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H5N1 auf Rügen

Experten haben damit gerechnet, dass die Vogelgrippe kommt. Doch die Forscher können sich nicht erklären, auf welchem Weg sich die Tiere angesteckt haben könnten. Denn eines steht fest: Die Rügener Schwäne haben in Deutschland überwintert und kamen folglich nicht aus den verseuchten Gebieten.

Von Ilka Münchenberg | 16.02.2006
    Plötzlich ist sie da, die Vogelgrippe: Im Norden Deutschlands, an der Ostseeküste, wurden mehr als 160 tote Schwäne auf der Insel Rügen gefunden. Erste Schnelltests bei zwei dieser Tiere haben erwiesen, dass sie an dem auch für den Menschen so gefährlichen Virus H5N1 gestorben sind. Auch bei einem verendeten Habicht wurde dieser Erreger entdeckt. Reinhard Kurth, Direktor des Robert-Koch-Instituts in Berlin, der obersten Gesundheitsbehörde des Landes, überbrachte die Gewissheit:

    "Wir sind leider sicher, dass es das H5N1-Virus aus Asien ist. Die Kollegen auf der Insel Riems vom Friedrich-Löffler-Institut haben sehr sorgfältige Untersuchungen durchgeführt. Sie sind alle positiv, wie man das nennt, im Ergebnis. Es ist das Virus, das wir alle nicht gerne haben wollen. "

    Die Menschen an der Küste reagieren sonst auf tote Schwäne eher gelassen: In jedem Winter rasten mehr als 40.000 Tiere in dem Naturparadies. Da gilt es als normal, dass Hunderte von ihnen aus Hunger und Schwäche sterben. Beunruhigt hat das bislang niemanden, betont auch der Vogelforscher Ingolf Stodian vom Naturpark Vorpommern:

    " Das ist die normale Auslese, die hier jedes Jahr stattfindet. Das ist natürlich nie untersucht worden, weil man dieses Virus nie im Fokus hatte. "
    Nun aber ist alles anders: Die Fundstellen der toten Schwäne sind weiträumig abgesperrt, Frauen und Männer in weißen Schutzanzügen und mit Atemmasken sind damit beschäftigt, tote Vögel in Plastiksäcken zu entsorgen. Drei Kilometer rundherum befindet sich eine Schutzzone: Hier darf kein Geflügelfleisch hinein oder heraus. Eine Überwachungszone gilt für zehn Kilometer im Umkreis. Auch hier kontrollieren Tierärzte das Geflügel auf den Höfen in diesen Tagen besonders gründlich. Wer verendete Vögel, beispielsweise an einem See, findet, sollte dies unverzüglich dem Ordnungsamt oder dem Landkreis melden.
    Experten haben damit gerechnet, dass die Vogelgrippe kommt. Doch die Forscher können sich nicht erklären, auf welchem Weg sich die Tiere angesteckt haben könnten. Denn eines steht fest: Die Rügener Schwäne haben in Deutschland überwintert und kamen folglich nicht aus den verseuchten Gebieten. Bei den infizierten Tieren handelt es sich um so genannte Höckerschwäne - Standortvögel also, keine Zugvögel. Sie können nur kurze Flugstrecken zurücklegen. Das macht es so schwer, den Weg ihrer Ansteckung nachzuvollziehen.
    Rätselraten bislang beim Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, dem Friedrich-Löffler-Institut auf der Insel Riems. Die Forscher halten es für möglich, dass sich die Schwäne vor Ort oder in der Umgebung bei anderen Wildvögeln angesteckt haben. Diese könnten sich ihrerseits schon im Herbst vergangenen Jahres bei Zugvögeln infiziert haben. Es ist eine von mehreren Theorien. Mutmaßungen von Thomas Mettenleitner, Leiter des Friedrich-Löffler-Insituts:

    " Die Experten streiten da auch ein bisschen darüber:. Ein mögliches Szenario ist, dass das Tiere sind, die normalerweise weiter im Osten überwintern, aufgrund der kalten Witterung ausgewichen sind in den Westen. Und deswegen nach Mitteleuropa ausgewandert sind. "

    Auch Wolfgang Fiedler, Experte des Max-Planck-Instituts für Ornithologie, sucht nach Gründen für die Infektion der toten Tiere:

