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Hamburg
Weiterbildung für geflüchtete Journalisten

Mit dem Programm "Digitale Medien für Flüchtlinge" bietet die Hamburg Media School als einzige Hochschule in Deutschland eine Weiterbildung für geflüchtete Journalisten an. Die ersten Teilnehmer haben ihr Abschluss-Zertifikat in der Tasche und gehen nun in die Praxis.

Von Mechthild Klein | 15.10.2016
    Ein Mann sitzt an einem Computer, daneben eine Kamera.
    Neustart mit neugelernter Sprache für geflüchtete Medienarbeiter. (dpa/Armin Weigel)
    "Jetzt habe ich schon vor zwei Tagen mit meinem Praktikum beim NDR angefangen: sechs Wochen bei Online und sechs Wochen bei Ausland und Aktuell," sagt Roshak Ahmad.
    Die 31-Jährige ist syrische Filmemacherin und Journalistin. Sie ist eine von 13 Teilnehmern, die in diesem Frühjahr an der Hamburg Media School die Fortbildung "Digitale Medien für Flüchtlinge" begann.
    "Ich bin total gespannt, wenn ich selbst auch als VJ eigene Berichte drehe, wenn ich so darf – das ist total super – also eine großartige Chance auch."
    Das dreimonatige Praktikum ist der Abschluss der Fortbildung und natürlich auch ein Praxistest. Immerhin ist es auch ein Neustart in einer neugelernten Sprache. Die Praktikanten müssen sich bewähren und sie wollen Netzwerke knüpfen.
    "Ich sage immer noch, das ist für mich als Geflüchtete eine von den großen Herausforderungen, weil es gibt so viele herausragende Journalistinnen und Journalisten, die ich nicht leider alle kenne. Aber ich bemühe mich, die Medienszene besser und tiefer zu verstehen."
    Die geflüchteten Journalisten lernten an der Hamburg Media School deutsches Medienrecht kennen. Sie haben ihre Sprachkenntnisse vertieft, ebenso wie ihre Fertigkeiten in Online- und Video-Produktionen, sagt Tina Fritsche, Koordinatorin der Fortbildung für geflüchtete Medienarbeiter.
    "Ich glaube, dass das Programm auch dazu beigetragen hat, eine gewisse Unsicherheit in den Medienhäusern zu senken, oder zu verkleinern, durchlässiger zu machen. Wir sind ja auch zu Exkursionen gefahren zum NDR, zu Gruner und Jahr, zu 'Spiegel', zu verschiedenen Produktionen."
    Erste Erfolge durch die Weiterbildung erkennbar
    Jetzt zum Abschluss zeichnen sich erste Erfolge ab. Ein Kameramann aus Iran, Arman Ahmadi, hat bereits eine Ausbildung als Mediengestalter beim NDR angefangen. Andere Teilnehmer haben die Aussicht auf eine freie Mitarbeit – spätestens nach dem Praktikum, das jetzt beginnt.
    "Zum Beispiel die Schriftstellerin Rosa Yassin Hassan geht zu einer Literaturagentur. Der syrische Fernsehserien-Regisseur Aamar Najjar geht zur Film- und Fernsehproduktion von Sandra Maischberger und unterstützt dort die Arbeit an sechs Dokumentationen für ARTE über arabischsprachige Länder. Der Fotograf und Autor Erik Bautista aus Kolumbien geht zu Gruner und Jahr in die Geo-Bildredaktion."
    Die Unterstützung geht auf: Mit einem Stipendium der "Zeit"-Stiftung kann zum Beispiel Roshak Ahmad im Anschluss berufsbegleitend ein Masterstudium beginnen. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich durch freie Mitarbeit wie andere Kollegen auch.
    "Jetzt habe ich meine eigene Video-Kolumne bei Debate, debate.de und arbeite ich auch zusammen mit Dok-Firmen, also Filmproduktionsfirma in Babelsberg."
    Der Sprung in den Hauptberuf des Journalisten ist für geflüchtete Medienschaffende in Deutschland doppelt so schwer – sie werden lange mit der Sprache zu kämpfen haben. Doch die Berufsaussichten sehen gar nicht so schlecht aus. Auch wenn der Weg nicht immer gradlinig verläuft. Jalal Hosseini, Grafikdesigner aus dem Iran, beginnt jetzt ein Studium in Sozialökonomie. Erst in den Semester-Ferien kann er sein Praktikum bei "Spiegel-Online" antreten. Um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, arbeitet er schon jetzt arbeitet er als Grafiker und Fotograf bei einer Hamburger Modedesignerin. Was er von der Fortbildung der Hamburg Media School mitnimmt?
    "Viel. Über Gesetze. Viel über Journalismus. Viel über Recherche und was mich interessiert. Dazu habe ich viele Kontakte bekommen."