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Handelskonflikt USA und China
Verhandeln, drohen, vorbereiten

Nach der Drohung der USA , Strafzölle auf Importe aus China zu verhängen, wird hinter den Kulissen über eine Lösung verhandelt. Denn Chinas Führung möchte einen Handelskrieg mit den USA auf jeden Fall verhindern. Gleichzeitig werden unterschiedliche Strategien für den Worst Case vorbereitet.

Von Steffen Wurzel | 28.06.2018
    China, Peking: Eine Frau geht an einem Laden für US Bekleidung vorbei.
    China, Peking: Eine Frau geht an einem Laden für US Bekleidung vorbei. (dpa / AP / Ng Han Guan)
    Hinter den Kulissen verhandeln China und die USA weiter, um einen voll ausgewachsenen Handelskrieg doch noch zu verhindern. "Alles ist möglich", sagt Zhang Haibing vom Shanghaier Institut für Internationale Studien. "Ich persönlich schließe nicht aus, dass letztlich doch noch ein Kompromiss gefunden wird, um einen Handelskrieg doch noch abzuwenden."
    Der Ball liege ganz klar im Feld von Donald Trump und seinen Beratern, ergänzt die Expertin des regierungsnahen Instituts. Noch bis zum 6. Juli ist Zeit für eine Verhandlungslösung, das ist Freitag in einer Woche. Dann sollen die 25-prozentigen US-Sonderzölle auf bestimmte chinesische Produkte greifen. Ab demselben Tag würde China auch Vergeltungszölle auf US-Produkte erheben.
    Nachgeben: Für China keine Option
    Der Sprecher des Handelsministeriums in Peking Gao Feng betont: Einknicken werde China auf keinen Fall: "Es ist sehr bedauerlich, dass die USA immer neue Maßnahmen vorlegen, die das Zeug haben, einen Handelskrieg auszulösen. China ist gezwungen mit großer Stärke zu reagieren. In Verhandlungen schwingen die USA gerne den großen Knüppel. Bei uns hilft ihnen das aber nichts. Solch irrationales Benehmen wird nicht helfen, das Problem zu lösen."
    Die chinesische Staats- und Parteiführung ist in einer Zwickmühle. Einerseits muss sie Stärke demonstrieren: in Richtung der USA aber auch gegenüber der heimischen Bevölkerung. Andererseits hat China überhaupt kein Interesse daran, dass sich der derzeitige Handelskonflikt wirklich zu einem vollen Handelskrieg ausweitet; unter anderem, weil China rein zahlenmäßig deutlich mehr zu verlieren hätte als die USA.
    "China verkauft viel mehr Waren in die USA als umgekehrt, deswegen sind die chinesischen Exporte in die USA auch wichtiger für die chinesische Wirtschaft als anders herum", analysiert Brad Setser von der US-Denkfabrik Council on Foreign Relations. Im Fernsehsender Bloomberg verweist er allerdings auch auf die alternativen Möglichkeiten, die China hätte, um der US-Wirtschaft zu schaden. "China hat viel größere Möglichkeiten als die USA, seine Währung abzuwerten und so als Werkzeug zu nutzen, um Druck auszuüben. Und: Amerikanische Firmen sind in China viel stärker vertreten als chinesische Firmen in den USA. China kann also stärker Druck auf US-Firmen ausüben als umgekehrt."
    Propaganda als wirksames Druckmittel
    Erst vergangenes Jahr führte China vor, wie einfach es durch Druck auf einzelne Firmen der Wirtschaft eines ganzen Landes schaden kann. Und zwar ohne Zölle oder anderer offizieller handelspolitischer Werkzeuge. Aus Protest gegen den Plan der südkoreanischen Regierung, ein Raktenabwehrsystem zu stationieren, zettelte die Staats- und Parteiführung in Peking eine besipiellose Kampagne an gegen südkoreanische Firmen in China, zum Beispiel gegen den Autokonzern Hyundai und das Handelsunternehmen Lotte. Die Umsätze der betroffenen Firmen brachen ein.
    Das könnte ein Vorbild sein für ähnliche Aktionen, vermutet Analyst Brad Setser: "So, wie Chinas Wirtschaft gestrickt ist, gibt es viele informelle Knöpfe, die Chinas Führung drücken könnte. Sie könnte den US-Autohersteller GM so behandeln wie damals Hyundai. Oder sie könnte der Kaffee-Firma Starbucks Betriebslizenzen verweigern. Oder einfach eine Kampagne anzetteln nach dem Motto: Starbucks-Kaffee trinken ist unpatriotisch, stattdessen sollten Chinesen lieber Tee trinken."