    " Wenn wir die Ausbrüche der letzten Tagen sehen, da waren Slowenien, Griechenland, Österreich dabei. Das liegt eigentlich nahe, zu vermuten, dass mehr oder weniger ein flächendeckender Eintrag nach Europa stattgefunden hat. So sieht das im Moment aus. Man kann diese Ausbruchstellen nicht an irgendeine Vogelperlschnur hängen. "
    Warum sich das Virus gerade die Schwäne als Opfer ausgesucht hat, erklärt Vogelexperte Ingolf Stodian. Schwäne gelten als sehr sensibel und erkranken deshalb schneller als andere Wildvögel:

    " Geschwächte Tiere sind im Allgemeinen sehr empfänglich für Krankheiten. Es muss nicht immer ein gefährliches Virus sein, das auf den Menschen übertragbar ist. Man sollte keine Panik machen. Man ist gar nicht so dicht an den Tieren dran, dass man gefährdet ist. "
    Alle toten Tiere sollen in den nächsten Tagen eingesammelt und in das Friedrich-Löffler-Institut gebracht werden. Dort werden sie auf den H5N1-Erreger getestet. Vielleicht lässt sich eine Antwort auf die Frage finden, ob das Virus möglicherweise schon länger in Deutschland ist, erhofft sich auch Alexander Kekulé, Mikrobiologe an der Universität Halle:

    " Die Frage ist: Sehen wir vielleicht nur die Spitze eines Eisbergs? Das heißt, gibt es noch andere Vögel, die infiziert wurden? Das muss schleunigst untersucht werden. Ob eben da noch Tiere krank sind außer den Schwänen, die gefunden wurden. Die entscheidende Frage ist, ob es den Behörden gelingt, zu verhindern, dass dieses Virus in Nutztiere kommt. Es darf natürlich auf keinen Fall in Geflügelfarmen oder ähnliches kommen. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass das in Deutschland möglich ist. "
    Längst gibt es jedoch Vorwürfe, die Behörden seien offenbar doch nicht so gut vorbereitet gewesen, wie behauptet. Die Generalprobe nach dem Auftreten der Tierseuche sei völlig missglückt, kritisiert die Vorsitzende des Bundestags-Landwirtschaftsausschusses, die Abgeordnete der Grünen, Bärbel Höhn:

    " Natürlich wäre es notwendig gewesen, dass die Behörden im Landkreis sofort und zügig und schnell diese toten Vögel einsammeln. "
    Der gescholtene Landwirtschaftsminister von Mecklenburg Vorpommern weist dies zurück. Das Krisenmanagement habe funktioniert, bis Mittwochabend seien alle toten Tiere geborgen worden, betonte Till Backhaus: Ein zum gegenwärtigen Zeitpunkt vollkommen unsinniger politischer Streit, heißt es dagegen bei den Experten. Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie:

    " Also, im Moment ist es ganz bestimmt nicht sinnvoll, an den politisch verhängten Maßnahmen zu diskutieren – das ist einfach die falsche Zeit jetzt dafür. Jetzt sollte man erst einmal machen, was angeordnet wird. Hinterher wäre es dann dringend nötig, welche davon sinnvoll sind und welche nicht. "
    Ansonsten wurden in Berlin die ersten Vogelgrippefälle demonstrativ gelassen aufgenommen. Man sei vorbereitet, so die Botschaft nicht zuletzt an die Bevölkerung. Denn das Vogelgrippe-Virus H5N1 ist auch für den Menschen tödlich. Sofort tagte gestern erst einmal der Krisenstab mit Vertretern von Bund und Ländern. Heute nahm Verbraucherschutzminister Horst Seehofer auch im Bundestag noch einmal Stellung. Die Lage werde sehr ernst genommen, so die zentrale Aussage. Aber derzeit gebe es für die Menschen keine größere Gefahr:

    Dennoch schränkt auch der Verbraucherschutzminister ein: Mit einer Ausbreitung der Vogelseuche auch in Deutschland müsse durchaus gerechnet werden.

