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Handelsbeziehungen mit USA
Unternehmen rechnen weiter mit guten Geschäften

Trotz Donald Trumps negativen Aussagen zum Thema Freihandel befürchten deutsche Unternehmen in den USA keine allzu großen Einschränkungen. Die gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten sei zu groß, meinen auch Experten. Sie blicken gelassen in die Zukunft.

Von Volker Finthammer | 17.03.2017
    Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Martin Wansleben.
    Martin Wansleben vom DIHK setzt auf die wirtschaftliche Abhängigkeit zwischen den USA und Deutschland. (imago / Metodi Popow)
    Es wird auch in den USA alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Das ist die grundsätzliche Lebenserfahrung auf die gegenwärtig auch die zahlreichen deutschen Unternehmen in den USA setzen.
    "Nichts ist besser, als die gegenseitige Abhängigkeit, wirtschaftliche Abhängigkeit. Das verhindert hoffentlich auch in Zukunft zu starke politische Ausschwankungen", betont Martin Wansleben, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK).
    Freihandel als wichtiges Gut
    Über 4.800 deutsche Unternehmen sind in den USA engagiert und beschäftigen dort unmittelbar - nach den Zahlen der Handelskammern - mehr als 672.000 Mitarbeiter. Und natürlich gebe es unter den Unternehmen seit der Wahl und den Ankündigungen von US Präsident Donald Trump eine gewisse Verunsicherung, betont Carroll Neubauer, der Präsident der deutsch amerikanischen Handelskammern.
    Nach einer aktuellen Umfrage unter den deutschen Unternehmen in den USA würden knapp 60% betonen, dass der Freihandel für sie ein wichtiges Gut sei, das man nicht einschränken dürfe. Aber letztlich haben nur 28% der Unternehmen angegeben dass sie mit schlechteren Bedingungen für die Zukunft rechnen.
    "Wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, das sind die Importunternehmen, die erhöhte Zölle erwarten. Aber immerhin 32% haben gesagt, die Trump Administration wird für uns besser sein. Und das ist eine Zahl, die wir bisher noch nicht gehört haben."
    Für dieses Spektrum gibt es mehrere Gründe. Tatsächlich zählen die von der US-Administration erwägten Einfuhrzölle zu dem größtmöglichen Handicap, das zu Einschränkungen führen könnte. Aber die Sorge, dass diese tatsächlich umgesetzt werden, hält sich in Grenzen. Denn in den USA seien viele Unternehmen auf Importe angewiesen, etwa die gesamte Textilbranche. Solch ein Schritt hätte also unmittelbare Auswirkungen auf die Konsumenten in den USA, weshalb es da wohl genügend Widerstand gegen werde.
    Gegenseitige Verflechtungen hervorheben
    Die deutsche Seite, und da passt auch der Besuch der Kanzlerin rein, setzt im Moment darauf, dass die gegenseitigen Verflechtungen auch mit Blick auf die Arbeitsplätze - die Donald Trump gerade im Industriesektor wieder schaffen will - anerkannt werden.
    "Wenn ich an unsere Situation in Michigan denke, wir haben in Michigan mit neun Millionen Einwohnern 300 deutsche Firmen. Wir haben da zwei Senatoren und Repräsentanten, die uns auch immer wieder abfragen. Die haben ein ganz offenes Ohr und wir führen einen sehr offenen Dialog und wir haben auch den Eindruck, dass unsere Stimmen sehr gut gehört werden, auch in der neuen Administration", sagt Walter Maisel vom Automobilzulieferer Kostal.
    Die deutschen Unternehmen setzen offenbar darauf, dass sie in der mittleren Frist sogar einen Beitrag zur Modernisierung der amerikanischen Industrie und damit zur Beschäftigungssituation beitragen können. Das gilt etwa für die Ausbildung, der auch in den USA fehlenden Fachkräfte, wo man mit dem deutschen dualen System auf großes Interesse stößt.
    "Wir haben heute übrigens 8.000 Leute, die alle qualifiziert sind. Die qualifizieren wir. Das ist übrigens auch ein Teil der Agenda von Frau Merkel heute. Da sind wir eigentlich gut unterwegs mit den local community colleagues und auch die Auslandshandelskammer tut das. Das geht alles nicht so automatisch, wie in Deutschland. Aber wenn man sich engagiert, geht das schon", sagt Ludwig Willisch, der USA Chef von BMW.
    Positiver Blick in die Zukunft
    Einige Ungewissheiten würden bleiben, aber letztlich gehen die Unternehmensvertreter davon aus, auch in Zukunft noch ein gutes Geschäft in den USA zu machen.