Hamsuns Fall

Von Sabine Küchler und Thomas Zenke · 31.07.2009
Er ist einer der Wegbereiter der modernen Prosa, der norwegische Nobelpreisträger Knut Hamsun (1859-1952). Der Autor von Romanen wie "Hunger" oder "Mysterien" faszinierte einen Thomas Mann, Maxim Gorki oder Henry Miller. Modern sind seine Figuren - ohne "dominierende Eigenschaft", gespalten, inkonsequent. Auch er sei "wechselhaft" in seinem Wesen, seinen Handlungen, bekannte Hamsun. Gravierend sind seine Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus.
So rief er nach der Eroberung Norwegens 1940 seine Landsleute zur Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht auf; so nannte er noch nach der Befreiung Hitler "eine reformatorische Gestalt von höchstem Rang". Norwegen machte ihm nach 1945 den Prozess. Es sei "kinderleicht" nachzuweisen, dass Hamsun ein Faschist sei, schrieb Adorno, "diffizil, diese Einsicht fruchtbar zu machen, und am schwierigsten, Hamsun vor sich selber zu retten".