. Und da müssen wir auf jeden Fall hin. Wir wollen wachsen, deutsche Unternehmen wollen natürlich wachsen, aber nicht auf Kosten der Umwelt und nicht auf Kosten des Emissionswachstums. Also diese Entkopplung müssen wir über die Jahre hinkriegen.""

    Denn durch die positive Wirtschaftsentwicklung hat der Ausstoß von Treibhausgasen im Vorjahresvergleich leicht zugenommen, direkte Emissionen stiegen um ein Prozent, indirekte um 3,4 Prozent. Es wurde mehr produziert und mehr transportiert. Um aber das geforderte Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, müssten die Gesamtemissionen jährlich um mindestens 2,65 Prozent reduziert werden. Zurücklehnen können sich die Unternehmen nicht. Doch sie wissen auch darum, sagt Analyst Pratsch:

    "Das Verantwortungsbewusstsein von Unternehmen ist gestiegen, gerade Unternehmen in kritischen Branchen sind sich schon irgendwie ihrer Vorbildfunktion bewusst. Letztendlich ist Klimawandel etwas, was sich sowohl im Hinblick auf als auch Chancen auf die Geschäftsmodelle jeglicher Unternehmen durch alle Branchen hinweg auswirkt. Unternehmen wissen, dass mit dem Klimawandel Risiken verbunden sind. Sie wissen aber auch, dass ein gutes Management wiederum vielfältige Chancen eröffnet."

    Denn dieses Bemühen würdigen inzwischen auch die Investoren. Für sie ist der Umgang eines Unternehmens mit dem Klimawandel ein Kriterium bei der Anlageentscheidung, sagt Marcus Pratsch:

    "Unternehmen wissen, dass ein schlechtes Management von Klimawandelthemen sich letztendlich auf Umsatz und Ertrag auswirken kann und aber auch von nachhaltig orientierten Anlegern beispielsweise abgestraft wird. Wir sehen generell die Tendenz, und das gilt sowohl für Spezialinvestoren, aber auch für die breite Mainstream-Investorenschaft, dass mehr und mehr auf Nachhaltigkeitskriterien, wozu eben auch unter anderem das Management von Klimawandel gehört, bei der Anlageentscheidung mit hinzugezogen wird."

    Schwieriger ist das bei den kleinen und mittleren Unternehmen. Sie verfügen oft nicht über die nötigen finanziellen und personellen Ressourcen, um sich mit dem Klimawandel gründlicher auseinanderzusetzen. Bei ihnen fehlt zudem häufig der Druck der Investoren.