Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Hamburg
Proteste gegen Schulschließungen

Acht katholischen Schulen droht in Hamburg die Schließung wegen finanzieller Schwierigkeiten. Viele Hamburger wollen das abwenden und protestieren dagegen. Zugleich lotet das Erzbistum aus, welche neuen Modelle den Erhalt der Schulen sichern könnten.

Von Axel Schröder | 16.04.2018
    Eine der aus Budgetgründen von Schließung bedrohten katholischen Schulen im Bistum Hamburg: die Domschule St. Marien am 22. Januar 2018
    Im Hamburg sind mehrere katholische Schulen von der Schließung bedroht. (picture alliance / dpa / Axel Heimken)
    Noch am Samstag demonstrierten Eltern und Schüler gegen die Schließungspläne für bis zu acht von 21 katholischen Schulen in Hamburg. Sie machten direkt vor dem Sitz des Erzbischofs Stefan Heße ihrem Ärger Luft:
    "Man muss miteinander einen Weg finden und nicht nur allein vor sich hinbrüten."
    "Das Besondere an den katholischen Schulen ist, dass die Kinder tagtäglich mit den christlichen katholischen Werten aufwachsen. Auch als Nachwuchsgenerator für das gesamte katholische System. Für die Gemeinden, denen man so den Nachwuchs entzieht."
    Noch am Wochenende hatte es Verhandlungen zwischen der neu gegründeten "Schulgenossenschaft" zum Erhalt aller katholischen Schulen und dem Erzbistum gegeben. Heute Morgen erklärte dessen Sprecher Manfred Nielen, dass nun ein Workshop geplant sei, um die Chancen für den Erhalt möglichst vieler Schulen auszuloten:
    "Es ist in gewisser Weise sicher ein Neudenken. Wir haben ja nach wie vor den Beschluss, den wir am 19. Januar mitgeteilt haben, dass wir 13 Schulen auf jeden Fall erhalten wollen, drei weitere, wenn es uns möglich ist, fünf Schulen nicht weiterführen können. Da sind wir halt gerade dabei, zu schauen: gibt es Wege dort heraus? Gibt es Wege, die mehr katholische Schulen auf Dauer ermöglichen?"
    Finanzielle Schwierigkeiten
    Hintergrund der Schließungspläne, erklärt Manfred Nielen, seien die finanziellen Schwierigkeiten des Erzbistums hinsichtlich der eigenen Schulen. Zum einen wegen der Pensionsansprüche der verbeamteten Lehrerschaft an den katholischen Schulen, zum anderen wegen der hohen Instandhaltungskosten für die Gebäude. Für die acht von der Schließung bedrohten Standorte würden in Zukunft insgesamt 100 Millionen Euro fällig werden, die das Erzbistum nicht aufbringen könne. - Nikolas Hill von der "Schulgenossenschaft" begrüßt, dass nun endlich ein gemeinsames Handeln geplant ist:
    "Wir haben uns verabredet, nun darüber sprechen, jetzt gemeinsam Verantwortung für das gesamte Schulwesen zu übernehmen - Status quo heute sind das 21 Schulen - und unser Interesse ist es naturgemäß, die Schulen insgesamt zu erhalten und wie das im Einzelnen gehen kann, darüber wollen wir jetzt miteinander sehr konkret reden."
    Ein Schritt in die richtige Richtung sei auch die nun verkündete Bereitschaft des Erzbistums, endlich einen Einblick in das Gutachten der Unternehmensberatung Ernst & Young zu geben, das im Auftrag des Erzbistums dessen Finanzplanung durchleuchtet hatte.
    Zehn Millionen Euro möchten Nikolas Hill und die "Schulgenossenschaft" einsammeln, um das nötige Kapital für den Erhalt möglichst vieler Schulen aufbringen zu können. Bislang sind schon bzw. erst drei Millionen Euro zusammengekommen:
    "Ich gehe davon aus, dass wir jetzt, mit dem Signal, dass das Bistum mit uns diesen Weg gemeinsam gehen möchte und an dieser Zielsetzung gemeinsam mit uns zusammen arbeitet, auch zügig weitere Unterstützung einsammeln können."
    Ausgang offen
    Auch Henrik Lesaar, Mitglied des Sprecherteams der Landeselternvertretung für die katholischen Schulen in der Hansestadt, begrüßt zwar die neue Offenheit des Erzbistums und hofft darauf, dass das Kapital der Schulgenossenschaft wächst. Denkbar wäre aber auch, dass die Kirchenleitung bei finanziell gut ausgestatteten Bistümern um Unterstützung bittet:
    "Wir haben aus verschiedenen Kontakten erfahren, dass durchaus Hilfsbereitschaft besteht. Gleichzeitig ist Solidarität ein ganz wichtiges Prinzip in unserer Kirche und insofern ermuntern wir den Erzbischof ganz ausdrücklich, diese Bereitschaft zu nutzen, zum Wohle des Erzbistums."
    Der Sprecher des Erzbistums Manfred Nielen hält wenig von dieser Idee. Er verweist darauf, dass andere Bistümer ganz ähnliche, in einigen Fällen noch viel größere finanzielle Schwierigkeiten haben. Im Übrigen gäbe es einfach zu viele katholische Schulen in Hamburg, das Problem sei ein strukturelles und kaum lösbar mit einer einmaligen Unterstützung anderer Bistümer. Die Gespräche mit der Hamburger Schulgenossenschaft sollen Anfang Mai beginnen. Ihr Ausgang ist offen.