    " Bei dieser sehr ernsten Lage gibt es nur eine Antwort, meine Damen und Herren: Rigoros und konsequent gegen diese Tierseuche vorzugehen. Und dabei an oberster Priorität, die Sicherheit unserer Menschen zu stellen. "
    Und längst hat das Verbraucherschutzministerium reagiert. Ab morgen gilt eine bundesweite Stallpflicht für Geflügel. Geflügelmärkte- und Ausstellungen sind vorläufig ausnahmslos verboten. Ursprünglich hatte das Ministerium dafür den 1. März vorgesehen. Insgesamt, so die Schätzungen beim Deutschen Bauernverband, sind allein von dieser Maßnahme rund 13 Millionen Tiere betroffen. Verstöße gegen die Stallpflicht können mit bis zu 25.000 Euro Strafe belegt werden.
    Zudem sollen die Landesgrenzen noch schärfer kontrolliert werden, um ein Einschleppen des Virus über Geflügel und Geflügelprodukte zu verhindern. Mit diesem Thema soll sich am Montag auch der Agrarrat der Europäischen Union befassen. Mit dem Ziel, für die entsprechenden Lebensmittel eine Deklarationspflicht an den EU-Außengrenzen zu beschließen. Dabei, so Seehofer, gehe es vor allem um eines: ein Überspringen des Virus von den Wildvögeln auf die Nutztiere müsse unbedingt verhindert werden.

    " Denn das ist die größte Gefahr, die es jetzt abzuwenden gilt, dass von den Wildvögeln das Virus jetzt übergreift auf die Nutztiere. Denn das wäre nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Gesundheit ein großes Problem. "

    Diese Warnungen bleiben nicht ohne Wirkung. Manche Notrufleitungen werden durch Meldungen über tote Vögel völlig blockiert, sodass wirklich akute Notrufe nicht mehr durchkommen. In Baden Württemberg hat ein Pharmagroßhandel damit begonnen, an alle 2800 Apotheken unentgeltlich Atemschutzmasken zu verteilen, obwohl der Nutzen solcher Masken nach Einschätzung vieler Experten eher begrenzt ist.

    Wachsamkeit sei notwendig, erklärt Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, doch für übertriebene Angst gebe es keinen Anlass:

    " Es ist weiterhin ein Virus, das nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, sondern wie bisher eine Übertragung nur dann möglich ist, wenn es einen sehr engen Kontakt infizierter Tiere mit dem Menschen auch gibt. "
    Aber nicht nur die Bevölkerung ist alarmiert. Auch bei den Wirtschaftsverbänden wächst die Unruhe. Da ist zum einen der drohende Schaden für den Tourismus – immerhin wurden allein 2004 rund 25 Millionen Urlaubsreisen an Nord- und Ostsee, aber auch in die Berge gezählt. Und gerade der Natururlaub verbuchte in den letzten Jahren deutliche Zuwächse, die jetzt durch die Vogelgrippe erst einmal gebremst werden könnten.
    Doch auch die Geflügelwirtschaft bangt um ihr Geschäft. So gab es etwa 2003 einen großen Ausbruch von Geflügelpest in den Niederlanden, durch ein ebenfalls hoch ansteckendes Virus H7N7. Radikal wurde daraufhin das Geflügel in den betroffenen Höfen und ihrer Umgebung gekeult - mehr als drei Millionen Tiere mussten getötet werden. Zwar gibt es in solchen Fällen auch Entschädigungszahlungen. Dennoch könnten auch die aktuellen Fälle von Vogelgrippe zu Maßnahmen führen, die den Export von Geflügelfleisch verhindern könnten, befürchtet Gerhard Wagner, Präsident des Zentralverbandes der deutschen Geflügelwirtschaft:

    " Wir befürchten natürlich, und das ist unsere allergrößte Sorge, dass andere Staaten – so zum Beispiel Russland oder osteuropäische Staaten – die Grenzen dicht machen, weil aufgrund eines Verdachtes – man nimmt dies ja auch gerne als Zollschranke – die Grenzen gesperrt werden können. "
    Freilich, die Branche befürchtet natürlich auch erhebliche Absatzprobleme im Inland – obwohl sich alle Experten darin einig sind: wer Geflügelprodukte über 70 Grad erhitzt und sofort verzehrt - dem drohe keine Gefahr. Entsprechend die Beschwichtigung der Geflügelwirtschaft:

    " Es besteht überhaupt keine Gefahr für den Verbraucher. Er kann bedenkenlos weiter Geflügel essen. Es gibt keinen einzigen Fall in der Europäischen Union, nicht nur in Deutschland, dass Wirtschaftsgeflügel vom Vogelvirus befallen ist. Und außerdem, denke ich, wenn jemand gekochtes oder gegartes Geflügel isst, dass dies bedenkenlos ist. Es gibt keinen Grund hier. dass Geflügel nicht mehr zu essen. "
    Ob jedoch diese Beschwichtigungen die Verbraucher beruhigen können, bleibt abzuwarten.

