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Gutes Klima und weniger Heizkosten

Alte Gebäude mit Einfachverglasung und elektrischen Heizöfen sind Umweltsünder. Eine energetische Altbausanierung mit Wärmeschutzfenstern und Dachdämmung spart nicht nur Energiekosten, sondern verbessert das Wohnklima.

Von Christina Selzer | 16.09.2010
    Das Gerüst an der Fassade ist schon von weitem zu sehen. Über einen wackligen Holzsteg geht es durch den Kellereingang, dann die Treppe hinauf ins Erdgeschoss. Das Haus von Khaled Hadidi ist im Moment noch eine große Baustelle. Alles wird neu gemacht: Wärmeschutzfenster, Fassade mit Dämmung, Kellerfußbodendämmung, Dachdämmung, Solarthermieanlage mit Heizungsunterstützung und eine neue Gaszentralheizung. Für die energetische Altbausanierung hat sich der Eigentümer im vergangenen Jahr entschieden.

    "Letztendlich entscheidend war der Punkt, die KfW-Darlehen, die zinsgünstigen Darlehen, die man bekommt. Nebeneffekte gibt es eine ganze Menge: Wie zum Beispiel die energetischen Sachen. Das Sparen von Heizkosten - und ein Wohlfühlklima!"

    Khaled Hadidi klopft sich den Staub vom Anzug. Er will nur mal kurz nach dem Rechten sehen. Im zweiten Stock mühen sich fünf Handwerker mit einer großen Fensterscheibe ab, die sie außen an der Wand nach oben ziehen. Der Bauherr macht ein besorgtes Gesicht. Es geht ihm alles zu langsam. Im Februar startete die Sanierung. Und sie war dringend notwendig. Das Haus hat 200 Quadratmeter Wohnfläche und ist Baujahr 1913. Die vorherige Eigentümerin, eine ältere Dame, hatte jahrelang nichts mehr daran machen lassen, erzählt Hadidi. Stattdessen Einfachverglasung und elektrische Heizöfen. Energiesparen - Fehlanzeige.

    "Da hätte man die Haustür nicht zumachen müssen, da hätte man keinen Unterschied gemerkt, ob es kalt oder warm draußen ist."

    Der Kaufpreis war günstig. Jetzt steckt er viel Geld in das Haus - mehr als er dachte: Mit bis zu 250.000 Euro rechnet er inzwischen für Umbau und energetische Sanierung. Aber es lohnt sich, da ist sich Bauherr Hadidi sicher. Das Haus gewinnt durch die Investition schließlich an Wert. Für den Energieberater Hubertus Schulze ist dies ein Vorzeigeobjekt, ein Idealbild energetischer Sanierung. Bei dem Energieeffizienzhaus wurde sogar das Dach noch besser isoliert ist als üblich. Möglich macht das Zellulose als Dämmstoff.

    "Sie haben ein Dach, die sonnenzugewandte Seite. Mittags um 12, 13 Uhr haben Sie hier die höchste Temperatur, Mineralwolle würde 6 Stunden dauern, bis die Hitze im Dachgeschoss angekommen ist, dann haben sie das berühmte Gewächshausklima. Zellulose hat 10 bis 11 Stunden. Im Sommer haben sie den Wärmeschutz genüge getan und im Umkehrschluss: Im Winter geht die hier produzierte Wärme viel langsamer hinaus."

    Wer eine energetische Sanierung seines Hauses plant, so Hubertus Schulze, kann dies auch im kleineren Stil tun. Fachleute haben ausgerechnet, dass zum Beispiel die Sanierung eines in den 70er-Jahren gebauten Einfamilienhauses mit 120 Quadratmetern Wohnfläche mindestens 70.000 Euro kostet. Eine Energieberatung erklärt Hubertus Schulze, sei auf jeden Fall Voraussetzung.

    "Das heißt: Qualität der Fenster, der Wände, der Kellerdecken, wie sieht das Dach aus, Heizungsanlage, das alles wird begutachtet."

    Dann werden die Kosten geschätzt und die Förderprogramme ausgesucht. Im Bundesland Bremen wohnen nach einer Studie des Bremer Energie Institutes die meisten Energiemuffel. Denn hier rufen im bundesweiten Vergleich die wenigsten Hauseigentümer Fördergelder ab. Vielleicht schreckt ja auch viele der Ärger auf der Baustelle ab. Denn natürlich läuft nicht alles glatt: Material wird zu spät geliefert. Handwerker lassen auf sich warten, alte Dachbalken sind morsch. Khaled Hadidi atmet einmal tief durch. Ob er wie geplant dieses Jahr Weihnachten mit seiner Familie schon im fertig umgebauten Haus feiern kann, das steht noch in den Sternen.