    Immer wieder betonen die Experten, dass für die Bevölkerung bislang keine Gefahr bestehe. So auch Lothar Wieler, Professor für Veterinärmedizin an der Freien Universität Berlin:

    " Klar ist, dass sich die Menschen, nach dem derzeitigen Kenntnisstand, und so wie das Virus aufgebaut ist, genetisch nur dann anstecken können, wenn sie ganz intensiv und eng mit diesen Vögeln in Kontakt kommen. "
    Das ist normalerweise nur der Fall in Regionen, wo Menschen mit ihrem Geflügel auf engstem Raum wohnen - wie etwa in Asien. Erst kürzlich wurden auch Fälle von Vogelgrippe in Ländern wie Nigeria oder Irak gemeldet. Dort gibt es keine besonders gut vorbereiteten Behörden.

    Ein Großteil der Bevölkerung ist über die Krankheit nicht aufgeklärt. Weltweit sind Hunderte Menschen bislang an dem Virus erkrankt, rund 90 sind gestorben. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich alle Verstorbenen an Tieren infiziert haben.

    Ausgebrochen ist die Seuche in Hongkong vor zehn Jahren. 2003 breitete sie sich rasant in Asien aus und zog anschließend in Richtung Westen. Vermutlich Zugvögel schleppten das Virus in die Türkei. Von dort aus erreichte es Ost- und Südeuropa, nun auch den Westen. Nach Schätzungen sind bislang weltweit mehr als 150 Millionen Vögel am Erreger verendet oder als Vorsichtsmaßnahme getötet worden.
    Die Vogelgrippe, auch als aviäre Influenza bekannt, ist eine hoch ansteckende Viruskrankheit und befällt vor allem Hühner und Enten, aber auch Wildvögel. Die meisten erkrankten Tiere sterben innerhalb weniger Tage. Übertragen wird das Virus über direkten Kontakt oder etwa Kot oder Körperflüssigkeiten.

    Die größte Sorge der Forscher ist, dass das Virus H5N1, das als besonders aggressiv gilt, so mutieren könnte, dass sich auch Menschen untereinander anstecken. Dass es sich also an menschliche Körperzellen anpassen könnte. Wenn sich ein Mensch doppelt infizieren würde, indem er sich mit einer normalen Grippe und gleichzeitig mit einem Vogelgrippe-Virus ansteckt, wäre die Folge ein Supervirus - tödlich und äußerst leicht übertragbar. Der Ausbruch einer Pandemie, einer weltweiten Epidemie - wäre dann kam mehr aufzuhalten.

    Ein solches Supervirus vermuten Wissenschaftler nach dem neuesten Stand der Forschung auch als Auslöser der Spanischen Grippe im Jahr 1918 bis 1920. Sie gehen davon aus, dass es sich damals um den Subtyp H1N1 handelte – ein Vogelvirus, das letztendlich über 20 Millionen Menschen den Tod brachte. Andere verheerende Beispiele sind die "Asiatische Grippe" von 1957 mit einer Million Toten. Und 1968 die "Hongkong-Grippe" mit 700.000 Toten. Prof. Günther Schönrich, Virologe an der Berliner Charité:

    " Mittlerweile wissen wir ja, da haben wir ja viel dazugelernt, dass diese Viren sich verändern können: Sie sind sehr lernfähig. Und es kommen immer neue Viren zum Vorschein, die eine potentielle Gefahr für die Menschheit darstellt. Und deshalb bin ich eher pessimistisch, dass man die Viren einmal völlig vom Globus verbannen kann. "
    Auch er ist aber überzeugt:

    " Bisher kann man beruhigt sein. Das Virus kann nicht richtig effizient von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. "
    Sollte sich die Vogelgrippe tatsächlich weiter ausbreiten, hält die Weltgesundheitsorganisation WHO Deutschland - neben den USA, Frankreich oder den Niederlanden – im Allgemeinen für gut gerüstet. Ein Notfallplan von Bund und Ländern soll laut oberster Gesundheitsbehörde, dem Robert-Koch-Institut in Berlin, bei einer möglichen Pandemie die wichtigsten Vorsorgemaßnahmen regeln. Natürlich müssten im schlimmsten Fall alle Massenveranstaltungen abgesagt, Schulen und Kindergärten geschlossen werden, erklärt der Leiter des Instituts, Reinhard Kurth.

    " Dann wird man natürlich die Medikamentenvorräte aktivieren und die Medikamente dort einsetzen, wo sie am dringendsten gebraucht werden, nämlich bei den ersten Patienten sowie bei dem medizinischen Personal, das diese Patienten zu versorgen hat, sowie in der Umgebung diese Menschen. "

    Die Bürger müssten darüber hinaus auch einfachste Hygieneregeln einhalten: Etwa, sich nicht mehr die Hände zu geben, diese häufig zu waschen, Räume intensiv zu belüften und engen Kontakt zu erkrankten Menschen zu vermeiden.

    Die Weltgesundheitsorganisation kritisiert jedoch, dass antivirale Medikamente nicht in ausreichendem Maße in den Bundesländern bereitgehalten werden. Durch diese Mittel könnte der Krankheitsverlauf bei einer Ansteckung gemildert werden, so die Experten. In den vergangenen Wochen sorgte für Aufregung, dass in einzelnen Bundesländern nur fünf bis 15 Prozent der Bevölkerung aus staatlichen Vorräten versorgt werden können. Günther Schönrich, Virologe an der Charité Berlin:

    " Die Länder bestimmen letztlich, welche Maßnahmen konkret ausgeführt werden. Und so kommt es, dass manche Länder mehr Tamiflu bereithalten, manche weniger. "
    Die Weltgesundheitsorganisation fordert schon lange, einen Vorrat für 20 Prozent der Menschen in einem Land anzulegen. Angesichts der aktuellen Situation planen die Bundesländer nun, insgesamt mehr als acht Millionen Dosen antiviraler Medikamente als Vorsichtsmaßnahme zu kaufen. Das Mittel Tamiflu des Schweizer Pharmaunternehmens Roche gilt als derzeit einziges Mittel, das schnell und unkompliziert eingesetzt werden könnte, aber innerhalb der ersten zwei Tage nach Ausbruch der Krankheit eingenommen werden muss. Roche versucht derzeit, die Produktion zu verstärken, um der großen Nachfrage nachzukommen.

    Die Medikamente sollen die Monate zwischen einem Pandemie-Ausbruch und der Entwicklung eines maßgeschneiderten Impfstoffs überbrücken. Erst wenn die Eigenschaften eines aktuellen Erregers bekannt sind, lassen sich wirksame Impfsubstanzen herstellen. Mindestens drei Monate könnte das in Anspruch nehmen. Aus dem Bundesgesundheitsministerium heißt es, es gebe Fortschritte bei der Produktion und Zulassung für einen Impfstoff-Prototyp. Die Bundesregierung habe 20 Millionen Euro bewilligt: Geplant sei die Produktion von 160 Millionen Impfstoff-Dosen. Damit soll jeder Einwohner zweimal geimpft werden.
    Trotz vieler Informationen und Aufklärung zur Vogelgrippe in den letzten Wochen: Jetzt, wo die Vogelgrippe tatsächlich in Deutschland angekommen ist, zeigen sich viele Bürger besorgt über das aktuelle Geschehen. In den Behörden melden sich viele, die beunruhigt ihre Fragen stellen: Manche haben Vogelkadaver entdeckt, andere haben Fragen zum Verzehr von Geflügelfleisch oder einfach zum Umgang mit ihren Haustieren. Mittlerweile hat das Bundeslandwirtschaftsministerium eine Hotline eingerichtet. Die Bürger können hier ihre Fragen stellen, ihre Sorgen loswerden.

    Zu Vorsicht und Ruhe raten derzeit alle Experten. Doch auch Alexander Kekulé, Mikrobiologe an der Universität Halle, ist sich durchaus bewusst, dass viele Fragen erst noch kommen werden:

    " Wir müssen uns natürlich überlegen, was wir im Sommer machen, falls die Vogelkrankheit im Land ist, mit Seeufern und ähnlichem, wo natürlich Vogelkot ist und die Kinder spielen. Wo sich die Wissenschaftler mit Empfehlungen neue Gedanken machen müssen. "